Die 21 Stunden von München – Blu-ray Review | Koch Films

21 Stunden Muenchen review bd coverDie Olympischen Spiele 1972 in München dürfte den älteren unter uns noch ein Begriff sein. Weniger wegen sportlicher Höchstleistungen, mehr wegen einer der schwärzesten Stunden in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Am 5. September überfielen acht Mitglieder der palästinensischen Terrororganisation „Schwarzer September“ das Wohnheim der israelischen Mannschaft im Olympische Dorf. Geplant war die Geiselnahme der israelischen Sportler. Das Ziel: die israelische Regierung dazu zu zwingen, rund 230 inhaftierte Palästinenser frei zu lassen, sowie die beiden RAF Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof. Nach dem Scheitern der Verhandlungen forderten die Terroristen, ausgeflogen zu werden. Auf diese Forderung ging die Polizei deswegen ein, da sie die Terroristen somit auf den Flugplatz Fürstenfeldbruck lotsen konnten und hofften, sie auf freiem Gelände stellen zu können. Was mit einer Geiselnahme begann, endete in einer Tragödie. Alle elf israelischen Geiseln starben, sowie fünf der Terroristen. Der 1976 gedrehte amerikanische Fernsehfilm „Die 21 Stunden von München“ erzählt in einer Art Doku-Stil, die Geschehnisse an den Originalschauplätzen.

21 Stunden Muenchen Review Sszenenbild001Story:

München 1972, die Olympischen Spiele sind in vollem Gange. Während sich die israelischen Sportler für die Nacht fertig machen, schleichen sich acht Mann in das olympische Dorf. Ausgestattet mit einem Nachschlüssel und Maschinengewehren stürmen diese acht Mann die Schlafräume und überwältigen die Israelis. Bei dieser Aktion sterben zwei Mitglieder der Mannschaft, der Trainer Weinberg und der Gewichtheber Romano. Schnell wird klar, dass es sich bei den Männern um palästinensischen Terroristen handelt, die unter dem Namen „Schwarzer September“ agieren. Ihr Ziel, die Freipressung ihrer in Israel inhaftierten Waffenbrüder. Aufgeschreckt durch die nächtliche Schießerei, alarmieren die anderen Dorfbewohner die Münchner Polizei und diese sogleich den Polizeipräsident Manfred Schreiber. Nachdem die Forderungen des Terrortrupps bei dem Krisenstab, bestehend aus Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher, dem bayerischen Innenminister Bruno Merk, Polizeipräsident Manfred Schreiber, NOK-Präsident Willi Daume, IOC-Präsident Avery Brundage und Staatssekretär Erich Kiesl, eingegangen sind, versucht Bundeskanzler Willy Brandt sich mit der israelischen Regierungschefin Golda Meir zu verständigen. Diese lehnt jedoch jegliche Verhandlungen mit Terroristen ab. Dabei erklärt sie Brandt eindeutig, dass die Geiselnahme in Deutschland passiert ist und somit die Deutschen auch schauen müssen, wie sie diese Krise bewältigt bekommen. Doch wie soll man mit Terroristen verhandeln und versuchen das Leben der Geiseln zu retten, wenn man keinerlei Hilfe von Seiten der Betroffenen bekommt?

Fazit:

Tja, wo fange ich nur an? Wer sich mit den Ereignissen der damaligen Zeit beschäftigte, müsste nach Sichtung des Films die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Zu viele Dinge wurden nicht sorgfältig genug recherchiert oder sie wurden einfach übergangen, wahrscheinlich, um Drehgenehmigungen zu erhalten. Man denke nur einmal an die damalige Presse, da filmten Pressehubschrauber die Aufstellung der Polizei auf den Dächern und die Terroristen konnten dies ungehemmt in den Nachrichten mitverfolgen. Einer von vielen Fehlern, die nicht thematisiert wurden. Der Film selbst wirkt wie eine Semi-Dokumentation mit Schauspielern, die nicht schlechter hätten besetzt werden können. Allen voran der Darsteller des Bundesinnenministers Hans Dietrich Genscher, selten habe ich solch ein gestelztes Schauspiel gesehen.

21 Stunden Muenchen Review Sszenenbild002Auf der einen Seite hätten wir Franco Nero als Führer der Terroristen-Gruppe „Schwarzer September“ und auf der anderen William Holden als Polizeipräsident Manfred Schreiber. Eigentlich die einzigen mit einer guten Screentime, auch wenn deren Darstellungen an den realen Figuren vorbei agierten. Die anderen Beteiligten wie Genscher, Brandt, Merk, Schreiber, Daume, Brundage und einige andere, verkommen zu Randfiguren mit einer handvoll Dialogen. Trotzdem interessant dabei die Szenen mit Richard Basehart als Bundeskanzler Willy Brandt, diese stehen alle nur untertitelt zur Verfügung. Was die Vermutung nahe legt, dass diese in der ursprünglich deutschen Version wohl gar nicht vorhanden waren. Auch recht schlecht war die Rolle der Anneliese Graes, dargestellt von Shirley Knight, gespielt. Anneliese Graes, die ebenfalls in die Verhandlungen eingebunden war und von der man inzwischen weiß, dass sie nicht einschüchtern ließ, wollte mit ihrer Methode die Situation deeskalieren. Das, was aber Shirley Knight da abliefert, war der Lacher schlechthin, im ersten Moment wusste ich nicht, ob sie gerade versucht, mit Franco Nero zu flirten oder ihn zu besänftigen. Diese keck kesse Art und die Dialoge waren für die Situation einfach unangebracht und peinlich.

