Candyman (2021) Blu-ray Review | Universal Pictures | 01.01.2022

Candyman Film 2021 Artikelbild

Am 6. Januar 2022 kommt „Candyman“ auf  Blu-ray, DVD und 4K UHD in den Handel und wir haben das Review dazu:

„Sag´ seinen Namen! Das Comeback von Bienen und… Metall-Haken.“

Bereits 1992 erschien „Candyman“ mit einem großartigen Tony Todd in den hiesigen Kinos. Der Film beruht auf der Kurzgeschichte „The Forbidden“ vom britischen Autor Clive Barker, der wiederum unter anderem auch für seine kultigen „Hellraiser“-Filme bekannt ist. 2019 nahm sich die junge Regisseurin Nia DaCosta („Little Woods“) nun einer spirituellen Fortsetzung des Stoffs um die urbane mystische Gestalt des Candymans an. Aber DaCosta führte nicht nur Regie, sondern sie verfasste gemeinsam mit Jordan Peele („Get Out“, „Wir“) und Win Rosenfeld („BlackKklansman“) auch das Drehbuch.

Im Vertreib von Universal Pictures Home Entertainment erscheint am 06.01.2022 nun „Candyman“ (2021) digital, auf DVD, auf Blu-ray und sogar ultrahochaufgelöst als 4K UHD (erstmals ohne Blu-ray Disc als Beigabe), jeweils im herkömmlichen Keep Case. Das Team von filme.de konnte sich den neuesten Horrorfilm auf Blu-ray bereits genauestens ansehen und verrät im folgenden Review, für wen der neueste Candyman denn nun geeignet ist.

Candyman (2021) Blu-ray Review Film 2021 Szenenbild
Teyonah Parris als Brianna Cartwright in Candyman, directed by Nia DaCosta

STORY:

Jahrzehntelang wurden die Bewohner des Chicagoer Viertels Cabrini-Green von der Spukgeschichte über einen grausamen Killer mit einer Hakenhand terrorisiert. Als der Künstler Anthony McCoy (Yahya Abdul-Mateen II) in seiner Inspirationssuche die makabre Geschichte des Candyman in der Gegenwart recherchiert, ahnt er nicht, dass er damit seine geistige Gesundheit aufs Spiel setzt und eine beängstigende Welle der Gewalt entfesselt, die ihn auf Kollisionskurs mit dem Schicksal bringt.
(Pressetext Universal)

EINSCHÄTZUNG:

Lange Zeit ist es her, seitdem ich den ersten „Candyman“ noch auf VHS Kassette gesehen habe. Ich weiß nur noch, dass ich etwas zu jung für den Film war, er mir damals gefiel und ich nach dem Abspann irgendwie Candymans Schatten in meinem Zimmer ausmachen konnte… schließlich war ich ja noch recht unerfahren was Horrorfilme anbelangte. Aber zurück in die Gegenwart. „Candyman“ (2021) knüpft in etwa 30 Jahre nach den Ereignissen des ursprünglichen Horrorfilms an und ignoriert die Vorfälle in den Fortsetzungen „Candyman 2 – Die Blutrache“ und „Candyman 3 – Der Tag der Toten“, in denen Tony Todd als Titelschurke Daniel Robitaille die Hauptrolle spielte.

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Troy Cartwright (Nathan Stewart-Jarrett) und Grady Greenberg (Kyle Kaminsky) in Candyman, directed by Nia DaCosta

Hier ist es nun der Chicagoer Künstler, Anthony McCoy, der von der Candyman-Legende des gentrifizierten Cabrini-Green Viertels besessen und verfolgt wird. Er fühlt sich von der Candyman-Mythologie angezogen und hat den brennenden Wunsch, Kunst basierend auf dieser urbanen Legende zu schaffen. Schließlich entdeckt Anthony, dass seine Verbindung zu Candyman tiefer ist als angenommen. Seine Besessenheit treibt leider einen Keil zwischen ihn und seiner Freundin Brianna und während er diese Legende entwirrt, beginnt er seinen Platz im Candyman-Universum so langsam zu verstehen.

Nia DaCosta, Jordan Peele und Win Rosenfeld haben richtig gehandelt, indem sie einen neuen Modus Operandi für das Franchise geschaffen und es in eine andere Richtung geschickt haben. In dieser modernen Nacherzählung ist Candyman weniger ein Schrecken für die schwarze Gesellschaft und wird fast als eine Art Antiheld gegen die weiße Vorherrschaft angesehen. Der neue Film nimmt beinahe den Schrecken eines Mannes komplett weg und macht ihn eher zu einem generationsübergreifenden Fluch, der in der schwarzen Bevölkerung existiert.

