„Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ ist der neunte Film und dabei das erste Spin-off aus dem „Fast & Furious“ Franchise. In dem Film kreuzen sich die Wege von den titelgebenden Fan-Lieblingen, Luke Hobbs (Dwayne Johnson) und Deckard Shaw (Jason Statham), und stürzt sie in ein gemeinsames Abenteuer. Vielleicht hat man das nicht mehr so auf dem Schirm, aber die zwei gehören mittlerweile zu den alten Hasen in dem Franchise – mal abgesehen von der „originalen Crew“ bestehend aus Dom, Letty, Brian (RIP Paul Walker), Mia, Roman und Tej. Immerhin ist Hobbs bereits vor acht Jahren in „Fast & Furious Five“ das erste Mal in Erscheinung getreten. Shaw dann im darauffolgenden „Fast & Furious 6“, was auch schon sechs Jahre her ist. So richtig nahm die Dynamik zwischen den beiden aber erst im letzten Film der Reihe, „Fast & Furious 8“, Fahrt auf. Im Anschluss an eben jenen letzten Film war bekanntermaßen Eiszeit zwischen einigen Darstellern, allen voran Vin Diesel und Tyrese Gibson, welche sich zeitweise mit Dwayne Johnson überworfen haben. Man nehme diesen Umstand und füge ein aufkommendes Interesse seitens der Zuschauer mehr von Hobbs und Shaw gemeinsam zu sehen zu bekommen hinzu, und schon lässt sich die Entscheidung ein Spin-off zu machen leicht nachvollziehen.
Die Handlung setzt zwei Jahre, nachdem mit vereinten Kräften Cipher das Handwerk gelegt wurde, an. Wer sich an das Ende von „Fast & Furious 8“ erinnert weiß, dass Hobbs damals seiner Tochter versprochen hat, mit der Arbeit etwas kürzer zu treten. Davon ist am Anfang von „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ erst mal nichts zu merken, als er sich auf für ihn typische Art und Weise Informationen verschaffen geht. Kurz darauf wird aber klar, dass er das aus eigenem Interesse gemacht hat und es kein Auftrag war – dieser folgt jedoch prompt und platzt mitten in sein Familienleben hinein. Mit dem Argument, dass die Welt nur von ihm gerettet werden kann, lässt er sich schließlich überzeugen. Beziehungsweise nur von ihm in Zusammenarbeit mit noch jemandem. Ihr ahnt es: Shaw. Dessen sind sich die beiden bis zum Aufeinandertreffen in London (natürlich) nicht bewusst und weigern sich (natürlich), miteinander zu arbeiten, während sie sich (natürlich) bis aufs Letzte beleidigen. Soweit sehr unterhaltsam!
Die Informationen, welche Hobbs sich mit viel Muskelkraft verschafft hat, während Shaw parallel das Gleiche gemacht hat, hängen selbstverständlich mit dem Auftrag zusammen. Sie beziehen sich auf einen Überfall, mit welchem der Film beginnt und in dem der Bösewicht vorgestellt wird: „Who are you?“ – „The bad guy.“ Gestatten, Brixton Lore (Idris Elba). Leider wird dem Film dadurch gleich am Anfang unheimlich viel Potential genommen, Spannung aufzubauen. Dies betrifft sowohl den Gegenspieler des Films als auch den von Vanessa Kirby gespielten Charakter. Spannung wird stattdessen (leider) sehr klassisch (und eher künstlich) aufgebaut: Es gibt nur noch so und so viel Zeit, dieses und jenes zu machen, ansonsten fliegt dies oder das in die Luft, oder jemand wird vergiftet, oder irgendwas anderes Schlimmes passiert.
Während sich die Handlung eng angelegt an den Actionszenen entwickelt, stimmt die Chemie zwischen Hobbs und Shaw von ersten Aufeinandertreffen an und stimmt mit dem überein, wie man sie bisher kennengelernt hat und was man an Erwartungshaltung aufgebaut hat. Allerdings wechseln sich Szenen, in denen das gegenseitige Beharken natürlich wirkt ab, mit welchen in denen es zu stark konstruiert erscheint. Es entsteht zeitweise das Gefühl, dass die Handlung extra entschleunigt wird, um Raum zu schaffen für einen verbalen Schlagabtausch, nur, um direkt danach wieder Fahrt aufzunehmen. An und für sich wäre das nicht weiter schlimm, schließlich gibt es in jedem Actionfilm ruhigere Momente. Jedoch wird hier viel mehr als sonst in den bisherigen „Fast & Furious“ Filmen versucht, lustig zu sein. Dadurch entsteht ein starker Kontrast zwischen ruhigeren Szenen, in welche Witze eingebaut sind, und den actionreicheren Szenen.
Das Problem dabei ist, dass der Humor nicht organisch in die Handlung eingewoben ist, wie man es zum Beispiel von Romans Sprüchen aus den anderen Filmen kennt. (Wobei seine Rolle mittlerweile darauf reduziert scheint, aber das gehört nicht hier her.) In „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ fällt nicht hier und da mal eine lustige Punchline, sondern der ganze Film gibt sich Mühe – zumindest Phasenweise – eine Komödie zu sein, was stark durch zwei sehr umfangreiche Cameos bekräftigt wird. Das ist auch die Hauptkritik an dem Film: „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ weiß nicht, was er sein will. Eine Komödie? Ein Science-Fiction-Film mit Transformer-Motorräder? Oder eben doch nur ein Actionfilm?
Insgesamt ist „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ ein Film ganz im Sinne des Franchises mit viel Action, welche die Regeln der Physik nicht sonderlich ernst nimmt. Vor allem die Zeit scheint sehr dehnbar zu sein. Typisch „Fast & Furious“ ist auch, dass der Gegenspieler hauptsächlich fies gucken und gut mit den Fäusten umgehen können. Dementsprechend bietet der Film höchstens durch die zuvor angesprochenen Cameos Überraschungsmomente – wenn auch nur sehr kurzweilige. Definitiv lobend zu erwähnen ist, dass der Film bildgewaltig daherkommt. Darüber hinaus spielen nicht nur verschiedene Arten von Autos immer wieder mal eine Rolle, man sieht sogar mal wieder ölverschmierte, an Autos herum schraubende Menschen, was einen an die Ursprünge der Fast & Furious Filme denken lässt. Ein wenig zumindest.
(J.-H. Matthies)
©Bilder und Trailer Universal Pictures – Alle Rechte vorbehalten!
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Hmm, der Rezi kann nicht zustimmen. Die geringe Punktanzahl scheint eher damit begründet, dass des Kritikschreibers Erwartungshaltung nicht erfüllt worden ist, bzw. er mehr in den Film hinein interpretiert, als der Film je sein wollte.