„Knuffige Schneemänner in Arendelle – die Zweite“
Wer hätte gedacht, dass Disney Ende 2019 seinen sechs Jahre alten und bis dato erfolgreichsten Animationsfilm „Die Eiskönigin – Völlig unverfrohren“, zumindest mal aus finanzieller Seite aus betrachtet, noch einmal toppen kann? Bereits am ersten Ausstrahlungswochenende konnte die Fortsetzung „Die Eiskönigin 2“ weltweit sein geschätztes Budget von sage und schreibe 150 Millionen Dollar wieder locker einspielen und insgesamt sogar verzehnfachen! Merchandise und Co. nicht mitgezählt, wohlgemerkt. Kein Wunder also, dass nun bei Disney alle Zeichen auf Elsa stehen und die Kassen wieder einmal nicht lauter klingeln könnten.
Auch ich tummelte mich bereits letztes Jahr unter die unzähligen Kinobesucher und bin nun umso gespannter, wie Disney mit der Heimkinoauswertung einer seiner wichtigsten Marken umgeht.
„Die Eiskönigin 2“ erscheint hierzulande Ende März im Vertrieb von Walt Disney Studios Home Entertainment auf DVD und auch hochauflösend auf 3D- und 2D Blu-ray Disc – filme.de konnte letztgenannte für euch nun ausgiebig und pünktlich vor Release testen.
Story:
Nachdem Elsa von einer geheimnisvollen Stimme eine Prophezeiung hört, macht sie sich mit Schwester Anna, Schneemann Olaf und Kristoff gemeinsam mit dem Rentier Sven auf den Weg, um durch den verzauberten Wald in Richtung Norden zu gelangen. Pabbie, der Anführer der Trolle, rät ihnen, sich durch unbekannte Gebiete und verzauberte Länder zu begeben. Die Fähigkeiten von Elsa werden offenbar nicht nur benötigt, um Arendelle zu retten, sondern sogar die gesamte Welt. Pabbie sagt außerdem, dass bislang die Sorge bestanden habe, dass die Kräfte der Prinzessin zu stark sind – jetzt gilt es zu hoffen, dass sie ausreichen.
Regisseur Chris Buck („Tarzan“, „Könige der Wellen“) und Autorin Jennifer Lee („Ralph reichts“, „Zoomania“), die beide bereits auch vor sechs Jahren beim ersten Teil als solche verpflichtet wurden, gingen beim Drehbuch auf Nummer sicher und verließen sich auf alte Tugenden. Der Zusammenhalt der Bande, insbesondere der der Schwestern, hat nach wie vor oberste Priorität, die Musicaleinlagen, wenn man sie denn mag, sind immer noch klasse arrangiert und auch die Technik gehört wieder mit zum Besten, was momentan technisch möglich ist.
Also ist alles beim Alten geblieben? Mitnichten, denn obwohl Schneemann Olaf noch mehr Gags abliefern darf als im Ersten Teil, bekam „Die Eiskönigin 2“ eine ungewohnt dezent düstere Atmosphäre verpasst – und die steht dem Animationsfilm, zumindest nach einer kurzen Eingewöhnungszeit, auch sehr gut zu Gesicht.
Der Großteil der ersten Hälfte spielt im verzauberten Nebel-Wald, in dem nichts so ist, wie es zuvor erscheinen mag. Optisch erinnert das Setting an Disneys „Merida – Legende der Highlands“ oder auch sogar stellenweise an Tim Burtons „Alice im Wunderland“.
