Eine ganz heiße Nummer 2.0 – Blu-ray Review | Constantin Film | 13.03.2020

2019, sprich acht Jahre später, erhielt die Komödie „Eine ganz heiße Nummer“ aus dem Jahr 2011 nun sein Update auf Version 2.0. Wieder mit dabei sind: Gisela Schneeberger als Waltraud, Bettina Mittendorfer als Maria und Rosalie Thomass als Lena. Dieses Mal geht es darum, dass es kein Highspeed Internet in Marienzell in Niederbayern gibt. Einer der Gründe, weshalb schon viele Einwohner reiß ausgenommen haben. Wenn nichts geschieht, bleibt der Bildschirm nicht nur mangels schnellen Internets dunkel. Will niemand mehr in Marienzell bleiben, geschweige denn dort hinziehen, gehen auch dort bald die Lichter aus. Basierend auf den von Andrea Sixt kreierten Figuren, schrieben Kathrin Richter und Jürgen Schlagenhof eine Fortsetzung um die drei Damen Waltraud, Maria und Lena. Wie sich die Fortsetzung bei mir nun geschlagen und was die Blu-ray zu bieten hat, erfahrt ihr wie immer wenn ihr weiterlest.

Story:

Das kleine beschauliche Marienzell in Niederbayern leidet an der Landflucht seiner Einwohner. Wo kein Highspeed Internet, da keine Einwohner, von neuen zuziehenden Familien ganz zu schweigen. Dumm nur, dass gerade ein Fax ins Büro des Bürgermeisters flattert, was die Aussicht auf einen Anschluss in weite Ferne rücken lässt. Zu teuer und zu unrentabel heißt es, wo keine neuen Einwohner zu erwarten sind, wird sich auch die Rentabilität nicht steigern, ein Teufelskreis. Doch woher das Geld nehmen. Lenas Idee, an einem Tanzwettbewerb im Nachbarort teilzunehmen, stößt nicht nur bei den verbliebenen Einheimischen auf Gegenliebe. Auch ihre Freundinnen sind von diesem Gedanken nicht wirklich begeistert. Lena lässt dennoch nicht locker und überredet zumindest Waltraud und Maria. Derweil beschließt die restliche Dorfbevölkerung, sich aus eigener Kraft zum nächsten Internet-Knotenpunkt zu buddeln. Leider fruchten die Bemühungen von Lena, Waltraud und Maria nicht, eine vernünftige Choreographie zu „Lady Marmalade“ auf die Beine zu stellen. Geborene Tänzerinnen sehen nun Mal anders aus. Da ist es schon ein Segen, dass Let’s Dance Juror Jorge González Lenas Hausschwein Pauli fast übern Haufen fährt. Dieser lässt sich überreden, mal einen Blick auf ihre Tanzgruppe zu werfen. Aber auch Jorge kann innerhalb einer Stunde keine Wunder vollbringen. Ein Glück, dass sich Busfahrer Loisi als Naturtalent erweist und die „Mädels“ zumindest ein Stück weit ihrem Ziel entgegen bringt. Doch bis es überhaupt zum Tanzwettbewerb kommt, gilt es noch etliche Wirrungen, Irrungen sowie herbe Enttäuschungen zu überwinden und dabei stellt sich das Tanzen selbst als kleinstes Problem heraus.

Meinung und Wertung:

Schon länger stand eine Fortsetzung des Überraschungshits „Eine ganz heiße Nummer“ von 2011 an. Doch etliche Planungsfehler sowie Absagen von Regisseuren, aber auch Terminprobleme der Hauptdarstellerinnen verzögerten den Beginn der Dreharbeiten. Dies führte letztendlich dazu, dass das Projekt abgesagt und das Drehbuch verworfen wurde. Nun einige Jahre später nahmen sich Kathrin Richter und Jürgen Schlagenhof erneut dem Thema an und entwarfen ein neues Drehbuch. Auch konnte der Original Cast, bestehend aus Gisela Schneeberger, Bettina Mittendorfer und Rosalie Thomass wieder vereint werden. Soweit klingt doch alles ganz gut und so sollte Teil zwei doch mindestens so gut wie Teil eins werden.

Nun, dem ist leider nicht ganz so. Vorweg, die schauspielerische Leistung aller Mitwirkenden ist durchweg sehr gut. Ebenso auch die von Nicht-Schauspieler Jorge González, welcher mich in seiner kleinen Rolle positiv überraschte. Für Freunde von „Hubert und Staller“ gibt es ein Wiedersehen mit Helmfried von Lüttichau. Der natürlich nicht als Staller auftritt, dafür aber ebenso witzig in der Rolle Bürgermeisters des Nachbarortes rüberkommt. Neutral bis negativ muss ich aber die Story oder besser gesagt die Stories bewerten. Anfangs ist man der Meinung, es geht um das fehlende Highspeed Internet und dem damit drohenden Aus für die Gemeinde Marienzell. Die rettende Idee soll ein Tanzwettbewerb sein.

