„Fariña Cocaine Coast“ ist eine spanische Crime-Drama Serie aus dem Jahre 2018, welche auf dem Buch von Nacho Carretero basiert. In seinem Buch beschreibt der Journalist Nacho Carretero, wie ein paar „einfache“ Fischer in den 90ern den Drogenhandel nach Galicien brachten. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem, zum Drogenboss aufgestiegenen Sito Miñanco. Am 03. August 2018 nahm der bekannte Streamingsender Netflix die Serie in sein Programm auf. Nun liegt mir die Blu-ray Veröffentlichung von eye see movies vor. Wie sich die Serie im europäischen Vergleich schlägt, wie die Blu-ray geworden ist und ob sich eine Sichtung lohnt, erfahrt ihr in diesem Review.
Inhalt:
Der junge Fischer Sito Miñanco ist es leid, für ein paar Pesetas sich krumm und buckelig zu arbeiten. Das einfache Leben, das sein Vater führt, ist einfach nichts für ihn, er will Geld, er will einen Mercedes, er will jemand sein, den die Leute ernst nehmen. Als er eines Abends auf der Flucht vor der Seepolizei, einen Zigarettenschmuggel auffliegen lässt, sieht er seine Chance gekommen, in diesen lukrativen Handel einzusteigen. Zigarettenschmuggel ist einfach und außer einer Strafe passiert nicht viel. So steigt er in den Schmugglerring von Vicente Otero Pérez genannt „Terito“ ein und verdient gutes Geld. Doch das reicht noch nicht, ihm den Respekt und Macht zu verschaffen, die er für angemessen hält. Da kommt es ihm gerade recht, dass sich eine neue Möglichkeit auftut, die wesentlich lukrativer erscheint, Haschisch. Das Business läuft, aber irgendwo muss er mit seinem Geld hin und wie er erfährt, sei Panama genau der richtige Ort um „dreckiges“ Geld zu waschen. Dort stolpert er über die für ihn noch unbekannte Droge Kokain und erstmalig über den Namen Pablo Emilio Escobar, der Drogenbaron überhaupt. Das spornt ihn an und soll sein Ziel sein, so mächtig und gefürchtet wie Escobar zu werde. Dann endlich werden ihm die Menschen in Galicien den Respekt zollen, den er seiner Meinung nach verdient.
Meinung und Wertung:
Dieses Jahr hatte ich bereit das Vergnügen eine ausgezeichnete Serie sehen zu dürfen, welche das Mafia Problem in den 90ern zum Thema hatte. Nun hatte ich mit „Fariña Cocaine Coast“ erneut eine Serie aus dem letzten Jahr auf dem Tisch, die ebenfalls die kriminellen Machenschaften der 90er Jahre behandelt, dieses Mal aber nicht in Italien, sondern in Spanien. Um genau zu sein die Region Galicien, im Nordwesten Spaniens. Denn auch dort gab es einige Drogenbosse, die ihrem „Vorbild“ Escobar nacheiferten, allen voran Sito Miñanco.
Wie bereits erwähnt, ist dies nun meine zweite Serie dieses Jahr, die sich mit den Machenschaften krimineller Clans beschäftigt. Die erste war „Il Cacciatore – The Hunter“ die das Thema, Mafia der 90er Jahre hatte. Vorab kann ich schon mal sagen, dass „Fariña Cocaine Coast“ nicht an die Qualität von „Il Cacciatore“ heranreicht. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich mit den Ereignissen in Galicien bis dato nicht wirklich vertraut war und für mich die Vorgänge in Italien präsenter waren. Deshalb war ich gespannt, was sich damals in Galicien ereignete und wie die Spanier die Serie umgesetzt haben.
Fangen wir mal beim Cast an, Javier Rey als Sito Miñanco spielt wirklich sehr authentisch. Damit hebt er sich auch vom restlichen Cast ab. Wo wir auch schon beim ersten negativen Punkt wären, Javier Rey ist auch der einzige vom Cast, der glänzen kann. Die schauspielerische Leistung, Ausstrahlung, etc. vom restlichen Cast ist eher, naja. Was direkt auch in den ersten Folgen auffällt, besonders beim Treffen mit „Terito“ und den anderen Clan Mitgliedern, als es zum Eklat kommt. Das hatte was von Laien Theater. Im direkten Vergleich mit „Il Cacciatore“ bietet der italienische Cast mehr und bleibt daher auch eher im Gedächtnis.