Schade nur, dass in der Handlung gar nicht vorgesehen ist, sich sozialkritischen Themen zu stellen. Gesellschaftliche Kommentare wirken oft plump oder deplatziert, nur, um wie manche Storyelemente auch (der Selbstmord von Briannas Vater) in den darauffolgenden Szenen wieder fallengelassen zu werden. DaCostas und Peels Debütfilme waren gerade deshalb so grandios, weil die Dialoge in ihren Filmen genügend Subtilität zu Themen über soziale Ungerechtigkeit hatten und so niemand Moral-Predigten mit erhobenem Zeigefinger schwingen musste. Umso schlimmer, dass ihnen dies bei ihrem neuesten sowie gemeinsamen Werk nicht gelungen ist und sie Szenen und Dialoge erschufen, die den Zuschauern vor allem gegen Ende hin öfters die Augen verdrehen lassen werden.

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William Burke (Colman Domingo) in Candyman, directed by Nia DaCosta

Auch die (typische) kalte und gefühllose Erzählweise DaCostas passt zwar ganz gut zum Candyman, welcher ohnehin nie als der große Slasher angesehen wurde, nimmt ihm auf der anderen Seite aber leider zu viele Spannungs- und Horrorelemente weg. Diejenigen, die auf ein visuelles Blutbad hofften, werden vermutlich enttäuscht sein, denn die Tötungssequenzen wurden sehr zahm und meist außerhalb des Bildschirms inszeniert – Blutspritzer und einige eklige Bodyhorror Bilder lassen sich aber dennoch in diesem FSK 16 Streifen ausmachen.

Der Film von 1992 vermischte den Horror der urbanen Legende mit der harten Realität von Armut, Angst und Misstrauen in der schwarzen Gesellschaft. Es war ein pfiffiger Horrorfilm, der ein gesundes Gleichgewicht zwischen Spannung und Gewalt schaffte, welches das 2021er Werk leider in keiner Weise zustande bringt, dafür aber auf Teufel komm raus noch oberflächlich Feminismus und etwas LGBTQ-Bewegung einfügen musste – und das obwohl auf der anderen Seite per Meta-Ebene ein Schubladen-Denken stattfindet, da so gut wie alle weißen Beteiligten gemein und boshaft dargestellt werden.

Immerhin wurde der Cast mehr als passend gewählt, denn der aus „Watchmen“ bekannte Yahya Abdul-Mateen II und Teyonah Parris („Dear White People“) spielen ausgezeichnet, allerdings könnte vor der Kamera die Chemie der beiden noch etwas mehr harmonieren. Auch das Set-Design, der überragende und feinsinnige Score von Robert Aiki Aubrey Lowe und vor allem die geniale Kameraarbeit von John Guleserian mit einer Vielzahl an untypischen Kamerawinkeln soll hier nicht unerwähnt bleiben.

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Yahya Abdul-Mateen II als Anthony McCoy in Candyman, directed by Nia DaCosta

Vielleicht haben die hohen Erwartungen an den kultigen Vorgänger dazu geführt, dass „Candyman“ (2021) nicht der erhoffte neue Horror-Hit wurde. Anstatt aufrüttelnd zu wirken, wie es ein Film mit Polizeibrutalität, Gentrifizierung, generationsübergreifender Gewalt und die Verarbeitung der Geschichte der Afroamerikaner sein sollte, wird hier viel Potential mit plakativen Nichtigkeiten verschenkt.

In den 91 Minuten Spielzeit wird sicherlich niemand verängstigt die Stopp-Taste des Films drücken. Keiner wird etwas Neues aus dem Film gelernt haben. Er fügt noch nicht einmal einen entscheidenden oder gar frischen gesellschaftlichen Kommentar hinzu. Was bleibt ist eine filmische Fehlzündung einer kleinen aber feinen Gruppe hochtalentierter Personen.

BILD:

Das Bild der blauen Scheibe wird uns im Format 2,39:1 präsentiert und ist für eine aktuelle Produktion sehr gut. Gefilmt wurde mit einer modernen ARRI Alexa Mini und einer ARRI Alexa Lf. Die Farben gelangen warm, gut saturiert und bis auf wenige Ausnahmen natürlich gehalten zum Betrachter. Die Schärfe liegt fast immer über Durchschnittsniveau denn Hautporen, Strukturen der Kleidungen sowie der Ziegelsteinwände im Cabrini Green Viertel lassen sich immer genauestens ausmachen. Selbst in der Tiefe lassen sich im Hintergrund noch Details erkennen. Messerscharfe Konturen gibt es dann bei gut belichteten Szenen wie im Waschsalon zu bestaunen. Auch der Kontrast kann bis auf wenige Ausnahmen überzeugen.

