Orlando Bloom – mit seiner Rolle als Legolas in der „Herr der Ringe“ Reihe und seiner Rolle als Will Turner in „Der Fluch der Karibik“ Reihe hat er sich in die Herzen unzähliger Fans gespielt. Aber abseits dieser beiden großen Filmreihen war Orlando Bloom alles andere als erfolgreich und viele seiner Filme floppten gnadenlos. Nun meldet er sich aber zurück. Und zwar in Form der Fantasyserie „Carnival Row“, die er auch selbst mit produzierte.
An seiner Seite konnte Shootingstar und Model Cara Delevingne gewonnen werden, den meisten aus dem „Suicide Squad“ Film bekannt. Eigentlich als Kinofilm inszeniert und von Oscar Preisträger Guillermo Del Toro geplant, wurde am Ende daraus eine TV-Serie ohne Del Toro, der aus Termingründen absagen musste. Trotzdem hinderte es Amazon nicht daran, vor dem Release der ersten Staffel bereits eine zweite Staffel zu bestellen.
Fragt sich nun, ob es voreilig war oder die Serie ihrem Hype gerecht wird. Season 1 ist nun bei Amazon Prime im Original Ton mit Untertitel online gegangen. Die deutsch synchronisierte Version erscheint am 22.11.2019.
Wir haben die erste Staffel für euch getestet.
Story:
Einige Jahre sind seit dem Krieg zwischen Menschen und Mythenwesen vergangen. Die Mythenwesen haben den Krieg verloren und sind nun nur noch Wesen zweiter Klasse, welche auf den Straßen in Armut leben, betteln, sich prostituieren oder den Menschen dienen müssen, um zu überleben. Als in der Stadt Burgue Mythenwesen auf brutale Art von einem unbekannten Killer ermordet werden, den bald alle nur noch Jack nennen, nimmt sich Kriegsveteran Philo (Orlando Bloom), der nun als Inspektor arbeitet, dem Fall an, welcher sich bald zu einem großen politischen Ausmaß entwickelt.
Doch der Fall verkompliziert noch mehr, als die Fae Vignete (Cara Delevingne) in Burgue auftaucht, denn sie ist nicht nur seine Ehefrau, sondern dachte sieben Jahre lang, dass Philo Tod wäre.
Eindruck:
Die erste Staffel besteht aus acht Episoden mit einer Laufzeit zwischen 50 und 67 Minuten und ist durchgängig erzählt. Die Staffel salbt hat vier parallel laufende Storylines, einmal natürlich die Jagd nach dem Serienmörder Jack, dann, wie sich die Fae Vignete versucht in Burgue durchzuschlagen, gefolgt vom Politikersohn Jonah Breakspear (Arty Froushan), der von seinen Eltern (Jarred Harris und Indira Varma) manipuliert wird, damit dieser in eine machtvolle Position kommt, sowie zu guter Letzt die Story um die junge Reiche Imogen Spurnrose (Tamzin Merchant), die herausfindet, dass ihr Bruder (Andrew Gower) das Vermögen verprellt hat und sie nun gezwungen ist, mit einem Puck, einem Mythenwesen mit Hörnern zusammenzuarbeiten.
Klingt direkt nach ziemlich viel auf einmal, ist es auch. Leider sind nicht alle Storylines sehr gelungen. Am besten kommt noch die Story um Fae Vignete rüber, weil Cara Delevingne ihrer Rolle wirklich sehr viel Gefühl und eine gute Tiefe gibt, so dass man gut mit ihr leiden kann und es wirklich klasse und spannend anzuschauen ist, wie sie sich versucht, in der Großstadt, ohne große Hoffnung durchzuschlagen.