Auch Franco Nero verdreht seine Rolle und stellt den Terroristen-Anführer recht unsicher dar, manchmal hatte man das Gefühl, als wenn dieser das alles gar nicht wollte und man sogar noch Mitleid mit ihm haben sollte. Vielleicht wollte er dem Anführer damit eine menschlichere Seite verpassen. Dies passt aber nicht wirklich. Jemand, der bereit ist für eine Sache in den Tod zu gehen, ist weder berechenbar, noch würde dieser Schwäche zeigen. Daher verliert Francos Darstellung leider auch immer mehr an Glaubwürdigkeit. Was die restlichen Darsteller betrifft, so hatte es den Anschein, dass diese bei den Aufnahmen nur parat standen und sobald die Kamera sie streifte, begannen sie irgendwie stocksteif zu agieren.

Der Ablauf von Beginn der Geiselnahme bis zum tragischen Finale wird mit Zeitindexen unterbrochen, dabei kommt es auch zu merkwürdigen und nicht nachvollziehbaren Sprüngen in der Erzählung. Vielleicht war dies als Stilmittel einer Doku gedacht. Und tatsächlich weiß ich selbst nach dem Film nicht, ob es nun eine Doku mit Thriller-Elementen sein soll oder ein Action-Thriller im Stil einer Doku. Zumindest hat bei mir der eingesetzte Erzählstil emotional nichts bewirkt. Was mir ebenfalls sauer aufgestoßen ist, man beschönigte zwar nicht gerade die Verfehlungen der Verantwortlichen, aber man zeigte auch nicht direkt deren Versagen. Bei einem Film, der sich an einer wahren Begebenheit orientiert, sollte man sich soweit als möglich an diese halten. In der Nacht zum 6. September gab es keine Gewinner, nur Verlierer und dies, weil es viele Fehlentscheidungen gab.

Kommen wir nun zum Finale. Die Darstellung mit dem Befreiungsversuch auf der einen und der geplanten Tötung der Terroristen auf der anderen Seite, wirkt wie Stückwerk. Dies konnte mich als Zuschauer einfach nicht abholen, zu wirr wurden hier verschiedene Szenen aneinandergereiht.

21 Stunden Muenchen Review Sszenenbild003Das Magazin „Der Spiegel“ verriss den Film geradezu und bezeichnete ihn als takt- und talentloses Machwerk. Soweit würde ich nun nicht gehen. Erstens sehe ich den Film, als das was er ist: einfach nur ein belangloser amerikanischer Fernsehfilm. Und zweitens haben Fernsehfilme an sich und alte erst recht, weder das Budget noch den Anspruch eines Kinofilms. Diese müssen an einem Abend den Zuschauer unterhalten und fertig. Daher waren meine Erwartungen von vornherein auch nicht sonderlich groß. Und auch wenn der Film in verschiedenen Kinos auf der Welt lief, so war er dafür nie konzipiert. Das soll die Fehler des Films natürlich nicht entschuldigen, aber es soll verständlich machen, dass man auch nicht sonderlich viel hätte erwarten dürfen. Trotz all der Kritik, verdient sich der Film bei mir ein paar kleine Bonuspunkte: der Film spielt an den Originalschauplätzen. Während des Films werden immer wieder Originalaufnahmen eingeblendet, die ein wenig die Gegebenheiten vermitteln. Nero und Holden, spielen zwar an ihren Figuren vorbei, aber im Bezug zum Rest vom Cast, ist dieses Schauspiel wenigstens noch erträglich und die Kostümausstattung hat die Originalfiguren gut getroffen. Dagegen stehen leider umso mehr Minuspunkte: Es gibt zu viele thematische und historische Fehler, das Schauspiel stellt die Figuren falsch dar. Der restliche Cast könnte nicht schlechter besetzt sein und die Nebenrollen hätte man sich teils sogar sparen können bzw. sollen.

Um zum Ende zu kommen. Das Ergebnis ist ein durchweg spannungsarmer Film, der zu keiner Zeit die bedrückende und angespannte Atmosphäre darstellen kann. Einmal anschauen kann man ihn sich zwar, aber eine Sichtungsempfehlung kann ich nur denjenigen aussprechen, die trotz meiner Bewertung und / oder an den mitspielenden Schauspielern, trotzdem Interesse haben. Jeder andere, der sich für die wirklichen Ereignisse interessiert, sollte von dem Film die Finger lassen. Diesen Personen empfehle ich eher Spielbergs Film „München“, der zwar nur Anfangs auf die Ereignisse des 05. und 06. Septembers eingeht, diese aber nach der tragischen Beendigung des Geiseldramas, fiktiv weiterspinnt. Das interessante daran, beginnt man etwas zu recherchieren, scheint Spielbergs Weitererzählung gar nicht so weit her geholt zu sein, auch wenn dies von offizieller Stelle nie bestätigt wurde.

Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.

21 Stunden Muenchen Review Sszenenbild004Bild:

Das Bild ist, bedingt durch die eingesetzten Originalaufnahmen aus dem Jahre 1972, sehr wechselhaft. Die Filmaufnahmen selbst, weisen dann aber eine wirklich gute Schärfe und Farben auf, die weit vor der alten DVD liegen und im Gegensatz zum Film selbst, wesentlich mehr überzeugen. Die verminderte Bildqualität der Originalaufnahmen, wirkt derweil aber auch nicht störend.

Ton:

Der Ton liegt nur in DTS-HD Mono vor und kann zumindest mit einer guten Dialogverständlichkeit punkten.

Extras:

Als Extras gibt es den Originaltrailer, eine Bildergalerie mit seltenem Werbematerial und Texttafeln mit Historischen Hintergründen. Alles in allem bietet das Bonusmaterial aber keinen Grund zum Jubel.

(Marc Maurer)

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