„Die öffentliche Bibliothek ist die letzte Bastion von Demokratie, die wir in diesem Land noch haben!“ (Filmzitat von „Anderson“)
Emilio Estevez, Charlie Sheen´s älterer Bruder, war bereits in den 80ern und 90ern mit Filmen wie „Repo Man“, „The Breakfast Club“, „Young Guns“ und den „Mighty Ducks“ erfolgreich vor der Kamera zu sehen. Allerdings faszinierte ihn zusehends auch die Arbeit hinter der Kamera, sei es als Autor, als Regisseur oder gar beides. Mit Filmen wie „Men at Work“, „Dein Weg“ oder auch „Ein ganz gewöhnlicher Held“ bewies das smarte Multitalent bereits, dass er ein gutes Gespür für interessante Geschichten jenseits des Mainstreams entwickelte.
In seinem neuesten Werk von 2018, „Ein ganz gewöhnlicher Held“ (im Original „The Public“), ist Estevez wieder einmal in dreifacher Hinsicht involviert: als Autor, Regisseur und als Hauptdarsteller.
Ob der im Vertrieb von Koch Media Home Entertainment nun erhältliche Spielfilm was taugt und wie sich die Blu-ray im Allgemeinen schlägt, wird natürlich gleich verraten…
Story:
Die Geschichte spielt während einer Kältewelle in Cincinnati (Ohio). Stuart (Emilio Estevez) und Myra (Jena Malone) sind langjährige Mitarbeiter der Bibliothek und helfen bereits seit einiger Zeit, Obdachlosen eine Zuflucht zu bieten. Dort bekommen die verzweifelten Menschen tagsüber die Chance, sich zu wärmen und zu säubern.
Als die Temperaturen jedoch in einen lebensgefährlichen Bereich fallen, beschließen Jackson (Michael Kenneth Williams) und eine Gruppe Obdachloser, die Bibliothek auch zu ihrem Nachtlager zu machen. Nicht lange und die örtliche Polizei rund um den Verhandlungsleiter Bill Ramstead (Alec Baldwin) bekommt Wind von der Sache. Als sich die Lage dann durch Presse und Staatsanwaltschaft weiter zuspitzt, wird der Bibliothekar Stuart selbst zum Vermittler zwischen den zwei Fronten…
Estevez zeigt uns in „Ein ganz gewöhnlicher Held“ ein zurückhaltendes und teilweise auch satirisches Porträt über das Leben am Rande der Gesellschaft. Auch seine eigene Rolle hat, genauso wie die der Hausmeisterin Angela, eine eigene bewegte Vergangenheit. Damit ergibt ihr Mitfühlen nicht nur Sinn, sondern beide vermitteln so auch eine gewisse Bodenständigkeit, mit dem sich der Zuschauer gut identifizieren kann.
Das „Feel-Good-Drama“ ist wirklich clever durchdacht, denn selbst kleine Details wie eine Songauswahl oder der Preis einer Pizza, kehren später als entscheidende Merkmale zurück – ab und an aber leider auf alberne Weise, die die Authentizität etwas untergraben. Ein „gutes“ Beispiel dafür ist Big George, gespielt von Rapper Che Smith aka Rhymefest, ein sanfter Riese und Neuling in der Obdachlosen-Szene der Bibliothek, der sich für spätere Ereignisse noch als entscheidend erweist, dennoch aber etwas fehlplatziert wirkt.
Ein Pluspunkt ist der groß aufspielende und namhafte Cast, denn Emilio Estevez, Alec Baldwin („The Departed“), Taylor Schilling („Orange ist the new black“), Christian Slater („Very Bad Things“) und Kenneth Michael Williams („12 Years a slave“) schaffen es spielend, das wesentliche des Films, sein politisches Herz, stark in den Vordergrund zu rücken. Gut, streng genommen neigt Christian Slater hier und da zum Overacting, aber das kennt man ja schon von ihm.
Obwohl der Film fast durchgehend in der öffentlichen Bibliothek spielt, ist er zu keiner Zeit langweilig. Im Gegenteil, er entwickelt sich immer mehr zu einem politischen Kammerspiel der Solidarität und Mitgefühl.
Angesichts einiger Erzählstränge, die nicht ganz zu Ende gebracht wurden, ist es umso mehr überraschend, dass „Ein ganz gewöhnlicher Held“ dann doch so abrupt endet. Und das ist wirklich schade, denn man merkt, dass Estevez noch einiges mehr erzählen wollte, der Film aber nicht länger als zwei Stunden dauern durfte.
