Im Zuge der Realverfilmungswelle oder zumindest „photorealistischer“ CGI-Verfilmung, ist Disney nun auch bei ihrem mit Preisen überschütteten „König der Löwen“ angekommen. Dabei holte sich Disney wieder Jon Favreau (bekannt als „Happy“ aus den Avengers Filmen) mit ins Boot. Diesem haben wir bereits die „Realverfilmung“ von „Das Dschungelbuch“ aus dem Jahre 2016 zu verdanken. Auch der Sprecher Cast ist nicht von schlechten Eltern, da wären: Donald Glover („Community“, „Solo“), Chiwetel Ejiofor („12 Years a Slave“), James Earl Jones („Conan“, Darth Vaders Stimme aus den Ur-Star Wars Filmen) der schon im ersten „König der Löwen“ Film, Mufasa sprach, Seth Rogen („Bad Neighbors“), Alfre Woodard („Star Trek 8“), Beyoncé und einige mehr. Jetzt stellt sich die Frage wie gut, hat „Der König der Löwen“ seine Konvertierung in die CGI gestaltete photorealistische „Realwelt“ überstanden?
Story:
Der Löwe Mufasa regiert sein Königreich gerecht und mit starker „Pranke“. Sein Sohn Simba soll eines Tages seine Regentschaft übernehmen. Doch Scar, der Bruder des Königs hat da ganz andere Pläne. Dieser spannt den unwissenden kleinen Simba in seinen finsteren Plan ein, seinen Bruder zu töten und selbst den Platz auf dem Königsfelsen einzunehmen. Nach dem Tode Mufasas flüchtet Simba vor Angst und Scham in die Weiten der Wüste, wo er von Timon und Pumba, einem Warzenschwein und Erdmännchen gefunden wird. Diese lehren ihm ihr Motto, Hakuna Matata. Was soviel aussagt wie, vergiss alle Sorgen. Doch eines Tages holt ihn seine Vergangenheit ein. Nala seine Freundin aus vergangenen Tagen, sucht Hilfe, um die Knechtschaft von Scar und seiner Hyänen-Armee zu brechen. Nun liegt es an Simba, die richtige Entscheidung zu treffen.
Meinung und Wertung:
Vorab muss ich zugeben, dass was ich da gesehen habe, ist technisch absolut brillant. Seit Beginn der ersten bewegten Bilder mit Hilfe eines Computers, habe ich diese Entwicklung mitverfolgt. Damals war einer der ersten Filme, die sich der CGI in ganz einfacher Form bediente, Tron aus dem Jahre 1982. Davor gab es schon Versuche in der Fernsehwerbung, nicht zu vergessen Pixars erste Kurzfilme die vollends Computer generiert waren. „Der König der Löwen“ stellt für mich, dass bisher beste dar was ich seit damals gesehen habe. Auch Jon Favreau halte ich für einen tollen Regisseur, dies hat er schon mit „Iron Man“ und dem „Dschungelbuch“ bewiesen. Und auch die Sprecher machen alle einen wirklich guten Job, wobei ich auch sagen muss, dass die Original Sprecher nochmal eine Ecke besser als der deutsche Synchro Cast ist, nicht viel aber doch einen ticken. Besonders der Original Sprecher vom kleinen Simba, ist richtig toll.
Das alles müsste die 2019er Version vom „König der Löwen“ doch zu einem gleichen Hit, wie das Original werden lassen. Nope, das schafft der Film dann leider doch nicht, denn dazu ist er zu „perfekt“. Ein Paradoxon ich weiß, aber der fast 100% Photorealismus und die realistisch dargestellten Tiere sind meiner Meinung nach das Problem. Man achtete auf so viel Details und perfektionierte alles soweit, dass man scheinbar vergaß, dass realistisch dargestellte Tiere, mit menschlichen Reaktionen irgendwie komisch, fremdartig und dadurch erst recht unrealistisch wirken. Im Zeichentrickfilm spielte das absolut keine Rolle, dort gab es unter anderem auch Musikszenen, wie zum Beispiel „Ich will jetzt gleich König sein“, wo die Tiere wie bei einer Gesangs- und Tanz-Revue agierten. Das war deswegen egal, weil es ein Zeichentrickfilm war, der nie für sich in Anspruch nahm, realistisch sein zu wollen. Und somit sind wir auch gleich am nächsten Kritikpunkt. Durch das Fehlen dieser, ich nenne es jetzt der Einfachheit halber mal Revue Nummern und dem Zeichentrick Stil, fehlt dem neuen Film der Charme und das Flair, des Originals. Es mag einfach nicht die gleiche Stimmung aufkommen wie bei der 1994er Verfilmung. Egal ob es sich um die Spannung, die Trauer oder das „warme“ Gefühl, als sich alles wieder dem Guten zuneigt, handelt. Als Beispiel sei die Wolken Szene, in der Mufasa aus dem „Himmel“ zu Simba spricht genannt. Da hatte ich beim Original regelrecht Gänsehaut, hier regte sich derweil kein Härchen.
