Kaum ein Film konnte in den letzten Jahren so polarisieren wie die Verfilmung des Comic-Antagonisten „Joker“. Es stellt sich die Frage ob Todd Phillips‘ neuster Film ein Meisterwerk oder doch misslungen ist.
Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) führt alles andere als ein glückliches Leben. Er befindet sich am unteren Ende der Gesellschaft und verdient sein tägliches Brot durch kleine Jobs als Clown. Kaum dem lästigen Arbeitsalltag entflohen, muss er sich seiner kranken Mutter widmen. Das alles, um sich irgendwann seinen Lebenstraum erfüllen zu können – ein Comedian zu werden. Doch durch seine psychische Krankheit und das Machwerk anderer, bringt Fleck eine Sache ins Rollen, die nicht nur sein Leben, sondern dass der gesamten Stadt verändern sollte…
Kaum eine Figur steht wohl ikonischer für eine schwer umzusetzende Rolle als die des Jokers. Gerade die Performance des, Postum mit einem Oscar geehrten, Schauspielers Heath Ledger, bleibt für viele unerreicht. Umso schwieriger war es nun für Joaquin Phoenix, in diese Rolle zu schlüpfen.
In der Vergangenheit war der Joker meist nur ein Beiwerk, der Antagonist von Batman. Doch dieser Film geht in eine komplett andere Richtung. Anstatt eines Filmes, der nur so vor Effekten und Schnitten strotzt, baut Todd Phillips in seinem Werk ein Psychodrama. Einen Film, der anders kaum sein könnte. Auf den ersten Blick nur eine Comicverfilmung, doch schlussendlich vielmehr eine Portraitierung, die uns mitfühlen lässt, wo eigentlich kein Mitgefühl sein sollte.
In jeder einzelnen Sekunde des Filmes ist dem Zuschauer klar, „Dieser Mann ist krank“. Ein Mensch, mit einem Lachen, das in den unpassendsten Situationen durch Mark und Knochen geht, will Comedian werden. Phillips präsentiert uns in seinem Werk keinen Helden, den wir vergöttern, sondern einen Antihelden, den wir zu verstehen versuchen. Joaquin Phoenix schafft es diesen Joker so zu spielen, dass man jede Niedergeschlagenheit dieser kaputten Seele spürt.
Eine gewisse Vorhersehbarkeit kann man mit Sicherheit kaum abstreiten. Doch darum soll es in dem Film auch nicht gehen. Jeder der sich für diesen Streifen das Ticket kauft, weiß wer der Joker am Ende ist. Viel spannender ist doch der Weg dorthin. Kaum ein Film passt besser auf die Weisheit, dass der Weg das Ziel sei.
Trotz der Genialität und der Andersartigkeit dieses Filmes, spaltet er die Meinungen der Kritiker und Zuschauer. Kein Film war in den vergangenen Jahren mehr im Gespräch. Als Grund für die teils große Ablehnung könnte man zum einen Voreingenommenheit und eine falsche Erwartungshaltung sehen. Der Trailer zeigt es schon: „Joker“ ist kein Mainstream-Kino, dass alle Comicfans abholen kann und vor allem soll.
Viel eher ist es ein cineastischer Ansatz, der mehr zum künstlerischen Arthaus Kinos passen würde. Der Regisseur versucht in keinster Weise sich dem Kino für die Massen anzupassen, sondern stellt seine Version des Jokers da. Ein facettenreicher Joker, der Mitgefühl hervorruft. Viel fragwürdiger sind Kritiken, die dem Film eine „falsche“ Darstellung des Jokers vorwerfen. So sind es dieselben, die dem DC-Universum Monotonie gegenüber Marvel vorwerfen. Kaum wagt man seitens Warner etwas Neues, ist es für viele zu experimentell. Das Resultat dieser Produktion ist nicht zu vergleichen mit „Aquaman“, „Suicide Squad“ und Co. Dass leichtes Popcorn-Kino anders geht, dessen ist sich auch der Regisseur bewusst. Doch genau dieses, etwas andere Herangehen an eine Umsetzung fehlt dem Kino derzeit.
Fazit:
Schlussendlich stellt sich allerdings die Frage, für wen dieser Film interessant sein könnte. Unterm Strich für all jene, die sich für die Hintergründe der Person Arthur Fleck interessieren. Die Neuinszenierung des Jokers soll die Hintergründe der Personen hinter dem Clownsgesicht beleuchten und nicht das Resultat.
(Nils Zehnder)
Bilder & Trailer: Warner Bros. – Alle Rechte vorbehalten!
Das gelesene gefällt mir, ein tolles Review!
Ich bin nun noch neugieriger, als ich es ohnehin war..
Danke für deinen gelungenen Eindruck!
Tolle Review! Ich bin schon auf den Film sehr gespannt 🙂