Die fantastische Reise des Dr. Dolittle – Blu-ray Review | Universal Pictures | 12.06.2020

Nach vielen Jahren hat Robert Downey Jr. seinen Kampfanzug abgelegt und die Ära von Tony Stark im Marvel Cinematic Universe beendet. Immerhin verkörperte Downey diesen Charakter über ein Jahrzehnt hinweg und die Zeit für einen neuen Pinselanstrich, bei dem sich Downey anderen Projekten widmen kann, ist gekommen. Als Start in das neue, berufliche Abenteuer schlüpft er in die Figur des Dr. Dolittle, der durch seine einzigartige Fähigkeit mit Tieren kommunizieren kann – wer hat sich das schon nicht mindestens einmal gewünscht? Allerdings floppte der Film größtenteils an den Kinokassen und konnte den Erwartungen der Kritiker und Zuschauern kaum gerecht werden. Besonders das Zusammenspiel zwischen Downey und den digital tierischen Freunden wurde vermehrt bemängelt sowie die etwas chaotisch geratene Erzählstruktur. Doch mit der aktuellen Veröffentlichung auf dem blauen Medium, möchten wir uns ein eigenes Bild von dem Film machen und werden dabei, in üblicher Manier, die technische Umsetzung mit Adleraugen begutachten.

Story:

Nach dem schmerzlichen Tod seine Frau zieht sich Tierarzt und Veterinär Dr. Dolittle (Robert Downey Jr.) vollständig aus seinem momentanen Leben zurück. Seine Gesellschaft besteht fortan nur noch aus allerlei Tieren, mit denen Dr. Dolittle allerdings, wie mit Menschen, sich verbal austauschen kann und die ihm einen gewissen Trost in seiner Trauer schenken. Als König Victoria dem Tode nahe ist, kann nur noch die Frucht eines unentdeckten und mysteriösen Baumes ihr Leben retten und wer, wenn nicht Dr. Dolittle persönlich ist diesem abenteuerlichen Unterfangen gewachsen?

Kritik:

Bereits 1998 schlüpfte Komiker Eddie Murphy in die Rolle des Dr. Dolittle und dank des damaligen Erfolgs wurden insgesamt vier Fortsetzungen produziert, wobei Eddie Murphy nur in einer erneut die Hauptrolle übernahm. Es sei allerdings anzumerken, dass der neue Dolittle im Auftritt und der Charakterisierung kaum etwas gemein mit dem Dolittle aus den 90er Jahre hat – und das ist auch gut so. War der Humor damals größtenteils auf Slapstick und die Kulisse auf die Großstadt gelegt worden, entführt uns der neue Dolittle auf eine wahrlich fantastische Reise quer über die offenen Meere zu geheimnisvollen Orten. Bereits jetzt klingt der neue Dolittle nach einem abenteuerlichen Ausflug ins Freie, dass besonders das kleine Publikum begeistern wird.

Regisseur Stephen Gaghan, der ebenfalls am Drehbuch beteiligt war, ist ehrlich gesagt nicht für Kinderfilme bekannt. Mit Filmen wie „Syriana“ und „Gold – Gier hat eine neue Farbe“ hat er sich mit einem gänzlichen anderen Genre beschäftigt und doch gelingt ihm mit „Die fantastische Reise des Dr. Dolittle“ ein Film, der sich seine Daseinsberechtigung verdient hat.

Bereits nach wenigen Minuten erscheint Dr. Dolittle in seiner vollen Pracht, oder das, was davon noch übrig geblieben ist, und die Interaktion mit den Tieren ist hervorragend geglückt. Den buschigen und gefiederten Freunden wurde echtes Leben eingehaucht, nicht unbedingt in der optischen Darstellung, sondern in ihren Charakterzügen und ihr Verhaltensmuster in der Gruppe. Das man es hier nicht mit echten Tieren zu tun hat, ist einem umgehend klar und ja, die Qualität der visuellen Effekte variiert von erstklassig bis ersichtlich, aber wenn man sich davon löst und sich auf die zwischenmenschlich-tierische Umsetzung konzentriert, wird man gewiss seinen Spaß haben. Die Gespräche zwischen Dolittle und den Zwei- bzw. Vierbeinern bringt stets eine erfrischend freche oder sarkastische Note mit sich, die umgehend gute Laune verbreitet und einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Die Performance von Robert Downey Jr. als Dolittle ist exquisite und er trägt wahrlich diesen Film mit einer britischen, trocknen Art und leicht tendenziellen zynischen Spracheinlagen – Tony Stark lässt grüßen.

Dennoch verleiht er seiner Rolle eine gewisse Tiefe und der Schmerz, der ihn seit Jahren begleitet, ist in seinen reflektierenden Momenten immer präsent ersichtlich. Trotz emotionaler Wunde ist der Grundton eher heiter gehalten worden und auch die Inszenierung des Gegenspielers Mudfly, gespielt vom großartigen Michael Sheen, ist eher als harmlos einzuordnen und sorgt immer wieder für kleinere Lacher, die seine hinterhältige List nicht zu schwer wiegen lässt. Auch Antonio Banderas ist als Königspirat mit von der Partie und kann trotz eher kurzen Screen-Time dennoch überzeugen.

