„Turbine macht´s möglich – zuerst vom Index herunter und jetzt auch noch als 4K Weltpremiere zu haben!“
Da soll noch einmal einer sagen, dass wir deutschsprachigen Filmfans immer das Nachsehen haben: Zum 25. Geburtstag des Films hat Turbine Medien hierzulande den Martial Arts Actionfilm nun auch als 4K-Weltpremiere auf UHD Blu-ray im einfachen Keep-Case veröffentlicht. Wegen der großen Nachfrage ist der Titel aber bereits in ihrem hauseigenen Online-Shop schon wieder vergriffen – aber keine Sorge, bei den zahlreichen Händlern unseres Vertrauens (noch) verfügbar.
Ob das Erstlingswerk vom französischen Regisseur Christophe Gans („Der Pakt der Wölfe“, „Silent Hill“) auch heute noch mit aktuellen Martial-Arts Filmen mithalten kann und für Technikfans fast noch entscheidender, wie gut sich die 4K UHD nach einem neuen 4K Scan gegenüber der vor zwei Jahren erschienenen Blu-ray so schlägt, durfte die Redaktion von filme.de für ihre Leser bereits herausfinden. Los geht´s…
Story:
An der amerikanischen Westküste liefert sich der geheime Bund der „Söhne des Drachens“ einen brutalen Bandenkrieg mit der japanischen Yakuza. Ein treues, aber unfreiwilliges Mitglied dieses Geheimbundes ist der Töpfer Yō. Er beherrscht nicht nur die Kunst des Töpferns, sondern auch die der asiatischen Kampfkunst, denn der FREEMAN, wie er genannt wird, ist eine perfekt ausgebildete Kampfmaschine, der im Auftrag der „Söhne des Drachens“ als Killer arbeitet. Eines Tages wird er von der hübschen Malerin Emu dabei beobachtet, wie er einen der Auftragsmorde ausführt. Natürlich wird er gezwungen die Zeugin eliminieren, doch Freeman weigert sich. Und so bringt er den Geheimbund gegen sich auf und wird zum Freiwild erklärt – eine gnadenlose Jagd auf Yō beginnt…
Der Film basiert auf dem gleichnamigen populären, detaillierten sowie brutalen 1986 erschienenen Manga von Autor Kazuo Koike („Lady Snowblood“) und Zeichner Ryoichi Ikegami und wurde, bis auf wenige Ausnahmen, fast 1:1 übernommen.
Die Story des Films, der gekonnt Action-Elemente mit Liebesfilm und Drama kombiniert, ist recht einfach gestrickt und erfindet das Rad nicht neu – muss es auch nicht. Was aber den Film auszeichnet, sind neben seiner stylischen „John Woo-Optik“ und den schnellen Kampf-Choreografien seine strikte Handlung, eine tolle Regiearbeit und einige nette Gadgets wie Yo´s Waffe, die so programmiert ist, dass sie explodiert nachdem er seinen Auftrag ausgeführt hat.
Der Film wirkt hypnotisch, fast wie ein atemberaubendes Ballett aus pyrotechnischen Explosionen, fliegenden Körpern und rituellem Mord, der seiner Vorlage jederzeit treu bleibt. Gans hat es in seinem ersten Regiewerk geschafft, die Welten von John Woo, Melvilles „Der eiskalte Engel“ und Besson´s „Leon – Der Profi“ in dieser exotischen Mischung zu verbinden. Die Hauptdarsteller wurden mit Mark Dacascos („John Wick 3“, „Double Dragon“) als Freeman und Julie Condra („The Driver (2019)“, „Nixon“) als Emu O´Hara charismatisch und passend gewählt. Hier stimmt einfach die Chemie zwischen den beiden, sodass sie seit dem Dreh 1995 bis heute im wahren Leben ein glückliches Liebespaar abgeben.
