Spanisch gehört mit zu den meist gesprochenen Sprachen der Welt, dementsprechend ist dieser Markt natürlich auch extrem wichtig für die Streaming Sender. Netflix hat dafür mit der Serie „Narcos“ auch entsprechend herausragend vorgelegt.
Amazon hat sich entschieden, den mexikanischen Megabestseller „Diablo Guardián“ zu verwenden. Im Gegensatz zu „Narcos“ bekam aber Season 1 von „Diablo Guardián“ nur eher mittelmäßige Kritiken. Aber da von Anfang an zwei Staffeln bestätigt worden sind, hat Amazon nun auch die zweite Hälfte des Romans verfilmt, so dass der Zuschauer die Serie sämtliche offenen Fragen beantwortet bekommt, die durch Staffel 1 entstanden sind.
Staffel 2 ist nun auf Amazon zu sehen.
Story:
Violetta hat in Mexiko City ein neues Leben angefangen und ist mit dem Autor Pig zusammen, doch dann taucht ihr todgeglaubter Zuhälter Nefastófeles in ihrer Redaktion auf und ist sogar ihr Vorgesetzter. Schnell macht er ihr das Leben zur Hölle. Um ihn endgültig los zu werden, spielt Violetta erneut mit dem Feuer und riskiert dabei alles, was sie sich aufgebaut hat.
Eigentlich war bestätigt worden, dass die „Diablo Guardián“ Staffeln je zehn Folgen haben sollten, aber anscheinend schlug die wirklich sehr gute erste Staffel nicht so ein, wie erwartet, so dass Staffel 2 am Ende nur noch acht Episoden zwischen 33 bis 43 Minuten Laufzeit erhielt. Die Story selbst ist wieder durchgängig erzählt und setzt genau da an, wo die erste Staffel aufgehört hat.
Und nach der wirklich sehr guten ersten Staffel waren meine Erwartungen auf Staffel 2 sehr groß und ich muss sagen, ich wurde arg enttäuscht.
Die Qualität ist mit unglaublicher Wucht eingebrochen. Optisch bekommt man nicht mehr diese Mega-Stadtkulissen geboten, da ein sich Großteil innerhalb von Gebäuden abspielt und die Gebäude wirken auch stellenweise etwas kahl. Inhaltlich wurde das Ganze auch sehr, sehr soaplastig vollgepackt mit Intrigen und auch Schmalz und vor allem Over the Top Wendungen fernab jeder Logik.
Alleine schon die Rückkehr von Nefastófeles ist schon an Logikloch kaum zu überbieten, schließlich stellt sich dem normalen Zuschauer die Frage, wie ein Straßenzuhälter und Drogendealer es schafft, mal eben aus dem Nichts in einem hochangesehenen Job einzusteigen.
Jegliche Sympathien, die man für Violetta in der ersten Staffel gewonnen hat, gehen in Staffel 2 sofort flöten. Sie verhält sich noch arroganter, als während Staffel 1 und man nimmt ihr nicht mehr die Opferrolle ab, da sie sich hier auch in allen Belangen als extrem rücksichtslos verhält.
Pig als ihr Freund verhält sich typisch Gutmensch extrem naiv und dämlich, dass man als Zuschauer schon so seine Aggressionen bekommt, wenn man ihn sieht. Auch die restlichen Charaktere sind da nicht wirklich besser.
Die Story selbst ist, wie in Staffel 1, durchgängig erzählt, und obwohl es auch weniger Folgen sind, zieht sich diesmal die ruhige Erzählweise durch die Folgen. Es gibt zwar auch ein paar schockierende Momente wie in Staffel 1, aber diese sind deutlich weniger geworden, alles dreht sich in erster Linie um den „Kampf“ zwischen Nefastófeles und Violetta, vollgepackt mit Intrigen und man spürt regelrecht, dass es beiden egal ist, wer dabei noch zusätzlich auf der Strecke bleibt.
Schauspielerisch bleibt es aber weiterhin auf hohem Niveau. Paulin Gaitán als Violetta und Andrés Almeida als Nefastófeles spielen ihre Rollen wirklich super und herrlich widerlich, aber eben durch die fehlenden Sympathien ist es auch schnell egal, wer von beiden dann den Machtkampf gewinnt.
Ein paar dramatische Momente gibt es natürlich auch, aber durch diverse brachiale Wendungen wird dem Ganzen auch stellenweise sehr arg die Luft rausgenommen. Die Auflösung zum Schluss, ist dann kaum mehr an Over the Top zu überbieten und erinnern an so mancher Auflösung diverser Heistfilme, ohne aber ein gutes Level zu erreichen. Stellenweise ist es schon so übertrieben worden, dass es unfreiwillig komisch wirkte und der Wiederanschauungswert danach praktisch nicht mehr vorhanden ist.
Aber immerhin ist das Ende der Staffel abgeschlossen, ohne irgendwie offene Fragen und alles wurde aufgeklärt. Produzent Ruiz meinte, dass die Serie auf zwei Staffel ausgelegt wurde und somit auch die Vorlage komplett abgehandelt hat. Bisher wurde nirgends eine dritte Staffel erwähnt bzw. in Betracht gezogen, so dass man davon ausgehen kann, dass die zweite Staffel wohl auch wirklich die finale Staffel ist.
Amazon bietet die Serie wie auch Staffel eins nur im spanischen Originalton mit englischen Untertiteln an. Es wird auch wieder sehr schnell gesprochen, was bedeutet, entweder muss man sehr gut spanisch sprechen oder sehr schnell englisch Lesen können.
Fazit:
Nach der wirklich sehr guten ersten Staffel ist die zweite Staffel in allen Belangen sehr enttäuschend, vieles dümpelt nur noch vor sich hin und ist schlichtweg viel zu übertrieben. Trotz guter schauspielerischer Leistung gibt es keinerlei Sympathieträger mehr, wodurch einem der Ausgang egal wurde. Immerhin kriegt man ein ordentliches Ende geboten. Definitiv sehr schade. Denn dabei hatte die Ausgangslage nach Staffel 1 viel Potenzial gehabt für eine tolle zweite Staffel.
(Pierre Schulte)
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