Die Storyline und das gebotene Abenteuer sind sehr gradlinig und bringen keine großen Überraschungsmomente mit sich und dennoch unterhält das Geschehen durchweg wunderbar – was insbesondere dem Zusammenspiel von Dr. Dolittle und seinen tierischen Freunden geschuldet ist. Bei Betrachtung könnte der eine oder andere Erwachsene sich nicht sonderbar gut aufgehoben fühlen, da der Humor sehr kindgerecht daher kommt und der Film sich im Allgemeinen gezielt auf dieser Ebene aufhält. Aber wie sagt man so schön: In jedem Erwachsenen schlummert das innere Kind und genau das ist der springende Punkt. „Die fantastische Reise des Dr. Dolittle“ sollte mit den Augen eines Kindes betrachtet werden, die eine Erzählung erblicken, die sich wie ein Märchen anfühlt, in der überwiegend das Gute in jedem Wesen verborgen ist und bei den gedanklichen Tagebucheinträgen des Eichhörnchen, wird auch der letzte hartgesottene Zuschauer breit grinsen.

Kinder und Jugendliche werden sich prächtig amüsieren und eine vergnügte Zeit haben, in der nicht nur strahlende Gesichter zum Vorschein kommen, sondern sie im selben Flügelschlag schöne und wichtige Werte vermittelt bekommen, über Freundschaft jeder Art und Liebe – zwei Eckpfeiler unseres menschlichen Daseins, die selbst zu heutiger Zeit und bei den andauernden weltweiten Ereignissen, immer wieder in Vergessenheit geraten.

Bild:

„Die fantastische Reise des Dr. Dolittle“ wurde komplett digital mit einer Red Monstro 8K Kamera aufgenommen und das Endergebnis ist eine maximale Ausschöpfung der möglichen Qualität und bringt – kurz gesagt – eine neue Referenzscheibe auf den Markt. Die Farben werden kräftig und satt wiedergegeben und lassen jegliche Umgebung wie Wälder, das offene Meer sowie das Gefieder oder Fell der Tiere, lebensecht erstrahlen. Ebenfalls ist die Schärfe durchweg hervorragend und zeigt besonders in Nahaufnahmen ein staunendes Detailreichtum, bei der so ziemlich jede noch so kleine Falte in Downeys Gesicht zu erkennen ist. Der Schwarzwert ist makellos und dunkle Szenen, wie die nächtliche Fahrt auf hoher See, zeigen ein tiefes Schwarz, ohne dabei ansatzweise Bildelemente zu verschlingen. Egal ob die Kantendarstellung oder der Kontrast – hier ist die Rede von einem perfekten Bild, dass restlos begeistert und gerne als Vorzeigescheibe genutzt werden kann.

Ton:

• Deutsch: Dolby Atmos
• Englisch: Dolby Atmos
• Italienisch: Dolby Digital Plus 7.1
• Französisch: Dolby Digital Plus 7.1
• Türkisch: Dolby Digital 5.1

Erfreulicherweise bekommen wir aus dem Hause „Universal Pictures“ eine deutsche Dolby Atmos Tonspur auf die Blu-ray Disc gepresst, die verlustfrei die eigenen vier Wände akustisch verwöhnen. Mit Anbeginn macht sich eine eindrucksvolle Räumlichkeit breit, die alle Lautsprecher kontinuierlich in das Geschehen mit einbeziehen. Egal ob fliegende Vögel, das Rauschen des Wassers auf hoher See oder das Rascheln der Blätter – die komplette Umgebung wird klanglich eingefangen und fabelhaft wiedergegeben. Doch die Surround-Lautsprecher werden darüber hinaus mit Arbeit versorgt, so werden die Ohren mit bidirektionale Effekte versorgt, die ein erstaunliches „Mitten drin“-Gefühl erzeugen und staunen lässt. Die Dialoge werden durchweg ausgezeichnet und klar wiedergegeben und bleiben mit zunehmender Lautstärke qualitativ erhalten. Einzig der Subwoofer macht einen gezähmten Eindruck, da selbst beim wütenden Gewitter und den peitschenden Donnerschlägen, die Dynamik und Wucht etwas vermisst wird. Eventuell eine bewusste Entscheidung, um die Soundkulisse für die kleinen Zuschauer angenehmer zu gestalten.

Die englische Dolby Atmos Audiospur bietet die identischen Merkmale und ist mit der deutschen Synchronisation gleich zu setzen.

Extras:

• Mit den Tieren sprechen (ca. 5:05min.)
• RDJ & Harry: Lehrmeister und Lehrling (ca. 3:30min.)
• Ein guter Arzt werden (ca. 2:54min.)
• Antonio Banderas: Piratenkönig (ca. 2:59min.)
• Der böse Dr. Mudfly (ca. 2:00min.)
• Ein äusserst ungewöhnliches Haus (ca. 3:58min.)

Fazit:

„Die fantastische Reise des Dr. Dolittle“ ist ein lockerer Abenteuerfilm mit einem unkonventionell agierenden Doktor und seinen tierischen Begleiter, die mit flottem Wortwitz daher kommen und für gute Laune sorgen. Die Qualität der CGI kann nicht stets überzeugen, doch das junge Publikum wird’s wohl kaum stören. Dafür bekommt man eine Blu-ray mit einem Referenzbild und einer hervorragenden Dolby Atmos Tonspur spendiert, die für Enthusiasmus im heimischen Kino sorgen wird.

(Deniso)

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