So weit so gut, für eine einfachen Komödie ein ausreichender Plot. Diesen noch angereichert mit ein paar innovativen Ideen, hätte was rundes draus werden können. Doch der Plot beginnt schon am Anfang, mitsamt seiner drei Hauptdarstellerinnen, wie ein Karnickel Haken zu schlagen. Das Grundthema Tanzwettbewerb bleibt zwar, aber allen Figuren werden noch weitere Plotstränge angedichtet. Lena will ein Kind, aber es stellt sich raus, dass ihr Freund Porno süchtig ist. Waltraud ist mit ihrem Mann und Job unzufrieden, verlässt Job und Mann und beginnt neben ihres Friseurhobbies noch den alten Dorfarzt zu betreuen. Maria rennt wie eine Irre ihrem Ex hinterher, der bereits wiederverheiratet ist und ignoriert dabei völlig einen anderen Anwärter. Als wenn das für Nebenplots nicht schon genug wäre, meint man noch ein paar Szenen mehr einzuflechten. Einerseits zeigt man den Pornosüchtigen auf kaltem Entzug. Aber auch der Dorfdoktor, der Waltraud als ehemalige Telefonsexmitarbeiterin erkannt hat, soll nochmal seine „Erfüllung“ in einem letzten (ich meine wirklich letzten) Telefonsexdate mit Waltraud finden. Zwischenzeitlich soll Let’s Dance Jorge den Damen noch kurz tanzen beibringen. Durch den ersten Misserfolg wird die Idee begraben, nicht aber um begraben zu bleiben, sondern um mindestens noch zweimal unter der Erde zu landen und kurz darauf doch wieder erweckt zu werden. Dazu hat man aber ebenfalls noch Zeit, zur Zentrale des Kommunikationsunternehmens zu fahren. Dort will man die Chefetage von ihrer Entscheidung, kein Highspeed Internet nach Marienzell zu verlegen, abbringen. Das natürlich nicht, um dabei nicht noch mehr Chaos zu verursachen. Schlussendlich kommen die drei Damen erwartungsgemäß natürlich zu ihrem Tanzwettbewerb. Nicht aber ohne einen weiteren Twist einzubauen, denn es gibt eine weitere Konkurrentin aus den eigenen Reihen. Diese hat auch noch das Auftrittslied „gestohlen“ mit dem Lena, Waltraud und Maria auftreten wollten. Die Rettung naht dann in Form eines mehr als merkwürdigen Schuhlblattler-Tangos performt von Lena und ihrem, von seiner Pornosucht geheilten Ehemann. Schlussendlich gibt’s natürlich das erhoffte Highspeed Internet, nicht durch den Sieg, sondern natürlich durch Klicks aus dem Internet aufgrund Lenas Tanzeinlage.

Fazit:

Kommen wir zum Fazit: Wem diese Zeilen nun zu konfus und wirr waren, dem kann ich sagen: das liegt nicht an meiner Schreibe, sondern an dem Drehbuch. Dieses wurde mit etlichen passenden und noch mehr unpassenden Twists geschmückt. Dabei sind so einige aufgezählte Passagen nicht ansatzweise so lustig, wie sie klingen, sondern verlaufen eher sehr dramatisch. Dabei sind die dramatischen Szenen teils wesentlich besser als die witzigen. Interessant daran, dies las ich vorab schon von anderen Kritikern und diesen muss ich mich nach Sichtung des Filmes anschließen. Dazu verzichtet der Film natürlich auch nicht auf so einige frivole oder pikante Szenen. Scheinbar ist man seit einigen Jahren der Meinung, dass man diese nun auch in deutsche Komödien einbauen müsste. Ich bin wahrlich nicht prüde, aber wie man sowas richtig macht, ist ebenfalls eine Kunst, die zum Beispiel solche Größen wie ein Woody Allen beherrschen. Hier wirkten sie plump, flach und einfach nur aufgesetzt, aber nicht witzig. Zugegeben, der Film mit regionaler Mundart, hat auch seine Momente. Kommt er aber zu keiner Zeit an solche Titel, wie die Eberhofer Krimis heran und selbst die bereits genannte Vorabend Serie „Hubert ohne (oder auch mit) Staller“, kann der Film nicht das Wasser reichen. Allgemein hat der Film das Problem, dass er für eine Komödie einen zu hohen Dramaanteil besitzt und für ein Drama doch zu viel Komödie bietet. Erschwerende dabei, die Dramaanteile sind von Story und Schauspiel wesentlich besser, als die eigentliche Komödie selbst. Was bleibt ist ein nettes, aber wohl eher ungewolltes Komödien-Drama, welches bei runderem Drehbuch als Dramödie vielleicht besser funktioniert hätte.

Habt ihr den Film schon gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.

Bild:

Das Bild ist auf gutem Blu-ray Niveau, doch an die Bildqualität des vor einigen Tagen reviewten Dreiteilers „Unterleuten“ reicht diese nicht heran. Da finde ich das Bild noch ein Stückchen besser. Hier bewegen wir uns im gehobenen, aber nicht oberen Bereich. Die Schärfe passt, ebenso Farben und Kontraste, die Plastizität wie bei vorgenanntem Titel vermisse ich hier. Da es sich bei „Eine ganz heiße Nummer 2.0“ um einen Kinofilm handelt, hätte ich beim Bild etwas mehr erwartet. Das heißt nicht, dass das Bild schlecht wäre, aber der TV Dreiteiler des ZDF sieht einfach besser aus und das für eine TV Produktion.

Ton:

Der Ton liegt für zweimal Deutsch, einmal in DTS-HS 5.1 und einmal in Dolby-Digital 2.0 vor. Große Unterschiede sind mir jetzt bei beiden Tonspuren nicht aufgefallen, was auch daran liegt das der Film keine großen Surround-Effekte bietet und Genreentsprechend sehr Dialoglastig daherkommt. Alles in allem ein ordentlicher Ton, mehr kann man dazu nicht sagen.

Extras:

• Audiokommentar mit Regisseur Rainer Kaufmann & Rosalie Thomass
• Gelöschte und erweiterte Szenen
• Gagreel
• Interviews
• Premierenclip
• Bayerisch für Anfänger
• Geburtstagsständchen
• Danzn – Musikvideo LaBrassBanda

Wie immer möchte ich mich für eure Aufmerksamkeit bedanken und hoffe wir lesen uns bei meinem nächsten Review wieder.

(Marc Maurer)

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