Die Handlung unserer Helden könnte für die jüngsten Elsa-Fans eine Spur zu komplex sein, da es oft um Themen wie Vertrauen, Verlust und Selbstfindung geht – aber für die ist ja ohnehin der knuffige Olaf da, der selbst in der aussichtslosesten Situation immer noch einen positiven Kommentar parat hält… oder, um einmal einen Insider ´rauszuhauen, nach einer gewissen „Hildegard“ sucht… Apropos Olaf, denn wenn der den Bewohnern des verzauberten Waldes die Handlung vom ersten Teil in Kurzform vorführt, bleibt kein Auge trocken. Auch hier gelingt Hape Kerkeling sein Job als Olafs Stimme außerordentlich gut. Eine FSK 0 Freigabe kann ich dennoch nicht ganz nachvollziehen, da die allerjüngsten Seher auf jeden Fall etwas überfordert werden. Eine FSK 6 Freigabe wäre hier sicher nicht verkehrt gewesen.
Diese erste Hälfte vergeht fast wie im Flug, was man von der zweiten leider nicht immer behaupten kann. Viel zu oft tritt hier die Story an der Stelle und dadurch, dass der Spannungsbogen aufgrund eines fehlenden und klassischen Bösewichts gegen Ende hin etwas abflaut, schleichen sich nun auch einige unnötige Längen ein. Hier wurde, trotz einer frischen und düsteren Grundstimmung, einfach zu wenig Neues gezeigt. Eine Evolution des Franchises darf man hier erst recht nicht erwarten. Das macht aber insgesamt gesehen auch gar nichts, denn „Die Eiskönigin 2“ schafft es, wie der Vorgänger auch, Kinderherzen höher schlagen zu lassen und Jung und Alt für 103 Minuten in eine tolle nordische Fantasy-Welt eintauchen zu lassen.
Dass das Gezeigte „Disneytypisch“ eine Wucht ist, bei dem so gut wie jedes Bild aus einem Gemälde stammen könnte, versteht sich ja fast von selbst. Die geschmeidigen Animationen aus dem Hause Disney legen die Messlatte wieder einmal extrem hoch an und bieten ein rundes Gesamtbild.Auch die Musical-Songs wurden gut komponiert, denn von der Thematik gibt’s lustiges („Wenn ich erst groß bin“), trauriges („Rentiere sind besser als Menschen“) sowie auch nachdenkliches, wie das wunderschöne und sentimentale „Es kommt zu dir“ auf die Ohren. Was im englischen Original von Kristen Bell und Josh Gad gesungen wurde, übernehmen in der deutschen Fassung unter anderem Musical-Star Willemijn Verkaik bei Elsa (gesprochen wird sie aber nach wie vor von Idina Menzel), sowie Hape Kerkeling für Schneemann Olaf. Die deutschen Songs stehen den Originalen in nichts nach – sind aber natürlich nach wie vor Geschmackssache.
PS: Der Credit-Song „Wo noch niemand war“ wird übrigens von „Mr. Cappie“ Mark Forster gesungen.
Disney schlägt mit „Die Eiskönigin 2“ einen etwas ernsteren, ja fast schon tiefsinnigeren Weg ein, bleibt seinen Stärken treu und macht bis auf das zu glatte Drehbuch so gut wie alles richtig – hoffentlich lassen sie nicht wieder sechs Jahre auf einen Nachfolger warten.
Bild:
Wie oben schon angeschnitten und bei einem aktuellen Animationsfilm, vor allem aus dem Hause Disney, nicht anders zu erwarten, macht das Bild im Ansichtsverhältnis 2,39:1, wie auch bereits letztes Jahr „A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando“, eine hervorragende Figur und bietet bei hohem Detailgrad ein angenehm scharfes Full-HD-Erlebnis.
Schade ist allerdings, dass bei so guten Voraussetzungen für den deutschen Heimkino-Markt keine 4K UHD Disc mit einem erweiterten Farbraum in Sinne von HDR10 erstellt wurde, während zum Beispiel die amerikanischen Filmfans in den Genuss selbiger kommen.
