Ist Homosexualität heilbar? Eine derart absurde Frage, die sich eigentlich nicht stellen dürfte, dominierte das Erwachsenwerden des Predigersohnes Garrard Conley – allerdings nicht in weiter zurückliegender Vergangenheit, sondern Anfang der 2000er in den USA. Die Geschichte wird seit dieser Woche mit prominenter Besetzung im Kino nacherzählt.
Garrard Conley veröffentlichte 2016 sein Buch „Boy Erased: A Memoir“, das im vergangenen Jahr auch in deutscher Übersetzung in den Handel kam. Von genau dieser, zu Papier gebrachten wahren Begebenheit handelt der Film „Der verlorene Sohn“, bei dem der australische Schauspieler Joel Edgerton Regie führte.
Conley wuchs im sogenannten Bible Belt auf, was zu Deutsch „Bibelgürtel“ bedeutet und die Region in den Südstaaten der USA beschreibt, in der überwiegend ein orthodoxer Protestantismus dominiert. Und mit dem Glauben verbunden sind gelegentlich auch althergebrachte Sichtweisen. Im Film „Der verlorene Sohn“ heißt der Protagonist Jared (Lucas Hedges). Er ist in das Gemeindeleben integriert, doch insgeheim weiß er, dass seine sexuelle Orientierung mit der Religiosität der Familie nur schwer vereinbar ist.
Im Alter von 19 Jahren outet er sich und erzählt seinen Eltern von seiner Homosexualität. Für seine Mutter (Nicole Kidman) und vor allem für seinen Vater (Russel Crowe), einen Baptistenprediger, ist es ein Schock. Die Lösung soll eine fragwürdige Reparativtherapie sein, um Jared umzuerziehen. Der junge Mann steht vor der Wahl: Entweder er nimmt an dem Programm teil oder er wird von seiner Familie, seinen Freunden und dem Glauben verstoßen. Notgedrungen lässt sich Jared darauf ein. Seine Mutter begleitet ihn zu der abgelegenen Eirichtung. Dort erwartet ihn der selbst ernannte Therapeut Viktor Sykes, der von Regisseur Joel Edgerton gespielt wird. Jared schließt zudem Bekanntschaft mit Gary (Troye Sivan), der ihm Tipps gibt, um sich durch die entwürdigende Therapie zu mogeln.