Der Film „Dora und die goldene Stadt“ basiert auf der Zeichentrickserie aus dem Jahre 2000. In dieser geht es um die kleine Entdeckerin und Forscherin Dora. In der weltweit sehr erfolgreichen Zeichentrickserie, die es auf immerhin acht Staffeln mit 196 Episoden gebracht hat, erlebt Dora mit ihren Freunden verschiedene Abenteuer. In der deutschen TV-Version sprechen die Figuren deutsch und englisch. Ziel der Serie war es, die bilinguale Vorschulerziehung von Vorschulkindern in den Grundbegriffen der englischen Sprache. Im Jahr 2019 brachte nun Regisseur James Bobin Dora auf die große Leinwand. Ausgehend von einer Vorschulzeichentrickserie stellt man sich nun natürlich die Frage: wie man diese in ein Spielfilmformat konvertiert hat und welche Veränderungen dazu nötig waren. Ob sich die kleine Dora auch in einem abendfüllenden Spielfilm behaupten kann und auch die Eltern etwas davon haben, werde ich euch in meinem Review zu erzählen.
Story:
Dora ist ihren Kleinkinder-Tagen entwachsen und zu einer quirligen und hübschen Teenagerin herangereift. Noch immer lebt sie mit ihren Eltern im tiefen Dschungel und wie gehabt ist ihr Äffchen Boots immer an ihrer Seite. Doch die Zeiten ändern sich und während ihre Eltern immer noch nach der legendären Inka-Stadt Parapate suchen, müssen sie erkennen, dass es ihrer Tochter an sozialen menschlichen Kontakten mangelt. Und so entscheiden die beiden, Dora zu ihrem Cousin Diego nach Los Angeles zu schicken. Schon als kleine Kinder waren sie die besten Freunde, doch was ihre Eltern nicht bedachten, Zeiten ändern sich. Und so sieht Diego seine Cousine heute eher als Freak anstatt als beste Freundin. Und als hätte er es in der High School nicht schon schwer genug, muss er den „Freak“ auch noch dort einführen. Wie Diego es erwartete, stapft Dora mit ihrer zwar weltoffenen, aber für eine Stadt doch sehr naiven Art, von einem Fettnäpfchen in das nächste und wird schnell zum Lacher der Schule. Doch ein Zwischenfall bei einem Schulausflug in ein Naturkunde Museum wird für alle zur Bewährungsprobe. Dora, Diego sowie ihre zwei Mitschüler Sammy und Randy werden von Schatzräubern entführt. Diese sind ebenfalls, wie Doras Eltern, auf der Suche nach der sagenumwobenen Stadt Parapate. Denn wer anderes als Dora sollte die Arbeit ihrer Eltern besser kennen und im Zweifel kann sie ja immer noch als Druckmittel dienen. Doch im Dschungel ist Dora nicht mehr so hilflos wie in der großen Stadt, hier ist sie in ihrem Element und das lässt sie die Entführer mit ihren neugefundenen Freunden auch dementsprechend spüren.
Meinung und Wertung:
Zugegeben, die Zeichentrickserie Dora kannte ich nur am Rande, bedingt durch das ziellose durchzappen durch die Fernsehsender. Schnell war erkennbar, dass sich die Serie mehr an Vorschulkinder richtet und da ich davon keine mehr habe, wurde rasch zum nächsten Sender gezappt. Doch den Sinn der Serie und der Inhalt waren selbst nach kurzem Verbleib auch für mich erkennbar. Anfang letzten Jahres bekam ich Wind von den Plänen einer Realverfilmung der Zeichentrickserie Dora. Es dauerte zwar einen Moment, doch es machte klick und ich stellte mir die Frage, ob solch ein Vorhaben Sinn, geschweige denn unterhaltsam umsetzbar wäre. Nun, rund ein Jahr später liegt mir die Blu-ray vor und ich habe mich mal ein wenig mit dem Thema Dora beschäftigt, um den Film besser beurteilen zu können. Vorab kann ich schon mal sagen, das Vorhaben ist alles andere als schlecht umgesetzt worden und ich bin sogar mehr als angenehm überrascht.
