CHEAP THRILLS – Blu-ray Review | Koch Films

Cheap Thrills News Artikelbild

Cheap Thrills Review CoverFilmhandlung: Craig (P. Healy) ist eine arme Sau. Nicht nur, dass der Vermieter ihm mit einer Räumungsklage droht, verliert er zu allem Überfluss auch noch seinen miesen Job. Als er versucht seinen Frust in einer Bar zu ertränken trifft er dort auf seinen alten Kumpel Vince (E. Embry), der sich in einer ähnlich prekären Lage befindet. Dies nutzt der Millionär Colin (D. Koechner) aus, der die beiden Versager zu einem zwielichtigen Spiel überredet: Er bezahlt die beiden dafür, dass sie alles machen was ihm und seiner Freundin einfällt.

Der Film spielt gezielt mit der Frage, wie weit ein Mensch, der alles verloren hat, zu gehen bereit ist. Regisseur E.L.Katz liefert mit seinem Regiedebut „Cheap Thrills“, der Ende März 2014 von Koch Media auf Blu-ray veröffentlicht wurde, eine interessante Antwort auf diese Frage ab. Dabei ist der innovative Streifen sowohl Gesellschaftskritik als auch schwarzhumorige Satire in einem. Mehr als einmal stellt sich der geneigte Zuschauer die Frage, ob er selbst bereit wäre, für die gebotene Summe die geforderte Gefälligkeit zu tätigen. Dabei fängt es natürlich recht harmlos an. Ein paar Dollar für den, der als erstes sein Glas ausgetrunken hat? Hey, kein Thema. Für ein paar Dollar mehr das Mädel an der Bar dazu bringen, dass sie Dir eine runterhaut? Auch das ist keine große Kunst. Sich dann allerdings mit dem Türsteher anzulegen… da müssen schon ein paar mehr Dollar drin sein.

Cheap Thrills Review Szenenbild001Was als harmloses Spiel beginnt, wird schon bald bitterer Ernst, denn selbstredend werden mit zunehmender Summe auch die Aufgaben anspruchsvoller, respektive gemeiner. Letztendlich stehen auch Selbstverstümmelung (wie dem reißerischen Cover zu entnehmen ist) und Mord auf dem Plan…

Neben der Frage, wie weit ein Durchschnittsmensch bereit wäre zu gehen, hält Regisseur Katz seinem Publikum auch noch einen weiteren Spiegel vor Augen – denn immerhin macht er ihn zum Voyeur. In die Rolle des armen Teufels Craig kann der Zuschauer sich hineinversetzen oder auch nicht, in die Rolle des Millionärs Colin allerdings wird er förmlich hineingedrängt. Letztendlich ist es der „Billige Nervenkitzel“, der sowohl den gelangweilten Geldsack bei der Stange hält, als auch den Zuschauer, der spätestens nach der vierten oder fünften Aufgabe wie gebannt vor seinem Wiedergabegerät sitzt und wissen möchte, wissen muß, wie es weitergeht. Die Kritik an modernen Spielshows, in denen sich sowohl Prominente als auch Durchschnittsbürger für mehr oder weniger große Gewinne zum Affen machen und vor laufender Kamera und einem Millionenpublikum selbst erniedrigen liegt hier mehr als auf der Hand. Wenn man also nur ein wenig an der Oberfläche kratzt kommt unter der Fassade einer gut gemachten schwarzen Komödie eine bittere Gesellschaftssatire zum Vorschein, die trefflich portraitiert, was in unserer Welt alles falsch läuft. Und wenn wir ehrlich sind – ist es wirklich so unvorstellbar, dass dieser Film irgendwann und irgendwo einmal Wirklichkeit wird?

Das Drehbuch, das nicht nur von Ideen, sondern auch vor Wortwitz und Situationskomik strotzt, stammt aus der Feder des Autorenduos David Chirchirillo und Trent Haaga. Haaga für seinen Teil war seinerzeit an zahlreichen Produktionen aus dem Hause Troma involviert, was Genrefans sicherlich schon mit böser Vorahnung erfüllen dürfte. Und diese Vorahnungen werden mehr als erfüllt. Denn dieser Film ist sehr viel mehr als nur eine Rabenschwarze Komödie. Sie ist ein richtiggehender Geheimtipp, der Independentfilmfans sicherlich noch lange beschäftigen wird.

