David Lynch Complete Film Collection – Blu-ray Review Teil 2| Studiocanal | 23.11.2019

David Lynch Edition Review Teil 2 Artikelbild

David Lynch Collection BD CoverStory:

Willkommen zurück, hier der zweite Teil der aktuell erschienen „David Lynch Complete Film Collection“. Erneut ein interessanter Mix durch das David Lynch Universum. Mit einer rührenden Geschichte, geht aber auch mystisch, skurril und mannigfaltig weiter.

Erneut gleicht kein Film dem anderen, bis auf den, wie von mir schon erwähnten Aspekt, bei den Darstellern. Hier bleibt Lynch sich überwiegend treu und so erkennt man den ein oder anderen in seinen Filmen wieder.

Eindruck:

Twin Peaks Review Szenenbild001Twin Peaks – Der Film 1992:

In den Jahren 1991 & 1992 eroberte David Lynch mit „Twin Peaks“ die Fernsehlandschaft. Der Mordfall in der idyllischen Kleinstadt und deren skurrilen Bewohner, zog viele in seinen Bann. Im Jahr 1992 folgte ein Kinofilm, der vor den Ereignissen der Serie spielt. In der Nähe von Twin Peaks wird die Leiche von Teresa Banks gefunden, die beiden FBI Agenten Chester Desmond und Sam Stanley werden mit dem Fall beauftragt. Als Desmond plötzlich verschwunden ist, wird Special Agent Dale Cooper auf den Fall angesetzt. Zeitlich später angesetzt, lernen wir Laura Palmer kennen, scheinbar ein gewöhnlicher Teenie. Doch mehr und mehr zeigt sich, dass ihr Leben alles andere als normal ist. Erneut ist Kyle MacLachlan, wie schon in der Serie, von Lynch als Darsteller gesetzt. Zu dem teils gewohnten Cast der Serie, sind hier unter anderem Kiefer Sutherland, David Bowie und Jürgen Prochnow mit dabei. Der Film spaltete Fans und Kritiker, wer die Serie nicht kannte, war sowieso mit der Geschichte überfordert. Kenner der Serie vermissten bisweilen die fehlende Herangehensweise der TV-Serie. Auch ich war bei der ersten Sichtung etwas hin- und her gerissen, doch mit jeder erneuten Sichtung gefiel er mir besser. Daher für Fans der Serie absolut ein muss.

Lost Highway Review Szenenbild002Lost Highway 1997:

Fred Madison, ein recht erfolgreicher Saxonist lebt mit seiner Frau Renée eher unglücklich zusammen. Eines Tages bekommen sie eine Videokassette, die Außenaufnahmen ihres Hauses zeigt, beide sind erschrocken. Doch das war nicht die letzte Kassette, die nächste zeigt Aufnahmen im Inneren ihres Hauses und es kommt noch schlimmer. Klingt die kurze inhaltliche Beschreibung auch linear, so muss ich euch enttäuschen. David Lynch bietet dem Zuschauer viel Spielraum für Interpretationen der Ereignisse. Die Geschichte wird eher verwirrend erzählt, punktet aber mit imposanten Bildern. Sicherlich kein einfacher Film, aber eine faszinierende Erfahrung, die den Zuschauer deutlich fordert. Dennoch sollte man sich darauf einlassen, eine interessante Erfahrung ist es allemal. Bill Pullman und Patricia Arquette sind die Hauptdarsteller, die eine gelungenen Performance bieten.

The Straight Story Review Szenenbild003Eine wahre Geschichte – The Straight Story 1999:

Der Rentner Alvin Straight will seinen kranken Bruder besuchen. Beide liegen seit Jahren im Streit, den Alvin nun beilegen möchte. Doch Alvin besitzt keinen Führerschein mehr, daher begibt er sich mit einem Aufsitz-Rasenmäher auf die Rund 400 km lange Reise. „The Straight Story“ ist eine geradlinige Geschichte, ein Trip, in der Alvin Straight viele unterschiedliche Menschen kennenlernt. Die Geschehnisse auf der langen abenteuerlichen Tour zu seinem Bruder bereichern sein Leben und handeln. Dieser fast melancholische Film wirkt für Lynch untypisch, er hat stets einen roten Faden und verzichtet auf audiovisuelle Experimente. Einzig die gelungene Kameraführung erinnert an Lynch. Nichtsdestotrotz ein toller Film, der in seiner Einfachheit begeistert. Der Cast ist bis auf Sissy Spacek und Harry Dean Stanton eher unbekannt, dennoch in ein paar Kurzauftritten, bekommt man bekannte Gesichter, mit denen Lynch selbstverständlich schon gearbeitet hat.

