Es ist mir immer eine besondere Freude über Filme zu schreiben, die mich in meiner Jugend so prägten und meine Liebe zu diesem Medium erst so richtig entflammten. Zu diesen „meinen“ Klassikern gehört auch der doppelbödige Thriller von Bryan Singer („X-Men“) „Die üblichen Verdächtigen“. Doch ganz so üblich, wie uns der Titel vorgaukelt, sind die Verdächtigen und vor allem dieser wunderbare Film, nicht im geringsten. Der namhaft besetzte Film wusste mich immer zu fesseln und zu faszinieren. Ob er diese „Macht“ auch heute noch auf mich ausübt, das erfahrt ihr wie immer in den nächsten Zeilen.
Story:
Als die New Yorker Polizei eines Tages die üblichen Verdächtigen, den Ex-Cop Keaton (Gabriel Byrne), den aufbrausenden McManus (Stephen Baldwin), den eingebildeten Fenster (Benicio Del Toro), den mies-gelaunten Hockney (Kevin Pollak) und den cleveren Krüppel Verbal (Kevin Spacey) für eine Gegenüberstellung mit anschließender Befragung verhaftet, setzen sie ungeahnte Allianzen in gang. Denn für das angelastete Verbrechen („Es geht um einen gestohlenen Laster voller Waffen“) können die Kriminellen nicht belangt werden. Stattdessen schließen sie eine Allianz, um ein neues Ding zu drehen. Wenig später scheinen alle Verdächtigen sowie über zwanzig weitere Gangster tot zu sein, nur der körperlich eingeschränkte Verbal und ein Schwerverletzter mit Brandwunden im Krankenhaus liegender ungarischer Gangster haben überlebt. Beide fangen an zu reden und erzählen der Polizei, wie die „üblichen Verdächtigen“ in die Fänge des berüchtigten Gangsterboss Keyser Soze gelangt sind. In der Konstruktion der Geschichte, von den beiden Zeugen, entfaltet sich schon bald ein Puzzle aus Verrat, Erpressung, Korruption und Mord…
Meinung und Wertung:
Schon die Anfangs-Szene des Films ist hervorragend inszeniert. Mysteriös, spannend und vielsagend, wie eben der Rest des Filmes auch. Regisseur Bryan Singer erschuf mit „Die üblichen Verdächtigen“ einen fintenreichen und äußerst spannenden Thriller, der mit hervorragenden Schauspielern glänzen kann. Storytelling Par Excellence! Das Oscar-prämierte Drehbuch ist ein wahrer Genie-Streich, den es nur sehr selten im Film-Business gibt. Hier hat der Autor Christopher McQuarrie („Mission: Impossible – Fallout“) herausragende Arbeit geleistet und sich einen ewigen Platz im Legenden-Pool der Drehbuchautoren ergattert. Es werden falsche Fährten gelegt, Hauptdarsteller sind plötzlich tot und ein ständiger Wechsel zwischen den Zeitebenen treibt die Spannung weiter an den Höhepunkt. Ein Paradebeispiel für einen guten Thriller, inszenatorisch wie darstellerisch, einfach klasse. Singer lässt seine Darsteller mit gewohnten Gangster-Klischees spielen und erschafft somit ein Bild der Vertrautheit, nur, um es dann wieder zu zerstören. Die verschiedenen Zeitebenen machen das Rätselraten noch spannender. Dabei ist „Die üblichen Verdächtigen“ ein sehr dialoglastiger Film, mit relativ wenig Action und genau daraus zieht er einen großen Teil seiner Faszination. Die Dialoge sind exzellent geschrieben und die Action bzw. die Tötungen sind effektiv in Szene gesetzt.
Bryan Singer lockert den manchmal harten aber immer düsteren Thriller mit leisem, aber tiefsinnigen Humor auf und unterhält mit zahlreichen Anspielungen auf die Filmgeschichte. Dazu spielt er ständig mit der Verunsicherung des Zuschauers und legt falsche Fährten. Bei keiner Szene, bei keinem Dialog, hat man das Gefühl, es wäre zu viel oder zu lang. Die Story schreitet trotz der dialoglastigen Actionarmut zügig voran und kann fast keine Längen aufweisen. Mit aufwändiger Inszenierung, eine in mehreren Rückblenden strukturierte Story, einem darstellerischen Staraufgebot und einem intelligenten Twist am Ende, avancierte der Edel-Thriller längst zum Kultfilm.
Ja, diese nonlineare Erzählweise muss man schon mögen und man muss sich auf die verwirrende Story einlassen können. Dann und nur dann, wird „Die üblichen Verdächtigen“ nicht langweilig. Für die intensive Aufmerksamkeit wird man mit einem krönenden Ende belohnt und mit herausragender Schauspielkunst verwöhnt. Kevin Spacey („American Beauty“), der hier für seine Rolle 1996 den Oscar für seine Leistung als bester Nebendarsteller erhielt, trägt den Film mit seiner grandiosen Performance fast alleine. Doch auch der Rest des glänzend aufgelegten Starensembles kann überzeugen. Ganz egal ob Kevin Pollak („Keine halben Sachen“), Benicio Del Toro („Sicario“), Gabriel Byrne („End of Days“) oder, der viel zu oft vergessene, Stephen Baldwin („Fled – Flucht nach Plan“), hier stimmt jede emotionale Darbietung auf den Punkt und vor allem passt die Chemie der Darsteller perfekt. Das Setting, der Score, ja selbst das verdammte Wetter, hier fügt sich alles reibungslos zusammen um sich als genialer und einzigartiger Film, seinen Weg in die Herzen der Filmliebhaber zu mausern.
Fazit:
„Die üblichen Verdächtigen“ ist ein König unter den 90er Thriller und längst ein unbestrittener Kultfilm. Dieses erzählerisch herausragende Glanzstück der Filmgeschichte ist spannungs- und fintenreich inszeniert, verfeinert mit gelungenen Dialogen und gesegnet mit einem Schauspiel-Ensemble der Extraklasse. Noch dazu hat er für mich den schönsten Twist aus diesem klasse Filmjahrzehnt. „Die üblichen Verdächtigen“ ist ganz großes Kino, welches immer einen ganz besonderen Platz in meinem Filmherzen haben wird. Kurz gesagt: EIN MEISTERWERK!
Bild:
- 1920x1080p (2.35:1) @24 Hz
Das Bild ist ganz in Ordnung, nur hätte es wirklich mehr sein können. Klar, der Film ist alt, aber da habe ich in diesem Jahr schon viel ältere Filme in besserer Bildqualität gesehen. Es rauscht, es flackert und es ist des Öfteren viel zu dunkel geraten.
Ton:
- Deutsch DD 2.0
- Englisch DTS-HD MA 5.1
Der Ton ist vollkommen in Ordnung, wenn man keine allzu große Veränderung im Gegensatz zur alten DVD-Version erwartet. Die Dialoge sind verständlich und das Sound-design, dem Alter entsprechend akzeptabel.
Extras:
– – –
Danke für Eure Aufmerksamkeit und danke für Eure Lesezeit.
(Thomas P. Groh)
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