Die Horrorfilme der 60er Jahre waren geprägt von Vampiren und Hexen, aber auch Zombies waren erstmalig zugange. Nach Ankündigung des Films „Der Hexenjäger“ von Regisseur Michael Reeves, mit Vincent Price („Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes“), der durch seinen Cast wohl recht erfolgreich werden sollte, begann eine im wahrsten Sinne des Wortes „Hexenjagd“ und etliche Regisseure versuchten, ihre Filme im Fahrwasser vom Hexenjäger zu veröffentlichen, um so auch etwas von dem Erfolg abzubekommen. So auch B-Picture Regisseur Jesus Franco Manera, besser bekannt unter seinem Alias Jess Franco. Nun liegt mir die Blu-ray Ausgabe seines Films „Der Hexentöter von Blackmoor“ aus dem Jahr 1969 vor. Wenn ihr Wissen wollt was euch bei dem Hexentöter erwartet, müsst ihr wie immer den nächsten Zeilen folgen.
Story:
Es gibt einen neuen Monarchen im Lande, König Jakob II. Sein engster Vertrauter, der oberste Richter George Jeffreys, hat es sich zur Aufgabe gemacht, jegliche Widersacher seines neuen Königs zur Strecke zu bringen. So zieht er eine grausame Spur durch ganz England, denn wo immer er auftaucht, rollen Köpfe oder brennen Körper. Aber auch den Frauen des Landes traut er nicht, so vermutet er so einige Hexen unter ihnen und während er Jagd auf Rebellen macht, beginnt er eine ebenso gnadenlose Jagd auf vermeintliche Hexenweiber. Natürlich müssen auch etliche Unschuldige dran glauben, aber dies ist ein gewünschter Nebeneffekt, den sich Richter Jeffrey von seiner Schreckensherrschaft verspricht. Wer in Angst lebt, beginnt keinen Widerstand. So nutzt er seine Macht in vollen Zügen aus und die Frau, die sich seinen Gelüsten nicht hin gibt, auf diese wartet der Scheiterhaufen. Doch die Aufständischen lauern schon, um Jeffreys zu Fall zu bringen. Allen voran Harry, der sich in die von Jeffreys misshandelte Alicia verbliebt und er somit einen weiteren Grund hat, Jeffrey seines Amtes zu entheben und ihn wegen seiner Verbrechen selbst an den Galgen zu bringen.
Meinung:
Nun, „Der Hexentöter von Blackmoor“ ist so ein spezieller Fall für sich. Der Titel und die Inhaltsbeschreibung deuten auf einen Film hin, der im Stile eines anderen erfolgreichen Films namens „Der Hexenjäger“ daher kommen müsste. Doch weit gefehlt, beim Hexentöter gibt es gerade mal eine Hellseherin, aber keine Hexen weit und breit. Somit ist der Aspekt des Fantasie- oder Horrorfilms schon mal gestorben. Eventuell verfolgt der Film wahre historische Ansätze, aber auch hier heißts Pustekuchen. Bis auf die verwendeten Namen und eine rudimentäre Geschichte wird hier nichts Historisches geboten. Was also ist der „Der Hexentöter von Blackmoor“? Kurzum ein Trashfilm voller Gewalt und Sex. Natürlich nicht in dem Maße wie heutzutage, aber dennoch mit einiger nackter Haut und viel künstlichem Filmblut, dafür aber mit miserablen Effekten und teils lächerlicher Gewaltszenen. Da wären Klingen die nicht schneiden und trotzdem voller Blut sind und rotes „Blut“, das knalliger nicht sein könnte. Diese Szenen sind aber immer noch für einen Lacher gut und passen irgendwie perfekt zu diesem Genre-Trash. Dennoch würde ich den Hexentöter nicht als Trash Perle bezeichnen, da gibt es weiß Gott bessere Titel. Fans von Jess Franco und seinem Filmstil dürften sich dennoch über diese Veröffentlichung freuen.