Das sowie ein paar weitere Schönheitsfehler wie fehlendes Frösteln und kein sichtbarer Hauch aus den Mündern, obwohl es ja angeblich (storyrelevante!) Minusgrade hat, kratzen leider etwas an der Glaubwürdigkeit und verhindern eine höhere Wertung.
Was bleibt ist ein frisches, ergreifendes und cleveres Drehbuch, das zusammen mit dem superb aufgelegten Cast einen Film abgibt, der auch noch lange nach dem Abspann zum Nachdenken und Diskutieren anregt. Ein Feel-Good-Drama – empfehlenswert für Freunde von bewegenden Geschichten abseits des Mainstreams.
Bild:
Das im MPEG-4/AVC codierte 1080p Bild wird im Ansichtsverhältnis 2,40:1 wiedergegeben und weiß mit seinen sehr natürlich gehaltenen Farben zu überzeugen. Der Schärfe-und Detailgrad liegen, dank Verwendung einer modernen Arri Kamera, auf einem hohen Niveau und lassen sehr viele Objekte ausmachen. Ein sehr dezentes und passendes Filmkorn lässt sich im Gegensatz zu Bildfehlern jederzeit ausmachen. Auf unpassende Farbfilter wurde Gottseidank verzichtet.
Lediglich der Schwarzwert könnte etwas saturierter ausfallen und auch der Kontrast ist nicht immer optimal eingestellt, allerdings ist das Meckern auf hohem Niveau. Eine Steigerung zur ebenfalls erhältlichen DVD ist allemal gegeben und daher einer Full-HD Blu-Ray Disc würdig.
Ton:
- DTS-HD MA 5.1 deutsch
- DTS-HD MA 5.1 englisch
Die Dialoge sind in beiden Sprachfassungen stets verständlich, hätten aber für meinen Geschmack auch gerne eine Spur lauter abgemischt werden dürfen. Der Subwoofer bekommt lediglich während des Scores und den zwei immer wieder eingespielten Hip-Hop Tracks von Rhymefest etwas zu tun und bleibt den Rest des Films unauffällig. Die hinteren Kanäle werden zwar selten, dafür aber gut differenziert gefüttert. Ein gutes Beispiel dafür sind die (wenigen) Durchsagen, Sirenen- und Helikoptergeräusche der hiesigen Polizei, während sie die Bibliothek umstellen. Hier werden präzise und direktionale Effekte geboten, an die man sich gewöhnen könnte – für ein dialoglastiges Drama geht der Ton aber mehr als in Ordnung.
Extras:
- Trailer „Ein ganz gewöhnlicher Held“ (HD, deutsch / englisch)
- Trailershow:
-„The Kindergarten Teacher“
-„Dog Days“
-„Dein Weg“
Leider besteht das Bonusmaterial auf der blauen Scheibe lediglich aus 4 Trailern und deutschen Untertiteln, was wirklich Schade ist, denn ein Making-Of, das die Dreharbeiten in der städtischen Bibliothek Cincinnatis schildert, wäre durchaus machbar gewesen.
Da der Redaktion nur eine Checkdisc für das Review zur Verfügung stand, kann über ein etwaiges Wendecover ohne FSK 6 Siegel keine Auskunft gegeben werden.
Fazit:
Bild- und Tonqualität bewegen sich im oberen Mittelfeld und liefern, vor allem beim Bild, ordentliche Werte ab. Die Schärfe bewegt sich zwar auf einem ordentlichen Niveau, der Schwarzwert hätte einen Tick saturierter ausfallen dürfen.
Die Dialoge sind klar verständlich, etwas mehr Dynamik hätte dem Film aber nicht geschadet.
Mit „Ein ganz gewöhnlicher Held“ ist Emilio Estevez ein empfehlenswertes „Feel-Good-Drama“ gelungen, das unserer Gesellschaft den Solidaritäts-Spiegel vor Augen hält und auf positive Weise noch lange nach dem Abspann nachwirkt.
Testgeräte:
TV: LG OLED 55C8PLA
Player: Sony UBP X-700
AV-Receiver: Denon AVR X-1500 H
Lautsprecher: Teufel Motiv 6 (5.1)
Atmos Lautsprecher: Teufel Reflekt (Front Height)
(Alexander Gabler)
©Bilder Kochfilms – Alle Rechte vorehalten!
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Schönes Review, aber wer hats denn verfasst? Der Autor darf sich gerne outen. 😉
Ich wars. 🙂