Am 11. Dezember 2020 kommt „Django“ als Neuauflage auf Blu-ray in den Handel und wir haben schon jetzt das Review dazu:
Wir schreiben das Jahr 1966. Der klassische US Western hat nicht nur seinen Höhepunkt längst überschritten, er liegt auch schon im Sterben. Nur wenige Stars, wie z.B. John Wayne, können noch mit Western die Zuschauer in die Kinos locken. Dies änderte sich 1966, als die Italiener das Western Genre revolutionierten. Mit ihren sogenannten Spagetti Western, oder auch Italowestern genannt, schufen sie eine neue Art von Western. Er war dreckiger, härter, es gab kein klassisches Gut gegen Böse mehr und vor allem war dieser deutlich brutaler, mit einem teilweise bis dato nie da gewesenem Bodycount. Der Spagetti Western sorgte für grandiose Klassiker, wie die „Dollar Trilogie“, „Leichen Pflastern seinen Weg“ oder „Spiel mir das Lied vom Tod“ und machten zu dem Zeitpunkt arbeitslose TV-Stars, wie Clint Eastwood oder Lee Van Cleef, über Nacht zu weltweiten Superstars. Doch der Film mit dem der Italowestern seinen Siegeszug loslegte, war Sergio Corbuccis „Django“. Leonine brachte den Klassiker nun in einer neuen Auflage auf Blu-ray raus und wir haben den Film für euch getestet, sodass wir euch sagen können, ob „Django“ zurecht ein Klassiker ist, oder doch nur viel Rauch um nichts.
Story:
In der kleinen Stadt Nogales sorgt Major Jackson nicht nur für Zucht und Ordnung, sondern auch für Angst und Schrecken. Seine Männer lassen es sich nicht nehmen Frauen zu kreuzigen, die Bewohner zu foltern und zu erpressen. Da taucht der wortkarge Django auf. Komplett in Schwarz gekleidet, schleift er einen Sarg hinter sich her. Django sinnt auf Rache an Major Jackson, denn dieser hat seine Frau auf dem Gewissen. Ohne Rücksicht auf Verluste ist Django bereit, es mit der ganzen Armee rund um Major Jackson aufzunehmen.
Eindruck:
An sich klingt die Story sehr einfach und das ist sie auch. Trotzdem, der Film ist ohne Frage ein Meisterwerk der seines Gleichen sucht. Angelehnt an klassische Samurai Filme, wurde Django bis heute schon sehr oft kopiert und bekam unglaublich viele berühmte Hommages, nicht zuletzt dank Quentin Tarantino, der teilweise komplette Szenen und Dialoge aus Django verwendete. Schon von der ersten Sekunde an merkt man aber auch, „Django“ ist kein typischer Western. Alleine wie Franco Nero, der hier die Rolle seines Lebens bekam und ebenfalls über Nacht zum Weltstar wurde, den Sarg hinter sich herziehend durch den Schlamm geht, sorgt für eine tolle Atmosphäre. Hier kann man sagen, dieser Italowestern ist definitiv dreckig und die Bösewichter sind noch böse und absolut rücksichtslos. Niemand ist aalglatt. Jeder Charakter, der kein Kanonenfutter ist, hat hier Ecken und Kanten. Ebenfalls zu Beginn merkt man einen weiteren Aspekt, der den Italowestern von normalen US Western unterscheidet. Nämlich die Gewalt. Es hat schon seinen Grund, warum Django bis heute immer noch eine FSK 18 Freigabe hat. Es wird gleich zu Beginn gefoltert und nach wenigen Minuten gibt es die ersten Tote von vielen. Was hier im Verlauf des Films an Bodycount hingelegt wird ist unglaublich und dabei sind die Tötungsszenen nicht gerade zimperlich.
Toll ist, hier wird nicht groß diskutiert. Egal ob Gut oder Böse. Jeder ist bereit, den anderen gnadenlos über den Haufen zu schießen. Jetzt muss man aber auch sagen, der Film ist nicht nur einfach sinnloses Geballer mit ein bisschen Story. Django hat auch viele ruhige Momente, mit noch ruhigerer Kamera, wodurch der Film eine gänsehautmäßige Spannung aufbaut. Franco Nero erweist sich dabei als Glücksgriff, der den gebrochenen Mann mit einer tollen Ausstrahlung darstellt, sodass man nicht nur zu jeder Sekunde mit ihm mitleidet und mitfiebert, sondern auch mit jeder Sekunde damit zu rechnen ist, dass er wieder einen um den Haufen schießt. Dazu ist das Ganze unterlegt von einem tollem Score, der die Atmosphäre auf ein ganz anderes Level hebt, sodass selbst die ruhigen Szenen zu keiner Sekunde langweilig sind und die 91 Minuten Laufzeit mit einer unglaublichen Geschwindigkeit an einen vorbeifliegen. Die Action selbst ist intensiv dargestellt, durch diese brachiale Härte, erst recht für damalige Verhältnisse, schockt der Film noch immer. Abgerundet wird dieser unglaubliche Film mit einem untypischen Ende, wie man es so aus Hollywood gar nicht kennt. Aber die Italiener haben das gnadenlos durchgezogen und zu Recht wurde der Film zu einem Meisterwerk der Filmgeschichte, den man nicht nur gesehen haben muss, sondern auch in jede gute Filmsammlung gehört.
Bild:
Da uns die alte Blu-ray Auflage nicht zur Verfügung stand, können wir nicht sagen, ob sich das Bild hier irgendwie verändert hat. Aber was wir im Vergleich zur DVD sagen können ist, dass es hier keine Pixelbildung mehr gibt. Die Schärfe hat merklich zugelegt, begünstigt durch deutlich kräftigere Farben. Ich persönlich bin zwar kein Fan, wenn leichtes Rauschen zu sehen ist, aber hier trägt es gut zur dreckigen Atmosphäre bei. Das Rauschen selbst ist durchgängig während des gesamten Films zu sehen. Ich muss sagen, ich habe natürlich auch schon ein besseres Bild von älteren Filmen gesehen, aber auch deutlich schlechtere von neueren Filmen. Insgesamt ist es zwar keine Referenz, aber ein gutes gehobenes Level, erst recht in Relation zum Alter.
Ton:
Die deutsche und die italienische Syncro liegen jeweils in DTS HD 2.0 vor. Beide Tonspuren sind natürlich ohne Raumklang und haben keinen extremen Details. Dafür sind beide Tonspuren frei von Rauschen. Der deutsche Ton ist aber etwas kraftvoller abgemischt und in Sachen Synchro auch mit den besseren Stimmen versehen, als bei der italienischen Synchro (bei den Italowestern durfte jeder Schauspieler in seiner eigenen Landessprache die Dialoge sagen, am Ende hat man alle nachsynchronisiert), auch wenn man sich was die Dialoge angeht künstlerische Freiheiten gegönnt hat, Bäume herausreißen tun beide Tonspuren nicht.
Fazit:
„Django“ startete den Italowestern Hype und bis heute nichts für zarte Nerven. Er ist definitiv ein Meisterwerk, den man sich immer wieder anschauen kann. Er fesselt, begeistert und schockiert. Die Härte hat es in sich, genauso wie die Atmosphäre und der Score. Franco Nero rockt die Rolle des Django wie kein anderer. Absoluter Pflichtkauf!
Hier erhältlich:
- Django [Blu-ray]
- Django Die Trilogie (3 DVDs)
(Pierre Schulte)
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