Während die Story nicht ganz rund wirkt und manche Szenen wie wild aneinander gereiht wirken, dominiert Christopher Lee wie gehabt alle Szenen, wenn auch mit einem Hauch Overacting. Wobei dies bei dem Streifen den Kohl nicht wirklich fett macht. Wenn wir schon beim Cast sind, stellt sich mir die ernsthaft die Frage, weshalb Maria Schell („Die Akte Odessa“, „Superman 1978“), die Schwester von Maximilian Schell („Das Urteil von Nürnberg“, „Topas“), die Rolle der Hellseherin angenommen hat. War sie finanziell so klamm oder ließ sie sich wie Christopher Lee („Herr der Ringe“) von dem historischen Aspekt täuschen, den Franco schon Lee vortäuschte. In einem Interview verriet Christopher Lee, dass er sich hat blenden lassen und ihm der Regisseur einen historisch korrekten Film versprach. Als Lee den Vertrag unterschrieben hatte und sich auf wundersame das Drehbuch änderte, ließ Lee ebenfalls einen neuen Vertrag aufsetzen. In diesem distanzierte er sich von jeglichen Erotik Szenen. Dies ist auch der Grund, warum man nur zwei Hände sieht, die das Bauern Mädel Alicia betatschen und nicht Lee selbst. Lee betonte, er habe den Film nie gesehen, da er erfahren habe, dass Franco nachträglich noch etliche Gewalt, Folter und Sexszenen in den Film einfügte. Überraschend gut sahen wiederum die Kostüme aus, obwohl ich auch hier bezweifle, dass diese historisch korrekt sein dürften. Die Effekte sind teils Mittelmaß, teils übel aber passend zum Trash Genre. Ebenso die Dialoge und besonders die des Oberfolterknechts. Dieser ist in seinem Spiel so dermaßen drüber, dass er fast so wirkt, wie Marty Feldman als Igor in „Frankenstein Junior“. Nur das er weder Feldmanns Klasse noch Witz erreicht, man aber dennoch über seine Performance lachen muss. Und über die Pseudo-Love-Story im Film lasse ich bewusst den Mantel des Schweigens fallen.
Fazit:
Schreiten wir zum Galgen und kommen zum Fazit: „Der Hexentöter von Blackmoor“ ist entgegen seinem Titel kein direkter Neben- oder Nachfolger zu dem „Hexenjäger“, um genau zu sein hat er nicht mal ansatzweise etwas mit diesem gemein. Jess Franco machte sogar noch Druck, damit sein Film vor dem angepriesenen Hexenjäger in die Kinos kam. Im ganzen Film wird ab und an auch mal was von einer Hexe geschwaffelt. Und zu Beginn des Films wird auch eine Frau, die man der Hexerei beschuldigt, verbrannt. Doch selbst hier geht Jess Franco ganz andere Wege, anstatt eines Scheiterhaufens wird die angebliche Hexe auf der obersten Sprossen einer Leiter festgezurrt, weit über den Flammen. Für mich die kurioseste Hexenverbrennung, die ich je gesehen habe. Auch verbrennt sie nicht, sondern stürzt, nachdem der Scharfrichter die Leiter anschubst, in die Flammen. Oder besser gesagt, die Puppe, die wie ein Sandsack hernieder kracht. Um genau zu sein handelt es sich beim Blackmoor Hexentöter weder um einen Hexenjagd- noch um einen historischen Film. Diese beiden Punkte dienen einzig dazu, einen Alibi Plot zu installieren mit dem er seine B- oder sagen wir eher C-Movie Elemente rechtfertigen konnte. Denn außer einem wirren Plot, klischeebehafteter und dümmlicher Dialoge, Gewaltszenen bestehen aus Folter, Kampf, versuchter Vergewaltigung sowie blanken Mord und noch ein paar nackiger Mädels, die durchs