Sei´s drum, da bereits die „normale“ Blu-ray Disc genügend Referenzwerte bietet: der satte Schwarzwert lässt dennoch genug Details in den vielen dunklen und düsteren Szenen erkennen, der Kontrast wurde perfekt eingestellt und die nicht übertrieben bunte Farbpalette zeigt sich gesättigt, sodass das Bild bereits auf der 2D Blu-ray äußerst plastisch erscheint. Nebenbei gibt es unzählige Details wie Eiskristalle der Schneeflocken, Grübchen in den Gesichtern oder realistisch fallendes Laub zu bestaunen.
Viel besser kann ein komplett am Rechner entstandener Film im Moment nicht aussehen – daher bekommt „Die Eiskönigin 2“ ohne mit der Wimper zu zucken die volle Punktzahl für die Bildqualität spendiert.
Ton:
- Deutsch Dolby Digital Plus 7.1
- Englisch DTS-HD MA 7.1
- Italienisch Dolby Digital Plus 7.1
Auch dieses Mal entschied sich Disney für die deutsche Fassung eine komprimierte DD+ Tonspur zu verwenden, während der Originalton mit einem HD-Ton daherkommt. Aber auch dieses Mal darf Entwarnung gegeben werden, denn es wurden außerordentlich viele Informationen auf die deutsche Tonspur gepackt, die sich nicht vor der englischen zu verstecken braucht.
Wenn man, mal wieder, den Pegel etwas anhebt, kommen die Musical-Einlagen und Stimmen extrem präzise aus den Lautsprechern. Direktionale Effekte und eine tolle Dynamik, gepaart mit einer guten Dialogverständlichkeit bieten einen angenehmen Klangteppich. Sogar der Subwoofer darf etwas Druck ausüben – in den Tiefbassbereich schafft er es allerdings nicht. Dennoch landen die geworfenen Felsen der Riesen sehr druckvoll am Staudamm und bringen ein klasse Kinofeeling in das heimische Wohnzimmer. Wie so oft fehlt dem DD+ Ton leider der letzte Punch, um eine perfekte Wertung zu erhalten.
Extras:
- Pannen vom Dreh
- Trivia: Wusstest du schon?
- Die Geister in Die Eiskönigin 2
- Ein Soundtrack mit Folgen
- Zusätzliche Szenen & Lieder
- Musikvideos: Weezer – „Lost in the Woods“ und Panic! At The Disco – „Into the Unknown“
- Trailershow: „Mulan“ (2020) und „Onward: Keine halben Sachen“
Das Bonusmaterial wurde überschaubar, dafür recht abwechslungsreich gestaltet. Am besten gefiel meinen Kids und mir aber die „Pannen vom Dreh“, das die amerikanischen Synchronsprecher bei ihrer Arbeit zeigt und „Into the Unknown in 29 Sprachen“, wobei bei mindestens drei Sprachen eigentlich kein Text gesungen wird, wenn man es ganz pingelig betrachten würde.
An ein Wendecover ohne FSK 0 Flatschen wurde leider nicht gedacht.
Fazit:
Audiovisuell macht Disney so schnell keiner was vor. Butterweiche Animationen gepaart mit einem überaus potenten sowie direktionalen Dolby Digital Plus 7.1 Ton runden das „Arendelle-Heimkino-Paket“ ab.
Wer mit Anna, Elsa und Co. bis jetzt nichts am Hut hatte, den wird auch die Fortsetzung nicht bekehren können. Wer aber wissen will, wie die spannende Geschichte der Schwestern und ihren Freunden fortgesetzt wurde kommt an „Die Eiskönigin 2“ nicht vorbei und wird dafür mit einer herzhaften, fantastischen und familientauglichen Geschichte belohnt.
Testgeräte:
TV: LG OLED 55C8PLA
Player: Sony UBP X-700
AV-Receiver: Denon AVR X-1500 H
Center-Lautsprecher: Teufel Ultima UL 40 C Mk3
Front- und Surround-Lautsprecher: Teufel Motiv 6
Atmos-Lautsprecher: Teufel Reflekt (Front Height)
(Alexander Gabler)
©Bilder und Trailer Walt Disney Company – Alle Rechte vorbehalten!