Mulholland Drive 2001 Review Szenenbild004Mulholland Drive 2001:

Am Mulholland Drive überlebt eine geheimnisvolle Frau nur knapp einen Autounfall. Mit letzter Energie und Gedächtnisverlust schafft sie es nach Los Angeles und lernt die junge Betty kennen. Betty möchte Schauspielerin werden und freundet sich mit der Unbekannten, die sich fortan Rita nennt, schnell an. Auch hilft sie Rita nach der Suche zu ihrer verlorenen Vergangenheit. Eine weitere Story in dem Film ist die des Regisseurs Adam Kesher, der mit den Tücken Hollywoods zu kämpfen hat. Die Zusammensetzung in dem Film ist nicht einfach zu durchschauen, Lynch bietet Symbole sowie gewisse Szenen an, die eine Bedeutung haben, um gegen Ende den Zuschauer erneut zu verwirren und dessen Bild auf den Kopf zu stellen. Ein Film der viel Spielraum zum Deuten der Geschehnisse bereithält und ein mehrmaliges Sichten fordert, denn es lohnt sich, weil man plötzlich Details entdeckt, die vorher einem eher belanglos vorkamen. Natürlich ein verzwickter Film, eine Herausforderung an den Zuschauer, aber eine lohnende, in der nicht nur Naomi Watts und Laura Harring brillieren.

Inland Empire Review Szenenbild005Inland Empire 2006:

In dem Film On High in Blue bekommen Nikki und Devon die Hauptrollen. Sie schlüpfen in die Rolle von Susan und Billy und bekommen es mit dem misstrauischen Ehemann von Susan zu tun. Der Film selbst ist ein Remake eines Filmes, der nie fertig gestellt wurde, da die damaligen Darsteller während des Drehs ermordet worden sind. Nach und nach gerät Nikki in einen Strudel, in der Realität und Fiktion eins werden. Erneut versammelt Lynch eine Vielzahl an bekannten Darstellern um sich, wie Laura Dern, Naomi Watts und Harry Dean Stanton. Serviert uns ein typisches Verwirrspiel ala Lynch in einem Film im Film. Dazu kommen die gewohnten Elemente wie Akustik, Farbgebung und seine eigenwillige Inszenierung. Kein einfacher Film, nicht nur der Laufzeit wegen, sondern auch, weil Lynch selbst sagte, er könne nicht sagen, wovon „Inland Empire“ handelt. Das müsse der Zuschauer selbst herausfinden, somit bekommt das Wort Interpretation hier einen neuen Stellenwert. Eine größere und schwerere Aufforderung an den Zuschauer, sich dem verstörenden Film zu öffnen, gibt es wohl nicht. Daher Mutige vor, traut euch..

Fazit:

Das war die letzte Hälfte zu David Lynch´s Werken, ein gelungener Abschluss, mit abwechslungsreichen Filmen. Aufgefallen ist mir bei „Twin Peaks“ und „Mulholland Drive“, dass beide keine Kapitelauswahl auf der Disc haben. Letztlich für mich kein Problem, ein Film wird immer an einem Stück geschaut.

Hervorheben möchte ich an dieser Stelle auch die Musik von Angelo Badalamenti, der Lynch durch viele seiner Filme begleitet. Der häufig melancholische Score des Komponisten fügt sich kongenial in die Filme von Lynch ein.

Abschließend bleibt zu sagen, es wird keinen weiteren Kinofilm von David Lynch geben. Man kann nur hoffen, dass er zumindest die Fernsehlandschaft erneut bereichert, alles andere wäre schade. Somit ist diese „David Lynch Complete Film Collection“ wirklich komplett und gehört in jede Filmsammlung, nicht nur für aufgeschlossene Filmliebhaber. Die audiovisuelle Bewertung am Ende bildet wieder den Schnitt der fünf Filme, auch hier konnte ich keine Patzer entdecken, vieles sind einfach typische Stilmittel von David Lynch.

Bild:

„Twin Peaks“ platziert sich vom Look gekonnt an die Serie, Schärfe, Farbgebung, Kontrast und Schwarzwert überzeugen. „Lost Highway“ bietet ein gutes Bild, allerdings farblich etwas fahl. Die restlichen Parameter sind gelungen, teils wirkt das Bild ein wenig weicher und in dunklen Szenen Körniger. „The Straight Story“ bietet ein stimmiges Bild mit tollen Werten, in denen Schärfe und Kontrast überzeugen. „Mulholland Drive“ kommt in satten Farben daher, Schärfe, Kontrast und auch der Schwarzwert sind mehr als solide. „Inland Empire“ wurde mit einer Digitalkamera gedreht, das Bild wirkt recht künstlich. Ist farblich ansprechend und mit guter Schärfe, der typische Lynch Look ist vorhanden.

Ton:

„Twin Peaks“ ist in DTS-HD 2.0 bietet gute Dialogverständlichkeit und der Score löst sich gut von den Lautsprechern. In „Lost Highway“ wird es räumlicher dank DTS-HD MA 5.1, ein Effektfeuerwerk ist es aber nicht, passt aber zum gezeigten. The Straight Story bekommen wir ebenfalls DTS-HD MA 5.1, benötigt wird dieser aber zu selten. Ein ruhiger Film der von den Dialogen lebt. Auch Inland Empire hat DTS-HD MA 5.1 an Bord, bietet einen satten Bass und viele räumliche Momente, in denen die Dialoge stets klar wiedergegeben werden.

Testequipment:

JVC DLA-X35
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1

(Hartmut Haake)

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Bewertungen: 4.6 / 5. 481

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