Was eignet sich immer wieder bestens zum Verfilmen? Natürlich Männer in einer handfesten Midlife Krise. Wie in sonst keiner Phase im Leben eines Mannes, verhält sich jener in dieser Zeit absolut irrational oder einfach nur bekloppt. Es ist eine Zeit, in der viele Männer „überraschend“ (als wenn das wirklich überraschend kommen würde) erkennen, dass sie altern. Meist entsteht aus solch einer Männerkrise viel Unsinn oder wie in dem französischen Film „Ein Becken voller Männer“ des Regisseurs Gilles Lellouche, auch mal etwas Gutes. Dieser versteht es hervorragend, die auftretenden Krisen und die daraus entstehenden Entscheidungen unserer Spezies, in Bilder und Dialoge zu packen. Das Thema „Männer am Rande der Verzweiflung“ wurde schon zigmal verfilmt. Ein prominentes Beispiel ist der englische Film „Ganz oder gar nicht“ (1997) mit Robert Carlyle in der Hauptrolle. Wie sich nun die französische Version bei der Sichtung geschlagen hat, könnt ihr in den folgenden Zeilen nachlesen.
Story:
Seit Monaten ist Bertrand krankgeschrieben, weder er noch seine Ärzte finden eine Lösung für seine Depressionen. Sein letztes Mitarbeiter-Gespräch wird auch zu seinem letzten. Um den Kopf frei zu kriegen, möchte Bertrand eine Runde schwimmen gehen. Im örtlichen Hallenbad stößt er auf einen Aushang, gesucht werden Männer, die Lust am Synchronschwimmen haben. Wieso eigentlich nicht denkt sich Bertrand und so findet er sich noch in der gleichen Woche beim ersten Training ein. Dort trifft er auf Marcus, der gerade dabei ist, sein viertes Geschäft an die Wand zu fahren, Laurent, der von seiner Frau verlassen wurde, Simon, ein Rocker der noch immer seinem Erfolg hinterher rennt, Thierry der einfältige Bademeister, Basile und der Syrer Avanisch, die sich schon selbst genug im Wege stehen sowie auf die Trainerin Delphine. Eine ehemalige Synchronschwimm-Meisterin, die wegen eines Unglücks mit ihrer Partnerin alles aufgeben musste. Somit steckt jeder der Unglücksraben gerade selbst in einer handfesten Krise. Vom Regen in die Traufe könnte man sagen. Dennoch ist es für alle irgendwie entspannend, man plantscht ein bisschen, übt ein bisschen, spricht ein bisschen, kifft und trinkt ein bisschen. Von anderen belächelt, ist es für die gebeutelten Männer eine Art Halt. Bis Thierry eines Tages über ein Internet Video stolpert, welches tatsächlich Weltmeisterschaften der Männer im Synchronschwimmen zeigt. Was liegt also näher, als sich als Team France anzumelden. Doch bis die schwimmenden Mannen den Bus zu den Weltmeisterschaften besteigen, ist es ein harter und steiniger Weg. Und das Training ist dabei nicht die einzige Hürde, die es zu meistern gibt.
Meinung und Bewertung:
Also wenn die Franzosen eines können, dann Komödien schreiben, die erstens im Gegensatz zu vielen anderen auch oberhalb der Gürtellinie lustig sein können und zweitens doch noch einen tieferen Sinn, als nur dumme Blödelei zu zeigen. Vorab möchte ich erwähnen, es gibt keinen Schenkelklopfer-Humor, welcher einen Gag an den anderen reiht. Der Film bezieht seinen Humor aus den Charakteren, deren Handlungen und der daraus entstehenden Situationskomik. Um genau zu sein, ist es sogar eher eine Dramödie. Alles wirkt vertraut und aus dem Leben gegriffen und da das Leben viele kuriose und skurrile Momente auf Lager hat, kann oder muss man sogar über diese lachen. Der Film fängt damit an, dass Männer im fortgeschrittenen Alter und weit entfernt von einem Sportler, das naheliegendste wählen, was man zur Entspannung und Ertüchtigung machen könnte. Was genau, natürlich Männer-Synchronschwimmen.
