Story:
Vom Aufsteiger, zum Absteiger des Jahres, das ist Charlie Meinhart. Wurde er doch vom Vater in die richtige Richtung gelenkt und auch der Familienname war seit jeher Programm. MEIN Job – HART arbeiten, MEIN Geld – HART sparen, MEIN Leben, HART bleiben. Doch was bleibt von alledem, wenn plötzlich MEIN Glück zu HART feiert. Und so ging der Erfolg, das Geld und auch Charlie selbst den Bach hinunter. Dabei aber immer an seiner Seite, sein bester Kumpel und Gesprächspartner, eine Flasche bester Wein, zumindest, dass was man für rund einen Euro erwarten kann. Das Charlie von einem Fläschchen Pennerglück auch nicht die besten Ratschläge erwarten darf, dürfte wohl klar sein. Das Wetter und sein Dasein sind im Einklang, beides ist so unheimlich trostlos und so entscheidet Charlie, er muss weg aus Berlin und hin ins Paradies.
In seinem Fall führt ihn sein Weg von Berlin nach Biarritz, an der südwestlichen Küste Frankreichs. Doch dort angekommen findet er ebenso tristes Wetter vor, von Paradies keine Spur. Dafür läuft er einer Horde ziemlich kurioser Penner über den Weg, die mit Sandskulpturen ihr täglich Fläschlein Wein finanzieren. Da wären Streit, dessen Name ist Programm und erklärt sich ja selbst. Baum, der stoisch wie eine Eiche im Wald herumsteht. Der Unsichtbare, denn keiner verschwindet so schnell wie er, wenn es um Arbeit geht. Levite, der Schnelle, der dauerhaft auf der Flucht ist. Die Weinflasche, immer gut gefüllt und selten vor 12 Uhr mittags auf den Beinen. El Mariachi, ein spanischer Klampfe (Gitarren) Künstler. Sowie Noel, der Dauergrinser und der Architekt, der Sandkastenkünstler vom Dienst. Diese skurrile Gemeinschaft ist erstmal nichts für Charlie und so zieht er seiner Wege. Ach was waren das für Zeiten, als Charlie noch mit beiden Beinen auf dem Boden stand und nicht voll gesoffen auf diesem lag.
Damals war er noch fit und sportlich und ihm konnte keiner was vormachen, heute ist er nur ausgelutscht und träge. Sport könnte tatsächlich das sein, was ihm fehlt. Da bietet es sich doch gerade an, dass so ein Biarritzer Yuppie seine Sneaker auf seinem fetten SUV vergessen hat. Wenn das mal nicht ein Zeichen von Oben ist. Und so beginnt Charlie wieder mit dem Sport, wobei seine erste Trainingseinheit den Namen Flucht trägt. Jean Noel, der Besitzer des Nobel SUVs, ist der Diebstahl seiner Sporttreter nicht unbemerkt geblieben. Von seinen neuen Kumpanen noch etwas belächelt, stürzt sich Charlie voll in den Sport und wird sodann zum Sportpenner.
Vom Laufen kommt er zum Surfen und vom Surfen zu Delfine, die er vor dem Ertrinken bewahren kann. Dumm nur, dass Jean Noel auch noch der Freund von Delfine sein muss und Charlies Gesicht nicht gerade unerkannt bleibt. Es dürfte klar sein, dass das einige Konsequenzen nach sich zieht. Charlie hat es nach der Abreibung satt, immer wieder der Looser und Fußabtreter der Reichen zu sein und so fordert er Jean und seine Yuppie Gang zu einem Wettkampf auf. Er und seine Sportpenner gegen Jean und seine Jungs. Jetzt stellt sich nur die Frage, hat Charlie dabei den Mund nicht vielleicht doch etwas zu voll genommen… und was sagt sein Kollege „Wein“ dazu?
Meinung und Bewertung:
Mit „Der Sportpenner“ liefert Florian Kenan Mortan seinen ersten Film ab und hat sogar gleich noch einige namhafte Darsteller mit an Bord, Respekt Herr Mortan. Mit dabei sind Oliver Korittke bekannt aus „Bang Boom Bang“ oder auch Till Schweigers „Schutzengel“. Wilson Gonzalez Ochsenknecht aus „Die wilden Kerle“. Renato Schuch und Mirijam Verena Jeremic, unter anderem bekannt aus deutschen Fernsehfilmen. Und last but not least Detlef Bothe, welcher auch schon auf einen Auftritt in James Bond „Spectre“ zurückblicken darf. Der restliche Cast setzt sich aus der HipHop Szene und Hobby-Darstellern zusammen. Da bleibt natürlich so manche doch recht laienhafte Darstellung oder auch so manches Overacting nicht aus und das beziehe ich jetzt nicht alleinig auf die ungeübten Darsteller, dieser illustren Runde.