Nichts desto trotz ist die neue Verfilmung kein schlechter Film geworden. Die Macher gaben sich unglaublich viel Mühe einen Film zu erschaffen, der dem Original auf „photorealistischer“ Basis nahekommt. Doch reden wir hier von einem dieser Phänomene, das bei jedem Film nur einmal vorkommt. Der Zeitpunkt, in dem ein Film das Publikum begeistert, verzaubert und fasziniert. Dieses Phänomen, oder nennen wir es die Film-Magie, kann man nicht einfach wiederholen, die gehört einzig dem Original. Das funktionierte auch schon bei „Mary Poppins Rückkehr“ nicht, der genau betrachtet, trotz des erweiterten Titels eine 1:1 Kopie des Originals ist. Gleiches Beispiel „Aladdin“, wobei der Film ohne Will Smith gestorben wäre, die Darsteller von Jasmin und Aladdin sind einfach zu blass, da rettete Will Smith als Flaschengeist den Film noch vor einem Totalausfall.
Aufgrund des Engagements der Filmemacher, des wirklich tollen Looks / Optik und der brillanten Technik kann und möchte ich diese Neuauflage nicht schlecht bewerten, so wie das zurzeit teils im Netz gemacht wird. Natürlich muss sich der Film an dem Original messen, keine Frage und ich bin auch immer noch kein Freund dieses Realverfilmungswahns. Dennoch muss man sehen, dass dies ein „neuer“ Film ist und dieser wurde mit enorm viel Aufwand und sehr guten Handwerks des Regisseurs, der Sprecher, der Animateure und aller Mitwirkenden erschaffen. Es ist beileibe keine billige Kopie ohne Anspruch, was ich jetzt schon öfter gelesen habe. Losgelöst von der 1994er Version kann der Film durchaus gut unterhalten, zugegeben, die Lacher sind wesentlich dezenter als in der Zeichentrickversion, dafür passen die neuen Lieder wesentlich besser, als sie dies zuletzt noch bei „Aladdin“ oder „Mary Poppins Rückkehr“ taten. Das Positive und das Negative halten sich beim neuen „König der Löwen“ Film die Waage. Wer den neuen Film nun ganz grantelig mit dem Original vergleichen muss und eh gern die Nadel im Heuhaufen sucht, der sollte eine Sichtung von vornherein ausschließen, Punkt. Wer dagegen einfach mal sehen will, wie Favreaus und Disneys Vision, einer „Realverfilmung“ aussieht und Neuverfilmungen an sich eine Chance gibt, darf gerne einen Blick riskieren. Und die Kleineren Zuschauer unter uns, denen das Original nicht bekannt ist, könnte eventuell sogar die Magie widerfahren, die wir Älteren mit der 1994er erleben durften.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Was soll ich groß zum Bild sagen, außer das es nahezu perfekt ist. Man könnte auch sagen, Digital entworfen und direkt aus dem Computer auf die BD gebannt, ohne Qualitätseinbußen hinnehmen zu müssen. Ja, ich weiß die Datenmenge im Rechner ist wesentlich höher, als das Fassungsvermögen einer UHD oder gar einer BD. Dennoch gibt es keinerlei Abstriche, Farben, Kontraste, Schwarzwerte, Schärfe alles ohne Fehl und Tadel. Für mich stellt die „König der Löwen“ BD definitiv die neue Referenz dar.
Ton:
Beim Ton sieht es schon wieder etwas anders aus. Ich war der Meinung das dieser etwas zu leise sei und ich immer wieder etwas nach regeln musste, um alles zu verstehen. Der Surround Sound klingt dabei wirklich gut, aber es bleibt alles irgendwie leiser als bei anderen Filmen. Ob das nun an der Abmischung liegt, so gewollt ist oder was anderes dahintersteckt, hat sich mir leider nicht erschlossen. Aber es ist mir schon öfter bei Disney Veröffentlichungen aufgefallen, dass diese gerne mal leiser abgemischt sind. Die räumlichen Effekte überdecken eigentlich nie die Dialoge, dennoch musste ich bei Dialogen immer wieder nach regeln, um diese besser zu verstehen. Das, die fehlende Atmos Tonspur und „nur“ Dolby Digital Plus bei der deutschen Tonspur, im Gegensatz zur englischen mit dts-HD-Master, führen mal wieder zu Punktabzug.
Extras:
• Die Reise von Der König der Löwen (mehrere Featurettes)
• Die Entstehung der unvergesslichen Musikszenen (Hans Zimmer und Co)
• Audiokommentar des Regisseurs: Jon Favreau
• Musikvideos & Lieder zum Mitsingen
• Tierschutzkampagne „Protect The Pride“
(Marc Maurer)
©Bilder, Trailer und Medium zur Verfügung gestellt von Disney Pictures – Alle Rechte vorbehalten.
Sehr gutes Review, Danke!