Wie anfangs erwähnt, gibt es schon zig Filme, die solch ein Thema behandeln: Krise, Zusammenraufen, Aufgabe meistern, alle sind am Ende dicke Kumpels und alles ist gut. Bei „Ein Becken voller Männer“ machte man es sich nicht ganz so einfach. Man folgt eher der Realität. Man schafft zwar etwas zusammen, doch jeder erfährt seine eigene Einsicht, löst seine Probleme für sich allein und ändert somit seine Lebensumstände. Und so porträtiert der Film die Figuren außerhalb ihres gemeinsamen Hobbys auch weiter als Einzelpersonen und das konsequent bis zum Schluss. Neben dem Witz ist auch immer wieder die Melancholie spürbar, in welcher sich die Protagonisten befinden. So erschuf Regisseur Gilles Lellouche einen ausgewogenen Feelgood-Movie, der zwar auf den ersten Blick ein abstraktes Thema behandelt, aber am Ende gar nicht mehr so abstrakt und fernab der Realität wirkt. Das sind ausgewogene Unterhaltungs-Komödien wie ich sie liebe, sie sind lustig, sie sind clever, sie bringen einen zum Nachdenken, zum Lachen, zum Stirnrunzeln, aber am Ende fühlt man sich einfach gut. Die Musik und die Liedauswahl ist gerade für die ältere Generation ausgesprochen gut ausgewählt worden. Hierbei sei als Beispiel nur „Easy Lover“ von „Phil Collins“ und „Philip Bailey“ genannt.
Bei all der Sonne gibt es auch etwas Schatten. Manche Charaktere werden nicht ganz so gut beleuchtet und man fragt sich, weshalb es diese ins Schwimmbad verschlagen hat. Das meiste erfährt man absteigend von Bertrand über Marcus, Laurant, Simon, Delphine, Thierry. Darauf folgt Amanda, Basile und Avanish, von denen man wenigsten erfährt. Dazu gibt es ein paar Längen, welche zwar einen Ticken mehr über den jeweiligen Charakter erzählen, aber eigentlich nicht nötig gewesen wären. Andererseits gibt es wiederum Szenen zu Charakteren, die nur angerissen und auch nur zum Teil weitererzählt werden. Dabei wären es gerade diese, die wohl die Interessanteren gewesen wären. Ein altbekanntes Manko, hat man zu viele Hauptcharaktere, kann man nicht allen gerecht werden.
Nichtsdestotrotz kann man über die genannten Punkte hinwegsehen. Der Filmgenuss wird deswegen jedenfalls nicht wirklich geschmälert. Der Humor ist ausgewogen und zeigt mal wieder, dass dieser auch oberhalb der Gürtellinie wunderbar funktioniert. Die Darsteller verkörpern ihre Rollen hervorragend. Was auch daran liegt, dass der Cast einfach sehr gut gewählt wurde. Die Beweggründe werden nachvollziehbar erzählt und dargestellt. Mit „Ein Becken voller Männer“ gelang Regisseur Gilles Lellouche ein Feelgood Movie mit melancholischen Untertönen, dass man sich als Genrefreund nicht entgehen lassen sollte.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Das Bild ist durchweg gut geworden, guter Blu-ray Standard. Die Farben, Kontraste, Schwarzwerte sind ausgewogen und die Schärfe bewegt sich auf gutem Blu-ray Niveau. Bildfehler oder Filmkorn war keines auszumachen, ebenso gab es keine Artefakte oder Pixelbildung.
Ton:
Der Ton ist Genrebedingt natürlich mehr auf Dialoge ausgelegt, welche auch durchweg sehr gut verständlich sind. Für die Surroundboxen gibt es eigentlich nicht viel, bis nichts zu tun. Dabei beschallt der Ton bei Musikeinlagen, das Wohnzimmer wirklich gut. Das aber eher frontlastig.
Extras:
- Behind the Scenes
- Making Of
- Trailer
(Marc Maurer)
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Der steht sowieso schon bei mir auf der Liste (ich stehe auf französische Komödien) und Dein tolles Review bestärkt mich noch!
Danke dafür, Marc!!