Cheap Thrills Review Szenenbild002Trotz der durchaus Gewalthaltigen Story hält sich die grafische Darstellung dessen, was sich da vor der Kamera abspielt, in Grenzen. Die Gore-Effekte sind rar gesät, dafür aber perfekt in Szene gesetzt. Darüber hinaus sind sämtliche Gewaltszenen handlungsrelevant, was sie von der Geißel befreit lediglich als Schauwerte für Gorehounds eingebunden worden zu sein.

Vor allem lebt der Film aber von seinen großartigen Darstellern.  Die Konstellation des Loosers Craig, der von Pat Healy mit bestechender Glaubwürdigkeit dargestellt wird in Verbindung mit Komödien-Star David Koechner ist absolut fantastisch. Aus dem Cast, der im Großen und Ganzen aus lediglich vier Darstellern besteht, stechen dies beiden besonders heraus und wissen auf ganzer Linie zu überzeugen

Bildqualität: Leider sieht man dem Bild dieser Produktion das geringe Budget und die fehlende Erfahrung der an der Produktion beteiligten Personen zu beinahe jeder Minute an. Die oftmals falsch Fokussierten Bilder verschwimmen und werden viel zu oft unscharf. Das ist freilich kein Fehler der Blu-Ray, sieht im Endeffekt aber leider dennoch nicht sonderlich gut aus. Das schlägt sich natürlich auch auf die Detailzeichnung nieder, die nur in einigen Nahaufnahmen so recht punkten kann. Die Farben hingegen sind zwar etwas blass, aber weitestgehend natürlich. Leider ist der Schwarzwert oft etwas zu schwach und tendiert ins Gräuliche. Bei vielen Bewegungen zieht das Bild zudem nach, was ebenfalls einen Abzug bei der Bildbewertung bedeutet. Alles in allem ist das Bild zwar noch akzeptabel, aber weit von dem Entfernt, was das Medium möglich machen würde.

Tonqualität:

  • Überwiegend frontlastige Abmischung
  • Rears werden nur sehr selten und dann auch äußerst dezent genutzt
  • Stimmen klingen teilweise ein wenig hohl und stumpf, bleiben aber stets gut verständlich
  • Musikuntermalung ebenfalls größtenteils eher dezent

Cheap Thrills Review Szenenbild003Auch in puncto Ton kann die blaue Scheibe nicht ganz überzeugen. Lediglich am Anfang in der Bar gibt es einen ganz anhörbaren Raumklang. Ansonsten bleibt die Abmischung überwiegend frontlastig, was bei einem Film wie diesem jedoch locker zu verschmerzen ist. Die seltene Einbeziehung der Rears ist bei einem Film mit einem kammerspielartigen Setting nicht unbedingt notwendig. Auch der Subwoofer wird bei einem Film wie diesem nicht sonderlich gefordert. Auch die seltene Musikuntermalung ist leider etwas zu dezent, was jedoch durchaus so gewollt sein könnte. Zumindest die Dialoge sind überzeugend und stets klar verständlich, klingen allerdings zuweilen ein wenig zu dumpf. Die Synchronisation hingegen ist erste Klasse und führt erfahrene Sprecher ins Feld, die ihre Rollen souverän und glaubhaft ins Deutsche übertragen.

Extras:

  • Making of (39:54 Minuten)
  • Trailer
  • Trailershow

Neben einem Trailer zum Film selbst und einigen Eigenwerbungstrailern für Koch Media befindet sich noch ein ausführliches Making-Of mit auf der Scheibe. Leider verzichtet Koch wie so häufig auf Untertitel, wodurch dieses Feature lediglich für Zuschauer mit guten Englischkenntnissen interessant ist.

Cheap Thrills Review Szenenbild004Fazit: Bild und Ton können leider den Low-Budget Look keineswegs verbergen. Das Bild leidet zum Teil an schlechter Kameraarbeit, und auch der Transfer auf die Blu-Ray ist nicht ganz so optimal gelungen, wie man es sich wünschen würde. Auch der Ton kratzt lediglich an den Möglichkeiten des Mediums, fällt allerdings genrebedingt nicht sonderlich aus der Rolle und ist zweckmäßig in Ordnung. Das Bonusmaterial fällt vor allem durch Nichtvorhandene Untertitel in der Wertung ein wenig ab.

Der Film selbst ist ein grandioses Stück Kino, das trefflich unter Beweis stellt, dass eine gute Story und ambitionierte Darsteller auch aus geringem Budget einen tollen Film zaubern können. Spannend, witzig, schräg – und auch deftig sozialkritisch. Ein Film, der zu entdecken sich definitiv lohnt!

(Michael Speier)

© Bilder Koch Films – Alle Rechte vorbehalten!

Bewertungen: 4.6 / 5. 757