Dank der immer weiter fortschreitenden Technik ist es mittlerweile möglich, dass sich manche Spiele in Sachen Präsentation nicht vor einem guten Film oder einer fesselnden Serie verstecken müssen. Titel wie „Heavy Rain“, „Beyond: Two Souls“, „Detroid“ oder „Until Dawn“ haben das schon eindrucksvoll bewiesen und aufgezeigt, dass die Medien Videospiel und Film immer weiter zusammenwachsen.
Doch es geht auch andersrum, wie es beispielsweise Netflix erst vor kurzem mit dem interaktiven Film „Bandersnatch“ aus der Black Mirror Serie zeigte.
„ERICA“ vom Entwickler Flavourworks, welches in der Opening Night der Gamescom als Shadowdrop für die PlayStation 4 released wurde, geht einen ähnlichen Weg und ist ein komplett gefilmter Mystery-Thriller. Dank der PlayLink Funktionalität ist es möglich, das Spiel bzw. den Film entweder per Touchpad des Controllers oder per Smartphone über eine separate Begleit-App zu steuern und interaktiv zu beeinflussen.
Wie der Spielename erahnen lässt, dreht sich die Handlung um Erica (gespielt von der Schauspielerin Holly Earl). Ericas Vater wurde in ihrer Kindheit ermordet und nun wird sie als Erwachsene erneut mit dem Mord konfrontiert.
Da wir als Spieler sämtliche Entscheidungen von Erica treffen sollen, gibt es im Spielverlauf ca. alle zehn bis 15 Sekunden es eine Interaktion. Es bietet sich an, das Spiel in Gesellschaft zu spielen und über die zu treffenden Entscheidungen zu diskutieren. Aber auch die Zeit verlaufen zu lassen und somit zu schweigen, ist an dieser Stelle eine bewusste Option. Wie die Eingabe geschieht, hat ebenfalls unter Umständen Einfluss auf die Story. So kann eine Tür entweder vorsichtig geöffnet oder angestoßen werden. Die Steuerung von Erica kann per Touchpad des Controllers oder Smartphone durchgeführt werden. Beide Varianten funktionieren relativ reibungslos, wir empfehlen aber die Steuerung per App.
In Sachen Musik hat Komponist Austin Wintory (Journey, Assassin’s Creed Syndicate) sehr gute Arbeit geleistet und liefert einen tollen Soundtrack ab, der spannende Momente im Spiel dramatisch verstärkt.
Die Länge eines Spieldurchlaufes orientiert sich an einer durchschnittlichen Spielfilmlänge. Nach ca. 90 Minuten ist also eines der fünf verschiedenen Enden erreicht. Da es keine Speicheroption gibt und man mit den getroffenen Entscheidungen leben muss und da jedes Ende noch dazu nur einen Teilaspekt der Lösung des Mordfalls aufdeckt, muss „ERICA“ mehrmals durchgespielt werden, wenn man wirklich alles erfahren möchte.
Trophäensammler sollten auf die vielen kleinen Details achten, die oft auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind. So kann man beispielsweise an einer Rezeptionstheke mehrmals genervt auf die Glocke hauen, oder die Glocke nur einmal betätigen. Beides hat eine andere Reaktion zur Folge.
Fazit:
Fünf Jahre lang hat das Entwicklerstudio Flavourworks an ERICA gearbeitet und die gelungene Fusion von Videospiel und Film kann sich wirklich sehen lassen. Holly Earl macht ihre Sache großartig und die Mystery-Story mit verschiedenen Enden ist spannend geschrieben. Der Soundtrack und die gelungene deutsche Synchronisation sind weitere Highlights. Die Steuerung per App oder Touchpad ist genau und spricht schnell an. Einzig die relativ kurze Spieldauer ist ein kleiner Kritikpunkt, den man aber bei einem Preis von knapp 10,00 Euro getrost verschmerzen kann.
Pro:
– tolle Atmosphäre
– viele Interaktionen möglich
– 5 verschiedene Enden
– hervorragende Vertonung
Contra:
– kurze Spieldauer
(Björn Cuber)