Der Film „Enkel für Anfänger“ kommt am 20. August 2020 auf Blu-ray und DVD in den Handel und hier gibt es das ausführliche Review dazu.
Am 06. Februar 2020 brachte uns Regisseur Wolfgang Groos seine Generationskomödie „Enkel für Anfänger“ nach dem Drehbuch von Robert Löhr in die deutschen Kinos. In dieser lässt er Maren Kroymann, Heiner Lauterbach und Barbara Sukowa als Rentner in die Rolle von Aushilfs – Omas und Opas schlüpfen. Dabei tragen die drei Protagonisten selbst genug eigene Probleme mit sich herum und während es die einen als Chance sehen, ergeben sich andere ihrem Schicksal. Doch nach und nach wachsen auch die Rentner nochmals an ihrer Aufgabe, die sich mit der Zeit als Geschenk anstatt einer Bürde offenbart. Ob diese Komödie einen Blick wert ist und ob man sich diesen in die heimische Sammlung holen sollte, erfahrt ihr wie immer wenn ihr weiterlest.
Story:
Karin ist von ihrer Schwägerin Philippa fasziniert, wie sie ihr Leben trotz ihrer unkonventionellen Art meistert. Als altgediente Erzieherin nimmt sie sich nun als Pflege-Oma anderer Leute Kinder an. Karin, selbst kinderlos, findet ihr Leben mit Harald trist und auch eingeengt. Für Harald ist das Leben wiederum okay so wie es ist. So nimmt sie Philips Rat an und wird als Aushilfs-Oma tätig. Auch das Rentnerdasein von dem ehemaligen Internisten Gerhard ist seit dem Tod seines Mannes leer und lustlos, doch auch er ist der Meinung, dass das genau so in Ordnung sei. Wenn man sich nicht bindet, kann man auch niemand verlieren, so sein Motto. Wie es das Leben so will, trifft er auf Karin und Philipa, die auf dem Weg zur „Enkel-Vermittlung“ sind und erneut schlägt das Schicksal zu. So kommt unser grantiger Internist wie die Jungfrau Maria zu einem Kinde und das, trotz jeglicher ergriffener Abwehrmaßnahmen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten zeigt sich, dass die Generationsbegegnung doch nicht ganz so unangenehm ist, wie anfangs vermutet. Es entwickelt sich eine gewisse Zuneigung zu den Leih-Enkeln. Doch das Leben ist nicht immer so einfach, wie man es sich gerne wünscht und so stellt sich für alle drei Aushilfs-Großeltern noch eine große Hürde entgegen, bevor ein neuer Lebensabschnitt für Philipa, Gerhard und besonders Karin beginnen kann.
Meinung und Fazit:
Regisseur Groos stellt zu Beginn seines Films den „faden“ Alltag einiger Rentner in den Mittelpunkt, einmal die verheiratete und kinderlose Karin (Maren Kroymann), die mit ihrem Leben, ihrem Mann und wie sagte es schon Michael Bully Herbig so schön: mit der Gesamtsituation unzufrieden ist. Was unter anderem an ihrem Gatten Harald (Günther Maria Halmer) liegt, der schön fleißig auf das Alter, Treppenlifte und Pflegeheime spart, anstatt mit seiner Frau das Leben zu genießen. Ganz anders seine Schwester und Karins Schwägerin Philipa (Barbara Sukowa), ebenfalls eine Endsechzigerin. Die, obwohl sie früher Erzieherin war, irgendwo zwischen Woodstock und der auslaufenden Hippie Zeit hängen geblieben sein muss. Und dann wäre da noch Gehard (Heiner Lauterbach), nicht, dass es schon schlimm genug ist, dass sein Mann das Zeitliche segnete, auch der gemeinsame Hund meinte Gerhards Ehemann folegen zu müssen. Im Mittelpunkt stehen somit Karin, Gerhard und Philipa, letztere bringt auch diese Enkel-Aushilfs-Oma Geschichte zum Laufen. So wartet der Film im ersten Drittel mit einer gehörigen Portion Humor auf, der die Generationskonflikte und Erziehungsstrategien junger Eltern ziemlich auf die Schippe nimmt. Besonders die Szenen mit Gerhard und Philipa sorgten für so manche Schenkelklopfer. Ich muss sagen, die Darsteller zogen bei ihren Dialogen schon einiges vom Leder und auch der typisch deutsche Fremdschäm-Moment durfte nicht fehlen.