Obwohl „Crying Freeman – Der Sohn des Drachen“ einen recht hohen Bodycount zu bieten hat, bleibt er verhältnismäßig und im Vergleich zu heutigen Actiontiteln relativ blutleer. Daher wird auch hier eine klare Warnung an alle Fans von hirnlosen Baller-Orgien wie zum Beispiel „John Wick 3“ und Konsorten ausgesprochen, denn Freeman mit Wick zu vergleichen, wäre wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen und würde dem gemächlichen ablaufenden Werk von Gans nicht gerecht.
Wenn man bedenkt, dass „Crying Freeman“ eine Low-Budget Produktion eines französischen Regie-Neulings darstellt, dennoch eine der wenigen Manga/Comic-Adaptionen ist, die auch als Film funktionieren und vor allem überzeugen kann, ist das schon eine starke Leistung.
Nicht umsonst genießt das Werk unter Action-Fans einen hohen Stellenwert und hat auch ohne amerikanische Kinoauswertung über die Jahre hinweg weltweit hohen Kultstatus erlangt.
Fans von „Leon – Der Profi“, „Ghost Dog – Der Weg des Samurai“ und anderen handwerklich geschickt inszenierten Genrefilmen, die „Crying Freeman – Der Sohn des Drachen“ noch nicht kennen, sollten dies dank Turbine Medien mit der bisher besten Veröffentlichung des Titels schleunigst nachholen.
Bild:
Die Blu-ray Disc, die diesem 4K-Set beiliegt ist exakt die gleiche Version, die bereits 2018 mit dem Steelbook bzw. der Amaray und dem Mediabook erschien und bietet gegenüber der DVD eine enorme Qualitätssteigerung.
Das Bild, des auf 35mm aufgezeichneten Filmes, wird uns im Ansichtsverhältnis 2,35:1 präsentiert. Auch wenn hier nicht alles glänzt was Gold ist, verfügt bereits die 1080p Variante über ein detailliertes Bild mit tollen Schärfewerten und auch meistens über einen ordentlichen Schwarzwert. Dunkle Szenen können schon einmal etwas mehr Filmkorn zu Tage fördern und weniger Details offenbaren aber im Großen und Ganzen ist die Blu-ray nach wie vor technisch solide aufgestellt.
4K Bild:
Die neu erstellte UHD setzt noch einen drauf und ist tatsächlich der ordentlichen Blu-ray Disc noch ein gutes Stückchen voraus – kein Wunder bei durchschnittlichen Bitraten um die 70Mbp/S.
Neben einem im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum nutzte man hier den erweiterten Kontrast in Form von HDR10. Bereits die weiße Schrift oder das Drachen-Tattoo der Opening Credits ist deutlich sauberer und schärfer als bei der BD. Die Laufruhe des Bildes ist ein wenig ruhiger, das Filmkorn wirkt feiner und auch homogener aufgelöst. Alleine dadurch gibt es hier schon einen enormen Zugewinn an Schärfe, was man auch recht oft und deutlich sieht. Hin und wieder gibt es ein paar softere Einstellungen zu sehen, was leider eine noch höhere Wertung verhindert.
Auch die Farben der UHD werden per HDR10 intensiver aber gleichzeitig auch natürlicher wiedergegeben. Zum Vergleich der BR mit einem Hang zum Gelbstich werden dem Zuschauer durch das neue Color Grading nun neutralere Hauttöne und ein kräftigeres Rot geboten.
Auch Schwarz ist nun wesentlich satter, ohne dabei wesentliche Details im Dunkeln absaufen zu lassen. Insgesamt ist Turbine hier eine sehr gute UHD-Umsetzung gelungen, die sich vor aktuellen Produktionen nicht verstecken muss. Viel mehr kann man aus dem 25 Jahre alten Filmmaterial vermutlich nicht mehr herausholen. „Crying Freeman – Der Sohn des Drachen“ sah noch nie frischer und besser aus!
