1980 veröffentlichte der italienische Autor Umberto Eco sein erstes Werk „Der Name der Rose“. Dieses war außergewöhnlich erfolgreich und löste wieder großes Interesse am Mittelalter aus. Somit war es nur eine Frage der Zeit, bis es eine erste Kinoverfilmung geben sollte. Mitte der 80er Jahre übernahm Bernd Eichinger als Produzent diese Deutsch / Französisch / Italienische Co-Produktion. Neben Regisseur Jean-Jacques Annaud konnten auch Weltstars verpflichtet werden, allen voran Sean Connery sowie Christian Slater, Ron Perlman, Murray F. Abraham und einigen mehr. International gesehen war der Film doch recht erfolgreich und spielte das doppelte seiner Produktionskosten wieder ein. Nun, 33 Jahre später, gibt es eine erneute Verfilmung von Umberto Ecos Buch „Der Name der Rose“, dieses Mal in Serienform. In dieser italienischen Serie, die international vermarktet wird, sehen wir John Turturro, in der Rolle des Franziskaner Mönchs William von Baskerville, der ebenfalls als Co-Autor genannt wird. Wie diese achtteilige Serie nun geworden ist, verrate ich euch in den nachfolgenden Zeilen.
Story:
Italien anno 1327, es herrscht ein Machtkampf zwischen dem Vatikan und dem Franziskaner Orden. Bei einem Geheimtreffen in einem norditalienischen Kloster, soll der über die Grenzen hinaus bekannte und geschätzte Franziskaner Mönch William von Baskerville (John Turturro) zwischen den verfeindeten Parteien vermitteln. An seiner Seite der junge Novize, Adson von Melk, dessen Wunsch es ist, Mönch zu werden, ganz zum Leidwesen seines Vaters. Kaum im Kloster angekommen, werden Lehrer und Schüler Zeuge eines Mordes an einem Mönch. William von Baskerville erkennt sofort, dass der Mönch vergiftet wurde, doch wer sollte sowas tun. Mit Widerwillen beobachten die alten Mönche das Treiben von Baskerville, für sie bewegt sich dieser zwischen Ketzerei und Gottesverachtung, doch es wagt niemand, sich offen gegen ihn zu stellen. Doch bei dem einen Mord soll es nicht bleiben, weitere Folgen und Baskerville sowie Adson merken, dass sie bei ihren Ermittlungen ausgebremst werden. Zu allem Überfluss rückt die Zusammenkunft näher, und als ob die Morde nicht schon Problem genug wären, erfährt Baskerville, dass Bernardo Gui (Rupert Everett) an dem Treffen teilnehmen wird. Dies könnte auch für Baskerville zu einem Problem werden, den Bernardo Gui ist berüchtigt, Ketzer und Kritiker des Vatikans bzw. besser gesagt dem Papst selbst, niederzuringen und Baskerville ist ihm eh schon länger ein Dorn im Auge.
Fazit:
Als Fan des alten Kinofilms war ich an der Serie sehr interessiert. Dem Trend von „Die Tudors“, „Borgia“, „Die Säulen der Erde“ und anderen Mittelalter-Serien folgend, bekommen wir es auch in „Der Name der Rose“ mit Gewalt, Sex und Frauenpower zu tun. Selbst Sodomie, Hexerei, Satanismus, Austreibung und einiges mehr wird angesprochen.
Wobei ich aber auch sagen muss, dass die Darstellung nicht mit der Härte gezeigt wird, wie es aktuelle amerikanische Serien tun. Hier geht es noch etwas entschärfter zu, obgleich die angesprochenen Themen zwar nicht gezeigt, aber dennoch abstoßend bleiben. Zu Beginn bekommen wir sogleich ein Schlachtgemetzel präsentiert mit darauffolgender Siegesorgie, bei der der Vater seine Gespielin an den Sohn weitergeben will. Trotz anfänglicher Action Sequenz stehen Dialoge im Mittelpunkt und der Action Anteil tritt weit in den Hintergrund. Eco erschuf in seinem Roman bereits die Konstellation eines Ermittler Duos und so nehmen William von Baskerville und Adson von Melk die Rollen von Sherlock Holmes und Dr. Watson ein.
Allein der Name „William von Baskerville“ ist eine direkte Anspielung auf die verfluchte Lordschaft des Romans „Der Hund von Baskerville“. Im Kinofilm standen die Ermittlungen im Vordergrund, was die Spannung vorantrieb. In der Serie werden die Ermittlungen leider immer wieder durch Rückblenden und Nebenstränge in den Hintergrund gedrängt, somit konnte sich bei mir keine durchgehende Spannung aufbauen. Auch die kleinen Cliffhanger von Folge zu Folge vergehen eher, anstatt Neugier zu generieren. Ebenso empfand ich so manche Dialoge als viel zu lang, besonders dann, wenn diese anfingen, so manche Szenen unnötig zu strecken. Im Laufe der Serie übernehmen dann immer wieder die Nebenstränge die Haupthandlung und plötzlich bekommt der Zuschauer völlig unerwartet Frauenpower geboten. Auch wenn ich Ecos Buch nie ganz gelesen und bis zum Ende nur noch überflogen habe, so kann ich mich an solch eine Figur nicht erinnern, daher vermute ich, dass dieser einfach hinzugedichtet wurde. So taucht eine schwertschwingende und pfeilschießende Heroin auf, die man auch Robina Hood nennen könnte. Warum? Weil ihre Eltern die Reichen dazu zwangen, den Armen Land und Geld zukommen zu lassen. Weshalb, warum und wieso diese Figur nebst Hintergrund Geschichte eingeführt wurde, hat sich mir bis zum Ende nicht erschlossen. Außer, dass diese eine Verbindung zu der jungen, im Wald wohnenden Wilden zu haben scheint, die Adson im Laufe der Serie den Kopf verdreht.