Wie bei den meisten Filmen dieser Art, ist auch „Enkel für Anfänger“ in drei Akte unterteilt und verfährt überwiegend nach dem bekannten Schema F. Das heißt erster Akt: Einführung der Charaktere und alles wird auf ein Gagfeuerwerk und Situationskomik getrimmt. Zweiter Akt: die Charaktere besinnen sich auf das Wesentliche, die Figuren werden etwas ernster und auch die Witze etwas subtiler, dazu wird eine dramatischen Spannungskurve aufgebaut, die alles Vergangene in Frage stellen soll. Dritter Akt: die Dramatik ist auf ihrem Höhepunkt, aber letztlich rettet die Einsicht die verfahrene Situation und schlussendlich haben sich alle wieder lieb. Dennoch schien Autor Robert Löhr aus diesem Klischee ausbrechen zu wollen. Das Problem, er begann dabei die Geschichte zu zerfleddern, in dem er mehrere dramatische Konfliktsituationen einbaute, diese aber entweder nicht zu Ende führte oder deren Höhepunkt verpuffen ließ. Ebenfalls etwas unglücklich gelöst ist der Augenblick, wo Regisseur Groos die Figuren Gerhard und Philipa völlig in den Hintergrund treten lässt und sich nur noch auf Karin konzentriert. Sprich Gerhards und Philipas Storyline mit deren involvierten Figuren wirkt wie abgewürgt, man hätte auch gleich einen Cut machen können mit den Worten: und jeder für sich lebte glücklich und zufrieden bis an dessen Lebensende. So bekommt einzig Karin den letzten großen Auftritt und erläutert mit den Worten aus dem Off gesprochen, die letzte große Erkenntnis.
Fazit:
Somit bin ich auch schon beim Fazit angelangt: „Enkel für Anfänger“ ist eine wirklich witzige Komödie, die dem Genre aber nichts neues hinzuzufügen weiß. Auch wenn Regisseur Groos und Autor Löhr am Ende versuchen, der Geschichte ein nicht für das Genre typisches Ende zu verpassen, ist es genau dieses, was den Film unrund werden lässt. Man legt das Augenmerk mehr auf einen Charakter und lässt die andern mit klischeehaften Endszenen, wie die Umarmung zur Versöhnung oder der Besuch der Mutter bei der Tochter, einfach so auslaufen. Dafür verlängerte man künstlich den Plot um den Charakter Karin sowie deren Einsichten und daraus resultierenden Handlungen. Da wirkt es gerade so, dass man dem Charakter eine Generalabsolution zu Teil werden lässt, was dann aufgrund der offenen Erzählstränge dann doch etwas unglaubhaft und konstruiert wirkt. Nichtsdestotrotz ist „Enkel für Anfänger“ eine sehenswerte Komödie, die sich vorrangig dem Alter und den auftretenden Generations-Missverständnissen/Konflikten widmet und diese auch gehörig durch den Kakao zieht. Hier seien nur die Eltern von Philipas Pflege-Enkel-Kind genannt. Wer Heiner Lauterbach als grantelnder Misanthrop erleben will, der sich einem Pflege-Enkel und einer Alt-Hippie-Erzieherin erwehren muss, ist hier genau richtig.
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Bild:
Das Bild ist für eine aktuelle VÖ erwartungsgemäß sehr ordentlich ausgefallen. Das Bild ist knackig scharf, die Farben satt, die Kontraste durch homogen eingestellt. Dies spiegelt sich auch in einem ordentlichen Schwarzwert wieder, bei dem selten Details in dunklen Szenen verloren gehen. Das Bild bewegt sich oberen Drittel der Bewertungsskala, dennoch gibt es einige Titel, die das oben genannte nochmals einen ticken besser können.
Ton:
Der Film bietet eine deutsche DTS-HD MA 5.1 Tonspur, sowie einen deutsche Hörfilmfassung in DTS-HD MA 2.0. Der Ton ist klar und sauber, die Dialoge dauerhaft sehr gut verständlich und frei von Überlagerungen. Genretypisch stehen hier auch die Dialoge im Vordergrund, so wird eine Surround-Sound-Fan wohl nicht auf seine Kosten kommen.
Extras:
- Making of
- Character-Clips
- Behind the Scenes
- Trailer
Technische Bewertungen beziehen sich immer auf das Alter und das vorhandene Ausgangsmaterial!
Wie immer möchte ich mich für eure Aufmerksamkeit bedanken und hoffe wir lesen uns bei meinem nächsten Review wieder.
(Marc Maurer)
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