Regisseur Rob W. King bewies bereits 2017 mit dem soliden Endzeit-Thriller „Humanity Bureau“ mit Nicholas Cage in der Hauptrolle, dass er trotz geringem Budgets, dennoch wertiges Material aus dem Boden stampfen kann. 2018 folgte dann mit „Distorted – Nichts ist, wie es scheint“ (Originaltitel: „Distorted“) ebenfalls eine Low-Budget Produktion. Sein neuester Streich bot dafür gleich zwei fast vergessene Hollywoodstars, nämlich John Cusack und Christina Ricci. Ob der Film, der unlängst im normalen Keep Case über Tiberius Film im Vertrieb von Sony Pictures Home Entertainment erschienen ist was taugt, sollen folgende Zeilen klären…
Story:
Lauren zieht mit ihrem Mann Russell in ein luxuriöses und hochgesichertes Appartementhaus. Inmitten von ebenso erfolgreichen und wohlhabenden Nachbarn scheint alles perfekt zu sein. Doch schnell merkt Lauren, dass irgendetwas nicht stimmt mit dem Gebäude und seinen Bewohnern. Als sie bei ihrem Mann kein Gehör findet und der sie für paranoid hält, spürt Lauren im Netz den Cyber-Experten Vernon Sarsfield auf. Zusammen kommen sie einer globalen Verschwörung auf die Spur, die auch nicht vor Manipulationsprogrammen und Gedankenkontrollen Halt macht.
Man könnte nun (aus Erfahrung) meinen, dass sich bei einem Low Budget- bzw. Direct-to-Video-Film die Darsteller wenig bis keine Mühe geben, vor allem wenn es sich um fast vergessene „Altstars“ handelt. Hierfür kann definitiv Entwarnung gegeben werden, denn sowohl John Cusack („High Fidelity“, „Zimmer 1408“) als auch eine nun erblondete Christina Ricci („Die Addams Family“, „Casper“) spielen sehr motiviert. Gerade letztere gibt sich sichtlich Mühe, überzeugend die von Alpträumen und Visionen geplagte und angeschlagene Lauren zu spielen. John Cusack spielt zwar (ab Minute 42!) recht eindimensional, aber gewohnt souverän den eigenbrötlerischen und misstrauischen Cyber Experten Vernon, könnte sich aber von Ricci´s Leistung dennoch eine kleine Scheibe abschneiden. In weiteren Rollen überzeugen auch noch Brendan Fletcher als Laurens Ehemann Russel, der bereits in „The Revenant“ eine kleine Rolle übernahm und Vicellous Shannon, bekannt als Präsident Palmers Sohn in der Serie „24“.
Das gemächliche Erzähltempo und die langen Kameraeinstellungen des Thrillers sind Designentscheidungen, die man zwar mögen kann, aber nicht muss. Kameramann Mark Dobrescu, der bereits bei „The Humanity Bureau“ mit King zusammen arbeitete, beweist hierbei im wahrsten Sinne des Wortes ein ruhiges und gefühlvolles Händchen.
Immerhin baut der Film von der ersten Minute an eine bedrohliche Atmosphäre auf, deren Storyverlauf „Thriller-Experten“ sicher wenig überraschen wird. Heimlicher Star ist aber das neue „traute“ Heim des Ehepaares. Während Lauren dachte, hier endlich Ruhe zu finden, fängt das Unheil dort erst so richtig an. Da während der Szenen im Haus und in seinen teils sterilen Fluren, abgesehen von den Dialogen, meist absolute Stille herrscht, tut das der Atmosphäre mehr als gut. Komplett konträr in Szene gesetzt sind Laurens Visionen. Da wird ein kleines optisches Effektgewitter ausgeschüttet und auch die Lautsprecher dürfen (endlich) zeigen, wofür sie da sind.
Trotz dieser positiven Tatsachen wirkt „Distorted – Nichts ist, wie es scheint“ die meiste Zeit über leider recht generisch und obwohl obendrein auch noch die wenigen CGI Effekte sofort als solche ins Auge stechen, wird dem geneigten Filmfan 83 Minuten lang dennoch solide Thriller-Kost serviert. Wer dringend neues Futter für seine Thriller-Sammlung braucht, darf gerne zugreifen – für alle anderen gibt es aber genügend spannendere Alternativen.
Bild:
Das Bild, welches frei von Filmkorn und im AVC codierten Ansichtsverhältnis 2,35:1 daherkommt, weiß durchgehend zu überzeugen. Schärfe, Detailgrad und auch der hervorragend eingestellte Kontrast sind, wie sie für eine aktuelle Produktion sein sollten, im gehobenen Bereich anzusiedeln. Hautporen und einzelne Haare sind stets gut zu erkennen. Auch der Schwarzwert lässt keine Details absaufen und zeigt dabei ein sattes Schwarz. Die Farben werden natürlich und gut saturiert wiedergegeben.
Ton:
- DTS-HD MA 5.1 deutsch
- DTS-HD MA 5.1 englisch
Die akustische Präsentation ertönt meist ruhig, dafür sehr stimmig. Musik oder ein Score ist dabei nur in Ausnahmefällen wahrzunehmen. Die Dialoge klingen bei beiden Tonspuren sauber und verständlich. Umgebungsgeräusche gibt es selten aber dennoch hin und wieder aus den Rears zu hören. Wenn Lauren ihre Visionen hat, kommt auch mal zusätzlich zu den hinteren Kanälen der Subwoofer zum Einsatz und die Soundkulisse kann so richtig zeigen, was sie kann. Trotz der Tatsache, dass der Thriller etwas gemächlicher abläuft, hätten es dann doch ein paar Effekte mehr sein dürfen.
Extras:
Leider werden auf der blauen Scheibe lediglich fünf deutsche Trailer aus dem Hause Tiberius Film in HD angeboten:
- Distorted – Nichts ist, wie es scheint
- Der Nachbar – Die Gefahr lebt nebenan
- Robin Hood – Der Rebell
- New Worlds – Aufbruch nach Amerika
- Speed Kills
Gerne hätte ich ein paar Interviews der Darsteller oder Szenen/Pannen vom Dreh auf der Blu-ray Disc gesehen, denn so werden hier wertvolle Punkte verschenkt.
Fazit:
Das Bild spielt auf jeden Fall in der oberen Liga mit und punktet mit natürlichen Farben, toll eingestelltem Kontrast, einem satten Schwarzwert und einer soliden Schärfe. Der DTS-HD MA 5.1 Ton fährt leider mit angezogener Handbremse. Es wird einfach viel zu wenig von allem geboten – sei es Dynamik, direktionale Effekte oder anderes. Immerhin sind die Dialoge jederzeit gut verständlich.
Obwohl sich alle Darsteller sichtlich Mühe gaben und auch das Setting in Ordnung geht, kann „Distorted – Nichts ist, wie es scheint“ leider nicht auf ganzer Linie überzeugen. Zu gemächlich und generisch verläuft die Story, die zwar kurzfristig unterhält, sich aber von der Thriller-Konkurrenz nicht sonderlich abheben kann.
(Alexander Gabler)
Testgeräte:
TV: LG OLED 55C8PLA
Player: Sony UBP X-800
AV-Receiver: Denon AVR X-1500 H
Lautsprecher: Teufel Motiv 6 (5.1)
Atmos Lautsprecher: Teufel Reflekt (Front Height)