Der für mich einzige Unterhaltungswert sind die Ermittlungen, die ich in Folge vier noch am besten finde. Doch dieses Strecken auf acht Folgen, bei einer Laufzeit von rund 50 Minuten, lässt mit der Zeit jegliches Interesse an der Auflösung verblassen. Ab Folge sechs fand ich mich dann in einer mittelalterlichen Gerichtsverhandlung mit Schöffen, Geschworenen sowie einem Richter und Staatsanwalt in einer Person wieder und anstatt der Morde war irgendwann Unzucht, dann Verrat und irgendwann wieder Mord das Thema und der verurteilte Mörder ist augenscheinlich nicht der wirkliche Täter. Und oh Wunder, nach dessen Verurteilung kommt es zu einem weiteren Mord, welch ein Twist. Dieser wirren Darstellung weiter zu folgen, war ich es dann irgendwann leid. Die letzte Folge schaute ich somit nur noch der Vollständigkeit halber. Das restliche Schauspiel war solala, nicht gut, nicht schlecht, Mittelmaß. Die größte Enttäuschung war die Darstellung des geistig zurückgebliebenen Salavatore, im Kinofilm noch absolut genial von Ron Perlman verkörpert. Eine Figur, die undurchsichtiger und unberechenbarer nicht sein kann und somit für den Zuschauer den Unsicherheitsfaktor schlechthin verkörperte. Bei entsprechender Darstellung eine Figur, die für jede Serie ein Hauptgewinn sein kann. In dieser blieb von diesem Charakter nur noch der Name übrig, gerade noch auf dem Niveau eines armen Dorftrottels.
Eine Sichtungsempfehlung kann ich daher nur denjenigen aussprechen, die weder den alten Film noch das Buch kennen oder denjenigen, die trotz dieser Zeilen noch Interesse an der Serie haben. Die Serie ist jetzt per se nicht schlecht, aber auch ein Stück entfernt von gut, dazu finde ich sie doch recht belanglos und definitiv zu lang geraten. Objektiv gesehen vergebe ich einen Punkt für die Grund-Geschichte und ein zweiter Punkt an Turturros Darstellung. Die Umsetzung selbst ist leider nicht der große Wurf geworden, denn ich erwartet hatte. Dazu wurde mir einfach zu viel hinzugedichtet und anderes zu langgezogen. Es könnte noch eine weitere Staffel geben, die Schlussszenen lassen dafür die Möglichkeit offen. Mir persönlich hat eine gereicht, und das einzig Positive an der Serie für mich war der aufkommende Drang, demnächst wieder den alten Kinofilm anzuschauen zu wollen.
Und wie seht ihr das, habt ihr die Serie schon gesehen und wie hat sie euch gefallen, teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Das Bild der Blu-ray ist leider ebenfalls nur Mittelmaß, während des Films hätte ich ebenso eine ordentliche DVD mit gehobener Bildqualität im Player haben können. Die Schärfe bewegt sich auf Mittelmaß, des Öfteren hatte ich das Gefühl, dass ein Weichzeichner auf dem Material liegt, keine Ahnung, ob das ein Stilmittel sein soll. Ebenso werden viele Szenen im Gegenlicht gedreht, was ebenfalls einen Schimmer auf das Bild legt. Ab und zu bekommt man auch wirklich gute, scharfe Bilder, diese sind aber eher die Ausnahme, da je nach Einstellung wieder ein Weichzeichner zum Einsatz kam. Die Farben sind teils erdig, teils kühl gehalten, somit gibt das Bild nicht viel her, wo die Farben brillieren könnten. Viele Szenen spielen sich auch im Düsteren ab, wo ein durchgehend guter Schwarzwert wünschenswert gewesen wäre, doch dieser ist ebenfalls sehr oft als sehr dunkles Grau auszumachen, nicht dauerhaft, aber dennoch sehr oft.
Ton:
Der Ton liegt im Format DD 2.0 und DTS-HD 5.1 für deutsch und DTS-HD 5.1 für englisch vor. Wie ich in meinem Fazit schon bemerkte, ist die Serie sehr Dialoglastig, daher werden Surround Sound Fans nicht wirklich auf ihre Kosten kommen, im Allgemeinen klingt der Ton ordentlich für eine TV Serie.
Extras:
- Featurette
- B-Roll
- Interviews
- Deutscher Trailer
Die Extras sind eher durchschnittlich und wenig informativ, nichts wo ich jetzt speziell eine Sichtungsempfehlung aussprechen müsste.
(Marc Maurer)
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