Beginnen wir mal bei dem Positiven und davon gibt es so einiges. Allen voran Dora Darstellerin Isabela Moner. Schaut man sich die Zeichentrick Figur an, so könnte Isabela Moner tatsächlich die zum realen Teenager gewordene kleine Dora sein. Mimik, Gestik, Schauspiel, Isabela hats eindeutig drauf. Die Settings wurden unheimlich detailverliebt kreiert, dabei besteht überraschenderweise nicht alles aus CGI, hier sei als Beispiel das Orchideen-Sporenfeld erwähnt. Die Effekte und die CGI der Figuren Boots und Swyper sind ordentlich, gehobenes Niveau würde ich mal behaupten. Der Film selbst bietet einiges an Fan-Service (Wiedererkennungswerte für Kenner des Originals) für die kleinen Dora Fans. Wie ich finde, wurden diese wirklich sehr ausgewogen in den Film integriert, ohne diesen damit zu überfrachten. Da wir es hier mit einem Abenteuerfilm zu tun haben, wäre es naheliegend gewesen, auch Fan-Service für die Erwachsenen einzubauen. Gerade „Indiana Jones“ hätte sich dafür doch angeboten, ein Beutel voll Sand und eine Goldstatue, eine riesige Steinkugel. Darauf wurde löblicherweise verzichtet und zusammen mit dem sehr ausgewogenen Dora Fan-Service der Ur-Serie, hat der Film die seltene Chance für sich selbst zu stehen. So kann er seine eigene Abenteuergeschichte rund um den Teenager Dora erzählen. Und ich muss sagen, das macht er unerwartet gut. Die Story selbst bedient sich der bekannten Coming-of-Age (dem Erwachsenwerden) Thematik und verbindet diese mit typischen Elementen des Zusammenhalts und ablegen von Vorurteilen. Diese Punkte bringt man dem Zuschauer bzw. der Zielgruppe sprich der Kinder aber ebenfalls sehr gut dosiert nahe. Im Gegensatz zu anderen Titeln verzichtet man hier auf die allzu abgedroschene Holzhammer Methode. Was ebenfalls sehr unterhaltsam gelöst wurde, war das Durchbrechen der vierten Wand, sprich, wenn ein Schauspieler sich direkt an den Zuschauer wendet. Alles in allem wurde viele bekannte Stilmittel sehr unterhaltsam in den Film integriert.
Auch wenn ich größtenteils sehr positiv von dem Film angetan bin, gibt’s auch ein paar Kleinigkeiten, die stören können. Da wäre einmal das scheinbar unendliche Selbstvertrauen das Dora in sich hegt. Selbstzweifel kommen nur kurz auf, um dieses Selbstvertrauen wieder etwas in normale Schranken zu lenken. Des Anfangs gezeigte Abneigung Diegos wandelt sich natürlich im Verlauf des Films, aber an einem Punkt war das schon etwas zu viel des Guten, nämlich da als er zum Gruppenkuscheln aufruft. Die Figur des Bösewichts wirkt teils wie auf Droge, sein inneres Wesen reicht von kleinem Mädchen bis hin zu einem angeblichen Mastermind. Das Singen, um Selbstvertrauen zu entwickeln oder etwas zu normalisieren, kann man mögen, muss man aber nicht. Besonders wenn sich dies in der deutschen Synchro manchmal arg merkwürdig anhört. Auch finde ich Doras unerschütterliche Zuversicht und Lebensfreude manchmal etwas drüber, wobei das wohl zur Figur gehört und ich dies jetzt wohl nicht wirklich kritisieren kann. Woran ich dann aber doch noch Kritik üben kann, ist die Figur des Fuchses Swyper. Dieser ist im Vergleich zum Affen Boots arg kindgerecht und einfältig gehalten worden. Auch wenn er zur Serie gehört, aber in dieser Form hätte ich auf ihn verzichten können. Was wohl auch an der deutschen Synchro liegt, diese wirkt bei dem Vieh sehr erzwungen.