Set hüpfen, hat der Film nicht wirklich was mit dem eigentlichen Genre gemein. Nimmt man diesen Titel aber aus der Grusel-Ecke und stellt ihn zu den Trash-Titeln, erfüllt er dieses Genre wiederum mit Bravour. Somit kann ich allen Fans von Trash vergangener Tage diesen hier ans Herz legen. Aber wie gesagt, der Film hat eigentlich nichts mit seinem Titel gemeinsam. Denn Merke: Eine Nicht-Hexe, eine Hellseherin und ein Kerker voller durchgeknallter Weiber, macht noch lange keinen Hexen/Jäger/Töterfilm aus. Apropos Blackmoor, ein Moor habe ich den ganzen Film über nicht einmal gesehen. Immer wieder schön, wenn ein Titel mit Vollgas am Filmthema vorbei schießt. Dafür waren die deutschen Vertriebe damals schon bekannt und gefürchtet.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Das Bild ist für das Alter des Films recht gut geworden. Die Farben wirken allesamt frisch, die Kontraste sind meist ausgewogen und auch der Schwarzwert kann nicht immer überzeugen. Wenn dunkel dann richtig dunkel und nichts ist mit Details. Bildfehler sind mir indes nicht aufgefallen, ein leichtes Filmkorn war dauerhaft präsent. Auch die Schärfe kann zwar sehr oft überzeugen, aber leider doch nicht immer. Die Schärfe selbst ist zwar gegeben, aber es gibt immer wieder Szenen, in den Teile des Bildes weich bis hin zu unscharf wirken. Dies führe ich auf einen falsch gesetzten Fokuspunkt der damaligen Kamera zurück. Anstatt sich für den mittleren Fokus zu entscheiden, wählt man entweder einen der links oder rechts auf einem der Darsteller liegt. Womit der zweite Darsteller der Szene ziemlich unscharf wirkt. Dieser Effekt tritt vermehrt im Film auf und dürfte wohl dem Kameramann Manuel Merino, der auch an der deutsch-spanisch-italienischen filmischen Vergewaltigung eines von Deutschlands größten Sci-Fi Helden „Perry Rhodan – SOS aus dem Weltall“ beteiligt war, geschuldet sein.
Ton:
Der Ton der internationalen Fassungen liegt für Deutsch und Englisch PCM 2.0 (Mono) vor. Dies gilt auch für die deutsche Kinofassung. Der Ton klingt trotz des Formats nicht mal schlecht. Dialoge sind dauerhaft klar und sauber zu verstehen. Effekte jeglicher Art dringen erwartungsgemäß keine durch das heimische Wohnzimmer.
Extras:
Da mir nur zu diesem Zeitpunkt die Rezensions Discs vorlagen kann ich zur Qualität des Mediabooks, bzw. des Booklets keinerlei Auskünfte erteilen. Die restliche Ausstattung ist wiederum recht bemerkenswert für diesen alten Film und auf 5 Discs verteilt:
Disc 1:
- Internationale Fassung – ca. 103 Min – BD
Disc 2:
- Deutsche Kinofassung – ca. 79 Min – BD
- Einleitung von Filmpapst Christian Kessler
- Dokumentation „Franco-Phibes“ über Jess Franco (ca. 70 Min.)
- Deutsche Super-8-Fassung (ca. Min. 33)
- Trailer
- TV-Spot
- Bildergalerie
Disc 3:
- Integral Fassung inkl. zusätzlicher Szenenca. 110 Min. – DVD
Disc 4: Bonus-DVD:
- Dokumentation „Franco-Phibes“ über Jess Franco
- Deutsche Super-8-Fassung
Disc 5
- Soundtrack von Bruno Nicolai auf CD
Technische Bewertungen beziehen sich immer auf das Alter und das vorhandene Ausgangsmaterial!
Wie immer möchte ich mich für eure Aufmerksamkeit bedanken und hoffe wir lesen uns bei meinem nächsten Review wieder.
(Marc Maurer)
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