Vor einiger Zeit kam „Emily in Paris: Season 1“ direkt zum Streamingsender Netflix und wir haben für alle Interessierten das Review dazu:
Sandra Bullock („Selbst ist die Braut“), Julia Roberts („Erin Brockovich“), Julianne Moore („Still Alice – Mein leben ohne Gestern“), Warren Beatty („Reds“), Gary Oldman („The Ship – Das Böse lauert unter der Oberfläche“), wenn man sich die Liste mal anschaut mit wem Lily Collins, die Tochter von Musiker Phil Collins („Going Back“) schon alles zusammengearbeitet hat, dann kann man schon von einer beachtlichen Starpower sprechen. Sie selbst konnte sich dadurch ohne Frage einen hohen Bekanntheitsgrad schaffen, aber der Richtige Megahit mit ihr in der Hauptrolle, um somit den Sprung zum Superstar zu schaffen, ist ihr noch nicht gelungen. Nun hat sie ihre eigene Serie auf Netflix produziert. Während die Klickzahlen so gut waren, dass bereits eine zweite Staffel bestätigt wurde, waren die Kritiker nicht ganz so gnädig. Doch wie wird die knallharte Filme.de Jury die erste Staffel von „Emily in Paris“ finden? Nachdem mich meine Frau dazu gezwungen hat, die Serie mit ihr zu schauen, kann ich euch direkt sagen, ob die Serie der nächste große Renner oder in der Netflix Masse untergehen wird.
Story:
Weil ihre Chefin aufgrund einer Schwangerschaft den Job in Paris nicht antreten kann, bekommt die junge Emily aus Chicago die Möglichkeit, ihre Chefin zu vertreten und in Paris bei der dortigen Marketingvertretung zu arbeiten. Dies erweist sich alles andere als einfach, denn nicht nur spricht sie kein Französisch, auch die Einstellung der Franzosen zur Arbeit ist ganz anders als die ihre. Während sie keiner so richtig ernst nimmt, fängt ihr Ideenreichtum an, für Wirbel zu sorgen. Dummerweise wird die Sache kompliziert, als sie sich in ihren Nachbarn verliebt, der dummerweise auch noch der Freund einer ihrer wenigen Freundinnen in Paris ist.
Eindruck:
Die erste Staffel besteht aus 10 Folgen zwischen 26 und 34 Minuten und ist durchgängig erzählt. Man merkt schon bei der ersten Folge, dass die Zielgruppe auf Frauen ausgelegt ist, denn die Geschichte eine lockere Romantik Comedy, die auf ihre Art so klischeehaft ist, dass sie schon wieder Spaß macht. Das Treffen der Kulturen, sprich der eifrig, schlauen Emily, mit den „Arbeiten ist nicht so wichtig, genieße das Leben“ Franzosen, ist klasse umgesetzt. Es ist sehr witzig, wie die beiden, nennen wir es mal Gruppen, auch wenn Emily alleine ist, aneinandergeraten. Hierzu das herrliche Zusammenspiel zwischen der strahlenden Lili Collins und der grimmig, genervten Philippine Leroy Beaulieu, die ihre Vorgesetzte spielt und Emily wieder loswerden will. Sie mag sie in allen Belangen einfach nicht und lässt sie dies auch zu spüren. Doch sie muss sie dann behalten, einfach, weil Emily es schafft, die Kunden mit ihren tollen Ideen um den Finger zu wickeln.
Es ist schön anzuschauen, wie die Leute nach und nach mit Emily warm werden und sie auch Freunde findet, auch wenn diese stellenweise arg verrückt und damit natürlich auch Klischee pur sind. Was die Kulisse Paris angeht, präsentiert sich diese von der schönsten Seite. Auch wenn die Leute manchmal, naja eher öfters mal, grimmig auf Emily reagieren, weil sie die Weltsprache Französisch nicht wirklich beherrscht, ist alles wunderbar gehalten. Das Wetter in Paris immer perfekt. Alles strahlt wie geleckt, die Leute allesamt bildschön und natürlich perfekt gekleidet. Straßenverkehr kaum vorhanden, viel Platz überall, außer vielleicht im Restaurant. Also wie man sieht, Realismus pur. Was Lili Collins angeht, sie spielt sehr sympathisch, manchmal aufgrund Emilys schusseliger Art auch etwas bräsig, aber stets liebenswert.
Aber wenn man sie so anschaut fragt man sich, ob sie jemals Sonne gesehen hat, weil Lili eine sehr blasse Hautfarbe hat. Ebenso möchte man sie als Zuschauer ständig füttern. Sie ist nicht nur durchtrainiert, sondern auch so dünn, dass man Angst hat, sie zu zerbrechen, wenn man sie mal in den Arm nimmt. Ab und zu mal ein Schnitzel würde ihr definitiv guttun. Und dann ist da noch die Kleidung, so läuft definitiv kein „normales“ Mädchen aus Chicago rum. Das sieht aus, wie aus einem Katalog für Schiki Micki Leute. Fehlte eigentlich nur noch der kleine Fifi in der Handtasche, ihr wisst schon, die kleinen Hunde.
Natürlich hatte sie so viel Kleidung dabei, dass es für jede Gelegenheit passt und regelrecht rausstrahlt. Also nicht kleckern, sondern klotzen. Realismus interessiert da eh keinen, praktikable Kleidung ist auch überbewertet, Hauptsache es sieht superreich aus. Dazu natürlich stets mit Smartphone in der Hand, steigt Emily schnell zum spitzen Influencer auf. Die Story selbst ist sehr seicht gehalten und erinnert schon ein bisschen an eine Soap, A liebt B, B ist aber mit C zusammen, die darf nichts erfahren. A fangt was mit D an, B wird eifersüchtig, weil B auch Gefühle hat für A, will aber C nicht das Herz brechen. Also das klassische Gefühlschaos.
Entsprechend ist die Story von Anfang bis Ende vorhersehbar und vielen geht bei dieser unglaublichen Gefühlsexplosion vor der perfekten Paris Kulisse natürlich ein Herz auf. Zumindest meine Frau fieberte voller Genuss mit und saugte jede Sekunde der Serie ein. Immerhin, ich wollte mir als dazugehöriger Mann nicht die Augen ausstechen, weil die Klischees so übertrieben sind, dass es schon wieder lustig anzuschauen ist. Durch das Lili Collins die Emily sehr humorvoll spielt, ist tatsächlich gute Laune vorprogrammiert, zumindest habe ich stellenweise gut gelacht.
Fazit:
Wer mal was ganz Seichtes sehen, oder seiner Frau was Gutes tun will, schaut euch mit ihr zusammen „Emily in Paris“ an. Die Serie ist zwar Soapklischee pur, aber Dank sehr sympathischer Charaktere und stets lockerem Humor mit fleißig Franzosen Klischees, kann man gut lachen. Logik oder Realismus sind natürlich eher Nebensache. Nachdenken sollte man also auf gar keinen Fall. Einiges Risiko was bestehen bleibt, dass Frau danach mit euch nach Paris möchte. Aber egal, Leben am Limit! Insgesamt ist „Emily in Paris“ natürlich kein Meisterwerk, aber als lockere gute Laune Unterhaltung, ist die erste Staffel wirklich gut.
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(Pierre Schulte)
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