Fazit:
Alles Positive sowie Negative wurden genannt und somit wird’s Zeit für das Fazit. Auch wenn ich Realverfilmungen von Zeichentrickserien immer skeptisch gegenüberstehe, so muss ich zugeben das mich „Dora und die goldene Stadt“ vollends überzeugen konnte. Die Figur der Dora wurde sehr gut in das Teenager Alter transportiert. Die Geschichte kann Kinder, Teenager und ebenfalls Erwachsene gleichermaßen gut unterhalten. Auch wenn das Unterhaltungspotential für Erwachsene natürlich nicht mit einer Lara Croft oder einem Indiana Jones zu vergleichen ist. Da bleibt alles sehr jugendgerecht und dennoch für alle Altersklassen optisch wirklich schön und farbenfroh umgesetzt. Die CGI und die Effekte sehen hochwertig aus. Der Cast macht durchwegs mit seinem Spiel Laune und der Plot kommt nicht ins Stocken oder hat Längen. Es gibt einen besonderen Wiedererkennungswert für die kleinen Fans der Dora Abenteuer, der zwar sehr kindgerecht aber zu keiner Zeit kitschig gestaltet wurde. Es gibt zwar ein paar übertriebene Darstellungen oder Elemente und auch der Fuchs Swyper ist eine etwas nervige Figur. Was aber auch an der suboptimalen deutschen Synchro dieser Figur liegt. Dies sind alles aber keine wirklich nennenswerten Defizite, über die man nicht hinwegsehen könnte. Alles in allem empfinde ich „Dora und die goldene Stadt“, trotz seines Vorschulkinderserien-Vorbilds, für einen großen Spaß. Mich konnte er durchweg sehr gut unterhalten und somit kann ich diesen Titel nicht nur für Familienfilmabende uneingeschränkt empfehlen. Meiner Meinung nach ein Film, den man seit langem mal wieder bedenkenlos und aber natürlich altersentsprechend, seinen Kindern in die Hand drücken kann.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Das Bild ist wirklich sehr gut geworden, was bei einer aktuellen VÖ eigentlich auch so zu erwarten ist. Die Bildschärfe ist durchwegs hoch, die Farben sind dem Thema entsprechend recht knallig, dafür sind die hell / dunkel Kontraste immer ausgewogen. Auch überzeugen kann der Schwarzwert, Details sind in dunklen Passagen immer klar erkennbar und saufen nicht ab. Bildfehler konnte ich keine ausmachen. Leichte Unschärfen gibt es bei großflächigen Effekt-Szenen, die aber wohl der CGI-Technik zuzuordnen sind.
Ton:
Auch beim Ton gibt es keine Ausrutscher. Der Film bietet für die deutsche Tonspur Dolby Digital 5.1, während die englische Tonspur sogar Dobly Atmos bekommen hat. Aber auch wenn man die deutsche Tonspur wieder benachteiligt, kann ich mich über den DD 5.1 nicht beschweren. Da hier ein Actionlastiger Abenteuerfilm vorliegt, werden die vorhandenen Kanäle sehr gut bedient und die Actioneinlagen, Dschungelgeräusche, die Überwindung der alten Fallen, die vermeintliche Zerstörung Parapatas werden sehr gut ins Wohnzimmer transportiert und das wohl auch sehr zur Freude des Surround Soundfreundes. Dialoge bleiben meist klar verständlich, können aber auch bei entsprechenden Effekten etwas unterdrückt werden, dennoch musste ich zu keiner Zeit mit der Fernbedienung groß nachregeln. Abzug gibt es in Bezug auf den fehlenden Atmos Sound oder 7.1 Sound.
Extras:
- Pannen
- Gelöschte und erweiterte Szenen
- Alles über Dora
- Kannst du „Pelicula“ sagen?
- Dora in Blumen Vision
Wie immer möchte ich mich für eure Aufmerksamkeit bedanken und hoffe wir lesen uns bei meinem nächsten Review wieder.
(Marc Maurer)
©Bilder, Trailer und Medium zur Verfügung gestellt von Paramount Pictures – Alle Rechte vorbehalten.