Alles in allem macht der Cast seinen Job recht ordentlich. Dabei ist Florian Mortan nicht nur für die Regie verantwortlich, sondern gleichfalls auch für das Drehbuch. Beim Plot bedient er sich dabei der typischen Underdog Geschichte. Ein gestrauchelter Charakter findet etwas, das seinem Leben wieder einen Sinn gibt und kämpft sich trotz widriger Umstände erneut nach oben oder wohin auch immer. So ganz Hollywood typisch lässt Mortan seine Figuren ihr Pennertum dann glücklicherweise doch nicht ablegen. Hier bleibt der Regisseur trotz aller Skurrilität auf dem Boden der Tatsachen und macht daraus keine reine Aschenputtel Geschichte. Ebenso lässt er es nicht zu, dass durch seinen Film das „Pennerleben“ eventuell romantisiert werden könnte, da schiebt er vehement einen Riegel vor.
Dennoch sprüht der Film nur so vor kuriosen Momenten und skurrilen Charakteren. Was den harten „Penneralltag“ auch wieder etwas in den Hintergrund rücken lässt. Da seien nur als Beispiel des Architekten Sandskulpturen, die mit jedem Pinselstrich eine neue Form annehmen, genannt. Aber auch die Charaktere haben ziemliche Marotten, hierbei als Beispiel erwähnt, wäre da Levite, der dauernd auf der Flucht zu sein scheint oder auch „Der Baum“, der Stoiker in Person. Aber auch Charlie Meinhart, der sich bis zu seiner Sportphase in einem dauernden Zwiegespräch mit seiner Weinflasche oder vielleicht auch seiner inneren Flasche befindet. Er ist es auch, der den anderen wieder ein Ziel vorgibt, das es zu erreichen gilt. Bei der Menge an Darstellern, die alle zum Zuge kommen sollen, ist es natürlich schwierig, jedermanns Geschichte fertig zu erzählen. So haben wir auch hier das Problem, das einige Figuren unfertig erzählt zurückbleiben.
Den Film selbst würde ich als ein Stil-Mix der 80er Jahre Komödien einordnen, der Humor und die Kuriosität entspricht in etwa den Gottschalk und Krüger Filmen (Die Supernasen, Piratensender Powerplay, etc.). Dazu wurde das Ganze in eine Gesellschaftssatire / Gesellschaftskritik gepackt. Das Tempo (pacing) orientiert sich dabei an aktuellen Sehgewohnheiten und nicht an denen der vergangenen 80er Jahre. Regisseur Mortan hat auch einige Filmklischees bzw. allseits bekannte Sprüche der Filmgeschichte mit in seinen Film gekloppt, die einen schmunzeln lassen. Ob in Bezug auf Rocky oder Titanic, alles ist da und auch ein kleines Tête-à-Tête hat der Regisseur seinem Sportpenner Meinhart noch spendiert. Lobend muss ich noch den Soundtrack erwähnen. Ursprünglich war ich der Meinung, ich schaue einen alten Spaghetti-Italo-Western, und bei den Klängen hätte es mich auch nicht gewundert, wenn „Lee van Cleef“ oder „Clint Eastwood“ um die Ecke gekommen wären. Was ich anfangs für absolut unpassend hielt, entpuppt sich mit zunehmender Laufzeit zu einer Art Ohrwurm, der sogar richtig Spaß macht. Dabei unterstreicht der etwas andere Soundtrack, die Skurrilität des Films wunderbar.
Mit „Der Sportpenner“ hat Regisseur Florian Kenan Mortan ein Feelgood Movie inszeniert, welches einen Blick auf die Menschen legt, die ihr Leben, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr im Griff haben. Aber auch diese können wieder eine Perspektive gewinnen, wenn der entsprechende Anreiz stimmt. Und ist man nicht gerade dann besonders motiviert, wenn man etwas tut, das man gerne macht? In diesem Fall wäre es der Sport, der den Gefallenen wieder auf die Beine hilft. Wie mir zugetragen wurde, war es auch ein persönliches Anliegen des Regisseurs, eine Perspektive für Obdachlose aufzuzeigen. Dies scheint auch nach Ende der Dreharbeiten Früchte getragen zu haben und so wurde eine Initiative unter dem Namen „Sport für Obdachlose“ ins Leben gerufen.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
(Marc Maurer)
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Gute Kritik zu einem guten Film!