Die Story um die Mordserie hat stellenweise ein paar sehr brutale Szenen, aber das Rätselraten von Inspektor Philo ist recht langatmig in Szene gesetzt. Orlando Bloom, der inzwischen gereifter ist und nicht mehr wie ein kleiner Junge aussieht, macht seine Sache sehr gut, aber auch hier dümpelt vieles einfach nur vor sich hin. Ähnliches gilt auch bei der Story um den Politkersohn. Letzteres wirkt diese auch zum Großteil der Staffel komplett fehl am Platze und zieht die Serie unnötig in die
Länge, da die Verbindung zu den anderen Stories erst mal nicht da ist. Erst zum Finale, welches wirklich viel rausholt, werden die drei Storylines wirklich klasse zusammengefügt. Hier überschlagen sich dann auf einmal die Ereignisse und es gibt eine Wendung nach der anderen. Okay, einige sind sehr vorhersehbar, andere wiederum total an den Haaren herbeigezogen. Aber nachdem in den Folgen davor wirklich alles nur vor sich hin dümpelt, passiert hier endlich mal richtig viel auf einmal und ist stellenweise auch extrem dramatisch und spannend, mit einem Ende, was eine wirklich voller Vorfreude auf Staffel 2 zurücklässt.
Was Storyline Nr. 4 rund um Spurnrose und dem Puck angeht, diese ist komplett unnütz für die drei anderen Storylines, klar ist sie nett, um weiterhin in der Welt der Mythenwesen und Menschen einzutauchen, aber gleichzeitig gibt es keinerlei Verbindungen zu den anderen Geschichten, außer, dass es in derselben Stadt spielt und ist im Grunde eine reine Fillerstoryline ist. Hier wäre es deutlich besser gewesen, man hätte sie weggelassen, um die Erzählgeschindigkeit zu erhöhen. Tatsächlich könnte man diese Story sogar vorspulen, ohne groß was zu verpassen und ohne Verständnisprobleme zu bekommen, was die anderen drei Storylines angeht.
Optisch ist die Serie aber sehr hochwertig gemacht, in Prag gedreht, merkt man hier wieder einmal das mega hohe Amazon Budget. Die Kulissen und die Kostüme sind unglaublich gut, sodass es sich anfühlt, wie im alten London zur Zeit von Jack the Ripper. Dazu sind auch die Masken der Mythenwesen klasse, genauso wie einige CGI Effekte. Aus optischer Sicht braucht es sich nicht vor großen Kinoproduktionen zu verstecken.
Aber wirklich tolle Ausstattung und der insgesamt sehr gut spielende Cast kann nicht überblenden, dass die Serie mit ihrem sehr, sehr langsamen Storytelling schlichtweg zu lang geraten ist. Zu wenig passiert in der an sich tollen gemachten Burgue, man erzählt viel um den heißen Brei herum, anstatt mal auf den Punkt zu kommen. Wer Action erwartet ist hier auch falsch. Es gibt zwar ein paar blutige Szenen und auch einiges an nackter Haut, aber ansonsten passiert da jetzt nicht so viel, vielmehr wird hier durch Optik versucht, eine Atmosphäre aufzubauen. Aber da wie gesagt oft nicht viel passiert und vieles einfach verpufft, fragt man sich spätestens nach drei Folgen (die dritte Folge ist übrigens eine Rückblenden Folge) als Zuschauer, ob die Story auch mal weiter erzählt wird und nicht nur auf der Stelle tritt.
Wäre das wirklich tolle Finale nicht, könnte man die Serie wirklich komplett vergessen. Aber das Finale macht das Durchquälen um durch die vorherigen Folgen definitiv wett, denn das hat es in sich. Gleichzeitig fragt man sich natürlich, warum nicht gleich so, denn dann hätte man von Anfang an das Level und es wäre wirklich eine tolle Serienperle geworden. Aber so wirkt die acht Folgen lange Staffel gefühlt mindestens vier Folgen zu lang.
Bleibt zu hoffen, dass man mit Season 2 das Potenzial nutzt, welches die Ausgangslage der ersten Staffel schafft.
Fazit:
Die neue Prestige-Serie von Amazon mit Starbesetzung verpuffte leider schnell in heißer Luft. Optisch ohne Frage super, macht die extrem langsame Erzählweise vieles kaputt, denn schnell wird dadurch, dass man vieles künstlich in die Länge zieht, doch sehr langweilig. Auch der wirklich sehr gut spielende Cast kann über die Schwächen nicht hinweg retten. Hier wäre wirklich weniger mehr gewesen. Bleibt zu hoffen, dass die zweite Staffel mehr raushaut, denn mit den großen Serien kann die erste Staffel von „Carnival Row“ leider nicht annähernd mithalten, trotz dem wirklich unglaublichen Potenzial in der Story und in der Welt in der die Serie spielt.
Amazon bietet die Serie auch in 4k an.
(Pierre Schulte)
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