Die Inszenierung erfüllt leider auch alle Klischees und startet auch ungebremst in die Geschehnisse. Eine Einführung in die Figuren selbst bleibt erstmal aus und man muss mit dem zurechtkommen, was man durch die ersten spärlichen Infos erfährt. Schön ist wiederum, dass man ebenfalls wie bei „Il Cacciatore“ anfangs auf Archivmaterial realer Aufnahmen zurückgriff, um wenigstens eine kurze Einleitung zu kreieren, damit der Zuschauer nicht ganz mit „leeren Händen“ dasteht. Dennoch, die Sprünge vom kleinen Fischer zum Zigarettenschmuggler, Haschisch-Schmuggler und Kokain-Schmuggler werden so zackig abgearbeitet, dass man eigentlich keinerlei Bezug zu den anderen Personen bekommt. Man kann schon froh sein, der Figur Miñanco zu folgen. Das drumherum wird wie am Fließband abgearbeitet, gerade noch Fischer muss Miñanco zusehen, wie er sein Geld in Panama waschen muss und dort hat er neben seiner Frau auch gleich sein Liebchen. Selbst das Klischee „Bettszene“ wird im wahrsten Sinne des Wortes runter gerattert. Zu herrlich ist auch die „jugendliche“ Naivität, mit der die Galicier an die „harten“ Drogen herangehen. Scheinbar weiß noch keiner so recht, was das weiße Teufelszeug bewirkt, aber die Bosse wissen, dass man dafür in den Knast wandern kann. Was aber beweist, warum es für Miñanco vergleichsweise einfach war, sein Drogenimperium aufzubauen.
Das größte Manko für mich, man bekommt keinen großen Bezug zu den anderen Figuren, alles dreht sich um „Miñanco“. Natürlich gibt es seine Kumpane, seine Frau, den Ermittler, die Bosse und etliche andere, aber irgendwie erhält man keinen wirklichen Zugang zu diesen. Besonders dem ermittelnden Beamten hätte man mehr Aufmerksamkeit widmen sollen. Natürlich hinterlassen die Ermittlungen auch ihre Spuren, aber auch da hätte man definitiv mehr draus machen können. Man verpasst den Nebencharakteren zwar auch gewisse Storylines, trotzdem fehlte mir da das gewisse Etwas. Diese hätte man besser ausarbeiten können. Bei „Il Cacciatore“ beispielsweise sind beide Parteien von Anfang an auf Augenhöhe, was die Geschichte wesentlich interessanter machte. „Fariña Cocaine Coast“ schippert dagegen im Fahrwasser bekannter Drogenbaron Verfilmungen. Das bedeutet jetzt nicht, dass die Serie per se schlecht wäre. Optisch ist sie gelungen, Javier Rey spielt wirklich überzeugend, der restliche Cast nach seinen Möglichkeiten, das Setting passt, die Ausstattung, die Kostüme sehen wirklich nach den 90ern aus und die Musik wurde ebenfalls passend gewählt. Auch wenn ich in so mancher Rezension gelesen habe, dass die Rockmusik für Spanien unpassend und aufgesetzt klingen würde, was ganz sicher nicht der Fall ist. Im Gegenteil, Spanien ist sogar bekannt für seine rockigen Klänge und Rock-Festivals. So oder so, die Serie konnte mich nicht völlig überzeugen und ich bin der Meinung: da wäre noch Luft nach oben gewesen. Trotzdem ist sie einen Blick wert, besonders wenn man mal einen Blick über den Tellerrand von Mafia und Camorra werfen möchte, denn auch andere Länder hatten eine ziemlich kriminelle Vergangenheit.
Habt ihr die Serie gesehen, wie habt ihr sie empfunden, hat sie euch gefallen, bejubelt ihr sie oder fandet ihr sie bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Das Bild ist für eine Serien Veröffentlichung wirklich sehr gut geworden. Farben, Kontraste und die Schärfe sind auf sehr gutem Niveau. Überraschenderweise patzt nicht mal der Schwarzwert in den dunklen Szenen, es ist nicht mal das bekannte Banning bei solchen Aufnahmen zu sehen. Nein, bei der Bildqualität kann man für eine Serien VÖ definitiv nicht meckern.
Ton:
Der Ton ist Genrebedingt natürlich sehr Dialoglastig und Surround-Effekte sind keine auszumachen. Dafür sind die Dialoge durchweg gut verständlich und die spanische Rock- und Pop-Musik der 90ger Jahre, ist durchaus in der Lage das Wohnzimmer gut zu beschallen.
Extras:
- Trailer
(Marc Maurer)
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