Ton:
- Deutsch DTS-HA MA 5.1
- Deutsch DTS-HD MA 2.0
- Englisch DTS-HA MA 5.1
- Englisch DTS-HA MA 2.0
Untertitel: Deutsch, Englisch
Audiokommentar mit Christophe Gans inklusiven optional einblendbaren deutschen Untertiteln
Neben den beiden 2.0 Stereo Tonspuren sind natürlich auch die von Turbine für die 2018er Blu-ray erstellten DTS-HD MA 5.1 Spuren auf beiden Discs enthalten. Natürlich bieten diese Tonspuren nicht die gleiche Dynamik und Feinheiten wie aktuelle Produktionen, Heimkinobesitzer wird es dennoch freuen, wenn der Subwoofer in den zahlreichen Schießereien seine Muskeln spielen lassen kann und auch mal Geschosse perfekt ortbar direktional durch den Raum fliegen dürfen.
Auch die (echten) Explosionen haben genügend Druck dahinter, so dass jedem Action Fan warm ums Herz wird.
Gleichzeitig bleiben die Dialoge, die schon mal kurz aus den hinteren Lautsprechern erklingen dürfen, jederzeit gut verständlich.
Der wunderschöne sowie eingängige Score von Patrick O´Hearn oder auch der Soundtrack (unter anderem mit Stücken aus Giuseppe Verdi´s „Nabucco“) wird über alle Lautsprecher wiedergegeben und fügt sich perfekt ins Geschehen ein.
Extras:
- Audiokommentar von Regisseur Christophe Gans
- Retrospektive Interviews mit Christophe Gans und Mark Dacascos
- Interviews mit Christoph Gans zu Ursprung, Ausstattung und Storyboards
- Zwei entfernte Szenen (die Sprengfalle, Tokyo-Hotel)
- Featurette über den Schnitt
- 2 Making-Of-Featurettes
- Hinter den Kulissen
- Promo-Featurettes (in französischer und/oder englischer Sprache mit optionalen deutschen Untertiteln)
- Teaser & Trailer (deutsch und englisch)
Das komplette Bonusmaterial ist ausschließlich auf der Blu-ray Disc zu finden und bietet unzählige Extras für Fans des Filmes. Neben zwei Making-Ofs, die bereits über eine Stunde Laufzeit zu bieten haben, bekommen wir auch noch mehrere interessante Interviews des Regisseurs und aufschlussreiche „Hinter den Kulissen“-Videos zu bestaunen.
Das komplette Bonusmaterial ist zudem nur in SD gehalten, verfügt aber immerhin über deutsche Untertitel.
Zusätzlich stattet Turbine den Film mit zwei hübschen Wendecovern aus, die obendrein auch beide (!) ohne FSK 16 Flatschen auskommen, denn der bleibt ausschließlich auf der Plastik-Umverpackung kleben.
Fazit:
Bild und Ton der (2018er) Blu-ray Disc bleiben nach wie vor solide und leisten sich selten Fehler. Was aber Turbine mit dem neuen 4K-Scan gelang, glänzt schon fast an ein Wunder. Die UHD lässt die Blu-ray in Sachen Optik weit hinter sich, besser wird der Film vermutlich nicht mehr aussehen können.Obendrein gibt’s für Fans des Films noch reichlich Bonusmaterial zu bestaunen.
Christophe Gans Erstlingswerk, „Crying Freeman – Der Sohn des Drachen“, ist auch heute noch ein bildgewaltiger, handwerklich hervorragend ausgeführter Actionfilm, der sich viel Zeit für ruhige und anmutende Momente nimmt.
Testgeräte:
TV: LG OLED 55C8PLA
Player: Sony UBP X-700
AV-Receiver: Denon AVR X-1500 H
Center-Lautsprecher: Teufel Ultima UL 40 C Mk3
Front- und Surround-Lautsprecher: Teufel Motiv 6
Atmos-Lautsprecher: Teufel Reflekt (Front Height)
(Alexander Gabler)
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