Amazon Prime zeigt seit dem 28. September 2020 die zweite Staffel von „Doom Patrol“ und hier gibt es das Review.
Nach dem Zerriss von „Titans“ war „Doom Patrol“ der erste richtige Hit des kleinen Streaming Senders DC Universe. Inzwischen hat DC Universe das Streaming eingestellt und „Doom Patrol“ ist zu HBO Maxx gewandert, trotzdem wusste die erste Staffel Fans und Kritiker zu begeistern. Durchgeknallte Charaktere in noch durchgeknallteren Situationen mit jeder Menge Showwerten, ließen die Fans vor Freude jubeln, aber beim genauen Hinschauen merkte man aber jedoch schon, dass eine wichtige Sache vergessen wurde, nämlich eine Story zu erzählen. So toll die Charaktere auch waren, am Ende war es noch eine recht sinnfreie Aneinanderreihung von verrückten Momenten. Nun ist die zweite Staffel exklusive auf Amazon Prime gestartet und wir haben uns diese Staffel angeguckt, sodass wir euch sagen können, ob hier tatsächlich mal eine Story erzählt wird oder es wieder einfach nur sinnfrei und durchgeknallt weiter geht.
Story:
Cliff, Larry, Rita, Jane und Victor waren in der Lage, Niles und seine Tochter zu retten, doch nun müssen sie sich nicht nur wieder mit sich selbst befassen, sondern auch Dorothy an die Welt wieder herangewöhnen. Doch dies erweist sich alles andere als einfach, denn jeder hat so mit seinen Problemen zu kämpfen. Dummerweise wird dann ausgerechnet Dorothy zu einer Gefahr und die WG muss alles riskieren, um Dorothy zu retten.
Eindruck:
Die zweite Staffel besteht aus neun Folgen mit einer Laufzeit von 46 bis 55 Minuten pro Folge und ist, wie die Staffel davor, durchgängig erzählt.
Eigentlich waren zehn Folgen geplant, aber dank Corona konnten nur neun Folgen fertiggestellt werden. Die 10. Folge soll dann im Zuge der bereits bestätigten dritten Staffel kommen. Die gute Nachricht, die zweite Staffel von Doom Patrol ist nicht mehr eine sinnlose Aneinanderreihung von verrückten Szenen, die Schlechte, so richtig viel Story hat die zweite Staffel trotzdem nicht. Im Grunde ist die zweite Staffel mehr eine Charakterstudie skurriler Charaktere in noch skurrileren Kostümen, sodass der Zuschauer sozusagen das WG Leben der Charaktere beobachtet und jeder der Charaktere, hat natürlich auch weiterhin mit jeder Menge Probleme zu kämpfen. Immer noch ist hier Dianne Guerrero als Crazy Jane mit ihren 64 Persönlichkeiten der Showstealer. Was sie hier an vielseitige schauspielerische Leistung hinlegt ist wieder ganz großes Kino, zumal sie ihre Persönlichkeiten auch teilweise im Minutentakt wechselt. Schön ist auch dann wieder mal die Darstellung, wie es in ihrem Kopf aussieht und dadurch auch mal die Gesichter der Persönlichkeiten direkt zu sehen. Je mehr man auch von ihrem Background mit den unterschiedlichen Persönlichkeiten erfährt, desto intensiver wird es. Auch der Rest des Casts machen seine Sachen sehr gut. Sehr lustig ist auch Brandon Fraser zu zusehen, der mit seinen Sprüchen gerne mal in ein Fettnäpfchen tritt, aber immerhin so auch manche ernste Szene auflockert. Hier muss auch die Arbeit des Casts wirklich gewürdigt werden, da viele nur im Ganzkörperkostüm zu sehen sind, ohne dass man ihre Gesichter sieht, höchstens mal in Rückblenden. Abigail Shapiro als Neue im Team, in dem Fall als junge Dorothy, spielt ebenfalls wunderbar und man hat sie direkt gern, auch wenn stellenweise immer wieder sehr mysteriös rüberkommt.
Auch wenn die Charaktere allesamt ohne Frage sehr komplex sind und es an sich wirklich faszinierend ist, jeden mit ihren Komplexen und Problemen zu beobachten und was für Verrücktheiten sich stellenweise entwickeln, ja es wird wieder einmal sehr verrückt, geht die Story weiterhin kaum voran, denn so richtig viel passiert eigentlich nicht. Stellenweise wirkt es so, als würde man Batman in seiner Bathöhle beobachten, wie er mal eine Party schmeißt, etwas kocht oder die Höhle putzt und dabei seine wirren Gedankengänge beobachten. Okay, Batman putzen und kochen sehen wird nicht so einfach passieren, schließlich hat er Alfred, der für diese Sachen zuständig ist oder man sieht mal, wie Batman einfach mal mit Superman eine Runde spielt und nein, damit meine ich nicht sich gegenseitig den Schädel im „Dark Knight Returns“ Style einschlagen, sondern wortwörtlich miteinander spielen.
Was also heißt, die Erzählweise ist erneut extrem langsam und sorgt somit auch für einige Längen. Ohne Frage, die Charaktere gewinnen unglaublich an Tiefe und man erfährt mehr und mehr von ihrem Background, was sie zu unglaublich tragischen und vor allem sehr gebrochenen Charakteren macht.
Erst ab der 5. Folge kommt dann etwas mehr Handlung ins Spiel, da die Probleme mit Dorothy mehr und mehr deutlicher werden. Natürlich schreitet die Story weiterhin sehr ruhig voran, wobei es ab und an sehr brutale Momente gibt, womit klar wird, dass die Serie absolut nichts für Kinder ist. Natürlich wird auch geflucht ohne Ende. Das F-Wort wird mit Originalton wie ein Maschinengewehrfeuer eingesetzt. Das Finale sorgt für einige sehr schockierende Momente, aber gleichzeitig merkt man deutlich, dass die eigentlich letzte Folge der Staffel fehlt, dass da noch ein sehr großes Finale hätte kommen sollen. Stattdessen bleibt der Zuschauer so etwas in der Luft hängen, doch als Cliffhanger ist es einer der brachialsten Sorte, sodass das Warten auf die dritte Staffel mehr als schwierig wird.
Fazit:
Wie auch die erste Staffel bietet „Doom Patrol“ nicht gerade viel Story und könnte im Grunde auch innerhalb einer Folge zusammengefasst werden. Aber als Charakterstudie gebrochener Personen funktioniert die zweite Staffel viel besser als die erste Staffel, da es nicht mehr nur eine sinnfreie Aneinanderreihung verrückter Szenen ist. Aber durch die sehr ruhige Erzählweise ist die zweite Staffel von „Doom Patrol“ stellenweise etwas langatmig geraten. Dafür kann man aber sagen, dass die Charaktere großartig gelungen sind und sensationell dargestellt werden und der Cliffhanger hat es in sich.
(Pierre Schulte)
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