„Desperados 3“ ist ab dem 16. Juni 2020 im Handel erhältlich und hier gibt es nun ein ausführliches Review dazu.
2006 erschein der zweite Teil von Desperados mit dem Titel „Cooper´s Revenge“. Er wurde von Spellbound entwickelt und ATARI veröffentlicht. Der Titel erzielte damals durchwachsene Wertungen. Mittlerweile hat sich THQ Nordic die Lizenz geschnappt und Mimimi Productions aus München (Shadow Tactics: Blades of the Shogun) hat sich der Umsetzung des aktuellen dritten Teils angenommen. Ich habe mit dem Sohn von James Cooper und seinen Desperados den Wilden Westen unsicher gemacht und schildere euch hier meine Eindrücke.
Der Prolog der Story, der uns auch gleichzeitig mit der grundlegenden Steuerung vertraut macht – zeigt Cooper Senior und Cooper Junior bei einem Überfall auf ein Banditen-Camp in Mexiko. Wie bereits in den Vorgängern bildet taktisches Vorgehen die erfolgversprechende Vorgehensweise. Man prüft zunächst, ob die Gegner einen entdecken können. Dies wird rein optisch durch die Darstellung eines Sichtkegels der Gegner visuell umgesetzt. Grüner Sichtkegel bedeutet der Gegner kann uns nicht entdecken, gelber Sichtkegel = man ist kurz davor entdeckt zu werden und roter Sichtkegel = man ist entdeckt und gleich wird’s sehr bleihaltig. Das taktische Vorgehen sieht folgendermaßen aus – Mit Cooper Junior lenkt man zunächst die Banditen ab, hierzu wirft man eine Dollarmünze – nachdem die Gauner irritiert sind – erledigt Dad den tödlichen Rest. Alternativ ist es aber auch möglich sein Messer zu werfen, oder diverse Gegenstände wie Winden mit Felsbrocken zu nutzen, um die Halunken in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Betäubte oder getötete Banditen sollte man nach Möglichkeit in den umherliegenden Büschen verstecken, damit sie nicht zu schnell entdeckt werden.
Die eigentliche Hauptstory beginnt mit einem Zugüberfall in den Rocky Mountains. John Cooper – mittlerweile selbst erwachsener Outlaw – befindet sich auf dem Weg in das Western-Kaff Flagstone. Wenn man schon mal da und in einen Überfall verwickelt ist, kann man ja auch den restlichen Passagieren und Zugangestellten direkt mal zur Hilfe eilen und das Gesetz selbst in die Hand nehmen. Bewaffnet mit den bereits bekannten Münzen, einem Wurfmesser und Colts macht man sich daran, die Pistoleros einen nach dem anderen auszuschalten. Hier zeigt sich auch die immense Größe der jeweiligen Map. John beginnt seinen Rachefeldzug am Ende des Zuges und kämpft sich dabei immer weiter nach vorn – bis man an der Lok angekommen ist. Auf dem Weg dorthin, befreit John auch direkt seinen ersten Kumpel – Doc McCoy ist seines Zeichens Scharfschütze und Arzt. Seine Spezialfähigkeiten sind das Scharfschützengewehr, eine Arzttasche die Betäubungsgas ausströmt und die Möglichkeit sich selbst oder John zu heilen. Das Duo hat natürlich auch die Option rohe Gewalt in Form von bleihaltigen Argumenten auszupacken, dies kann auch bei 2-3 Gegnern funktionieren – aber spätestens bei einem größeren Spähtrupp, erleidet man schnell den virtuellen Tod. Im späteren Verlauf der Story kommen noch der starke Hector mit seiner Bärenfalle, Isabelle Moreau und Kate O´Hara mit individuellen Fähigkeiten wie Verkleidung und Tritt in die Kronjuwelen der Banditen hinzu. Hat man alle fünf Charaktere beisammen, bieten sich somit diverse Kombinationsmöglichkeiten. Bei den Feinden gibt es ebenfalls verschiedene Variationen. Während es am Anfang noch ausreicht, das Messer zu werfen, oder zu betäuben braucht man spätestens bei den Gegnern in Ponchos und Revolverhelden in schweren Mänteln, zumeist eine schlauere Taktik und den starken Hector. Angenehm fällt auch auf, dass die Gegner über eine gute KI verfügen. Sie rufen beispielsweise nach Verstärkung und kreisen uns systematisch ein.
„Desperados 3“ bietet sehr viel taktisches Vorgehen mit leicht humoristischem Westernflair. Empfehlung von meiner Seite – immer sehr viel zwischenspeichern, denn oftmals muss man mit dem Trial and Error-Prinzip vorliebnehmen. Die Steuerung ist frei konfigurierbar, die Figuren werden mit dem Analog-Stick über die Maps bewegt und reagieren sehr flott und genau. Nur bei Nutzung des Show-Down Modus, bei dem man mehrere Gegner gleichzeitig ausschaltet, kann es beim Anvisieren schon mal kleinere Zicken geben. Die Grafik von „Desperados 3“ wird über die Unity Engine auf den Bildschirm gezaubert. Hier möchte ich auch ein besonderes Lob an die Entwickler los werden – denn die verschiedenen Westernkulissen – von den Rocky-Mountains, über diverse Prärieszenerien, Canyons bis hin zu den Westernstädtchen sind abwechslungsreich, detailliert und vom Level-Design hervorragend. Es macht einfach Laune mit der frei skalierbaren Kamera die Umgebung zu erkunden und sich eine passende Taktik zurecht zu legen. Die wunderschöne Westernkulisse wird von einem passenden Soundtrack unterstrichen und die deutsche Lokalisation rundet das Gesamtbild ab.
Fazit:
Mit „Desperados 3“ knüpft Mimimi Productions nahtlos an die Qualität von ihrem Titel „Shadow Tactics“ an. Es bereitet sehr viel Laune mit seinem Trupp die wunderschönen Western-Areale auszukundschaften, sich die passende Taktik zurecht zu legen um mit viel List und Tücke und unter Einsatz der diversen Fähigkeiten durch die verschiedenen Level zu taktieren. Die Spielmechanik bietet dabei diverse Stealth-Taktiken – über in Deckung gehen, Ablenkungen, Knock-Outs bis hin zu Messerwurf oder dem Einsatz von Dynamit. Die tolle Grafik und der passende Soundtrack unterstreichen das Western-Feeling. Zusammen mit der gut konzipierten Steuerung und einer frei skalierbaren Kamera für den nötigen Durchblick wird ein tolles Gesamtpaket geboten. Abstriche in der B-Note sind höchstens die langen Ladezeiten der Level, die etwas öde Story und kleinere Steuerungs-Bugs im Show-Down Modus. Ich kann euch den Taktik-Trip in den Wilden Westen mit „Desperados 3“ mit einem enthusiastischen „YEE-HAW“ jedenfalls guten Gewissens empfehlen.
Pro:
- tolle Stealth-Action im Wilden Westen
- Helden mit unterschiedlichen Spezialfähigkeiten
- coole Kombinationsmöglichkeiten
- tolle Western-Grafik und passender Western-Soundtrack
- frei konfigurierbare Steuerung
- gute Gegner-KI
Contra:
- teilweise lange Ladezeiten der Level
- schwache Story
- etwas zickige Steuerung im Show-Down-Modus
(Michael Schröder)
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