Der Schwarzwert bietet ein ordentliches Schwarz und lässt nur ganz selten in den dunklen Innenräumen Details in Gesichtern absaufen. Insgesamt eine mehr als ordentliche optische Darstellung, die nur knapp an der Höchstwertung vorbeigeschrammt ist.

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Yahya Abdul-Mateen II als Anthony McCoy in Candyman, directed by Nia DaCosta

TON:

  • Deutsch Dolby Atmos
  • Englisch Dolby Atmos

Universal spendiert löblicherweise bereits auf der Blu-ray deutschen und englischen Dolby Atmos Ton (TrueHD 7.1 Kern). Und dieser hat es in sich. Bereits in der ersten Minute lässt sich „The Candy Man“ von Sammy Davis Jr. auf den Heights ausmachen, während auf der regulären Soundebene der Score immer mehr einsetzt. Klasse. Aber auch die Szene in der Anthony im Lift feststeckt bietet feinsten direktionalen Atmos Einsatz, denn wenn wie hier Candymans Metallhaken oberhalb der Hörerposition umherstreift und unten der Lift knarzt zuckt man als Zuschauer schon mal kurz zusammen. Schade, dass dies die Highlights des 3D Tons sind, denn ansonsten bleibt es „oben herum“ recht zurückhaltend.

Dafür kann man über die 2D Soundebene nicht meckern: die Dialoge sind jederzeit klar verständlich und der zurückhaltende, pumpende sowie treibende Score kommt wie einige Schussszenen sehr dynamisch daher – sogar so sehr, dass der Bass (selten aber doch) sogar in der Magengrube noch spürbar ist. Hier hat der Subwoofer zu tun. Auch sonst gibt es immer wieder mal tolle Surround-Effekte zu hören, die präzise und klar zu orten sind und so ein stimmiges, atmosphärisches Gesamtbild abgeben. Da auf der blauen Scheibe leider zu selten der Dolby Atmos Ton mitmischt, schrammt der Ton, wie auch die Bildbewertung, nur sehr knapp an der Höchstwertung vorbei.

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Teyonah Parris als Brianna Cartwright in Candyman, directed by Nia DaCosta

EXTRAS:

  • Alternatives Ende
  • Unveröffentlichte Szenen
  • Sag meinen Namen
  • Body Horror
  • Aus Sicht der Regisseurin: Nia DaCosta
  • Kunst in Candyman
  • Robert Aiki Aubrey Lowes Filmmusik
  • Schattenspiele
  • Candyman: die Bedeutung des Schwarzen Horrors

Man kann die Extras allesamt hintereinander ablaufen lassen, oder sich jeden Punkt einzeln anschauen. Neben kürzeren ca. 6 Minuten andauernden Clips wie der zu empfehlende „Body Horror“, bei dem genauer auf die handgemachten Effekte eingegangen wird oder den obligatorischen, unveröffentlichte Szenen, gibt es neben einem interessanten alternativen Ende auch ein fast halbstündiges Making-Of namens „Candyman: die Bedeutung des Schwarzen Horrors“. Ein simpler Trailer des Films schaffte es aber nicht auf die Disc. Über ein Wendecover ohne FSK 16-Flatschen kann leider keine Auskunft gegeben werden, da der Redaktion lediglich eine lose Presse-Blu-ray zur Verfügung gestellt wurde.

FAZIT:

Nia DaCosta schuf mit „Candyman“ (2021) eine zahme dafür audiovisuell beeindruckende Interpretation des Kultfilms von 1992, der trotz stark aufspielenden Cast leider nur durchschnittlich unterhält. Das Bild und vor allem der gelungene Dolby Atmos Ton der blauen Scheibe aus dem Hause Universal können dagegen überzeugen, auch wenn leider nicht ganz Referenzwerte erzielt werden.

Testgeräte:

TV: LG OLED 55C8PLA
Player: Sony UBP X-700
AV-Receiver: Denon AVR X-1500 H
Center-Lautsprecher: Teufel Ultima UL 40 C Mk3
Front- und Surround-Lautsprecher: Teufel Motiv 6
Atmos-Lautsprecher: Teufel Reflekt (Front Height)

Hier erhältlich:

  • Candyman (2021) (Blu-ray)
  • Candyman (2021) (4K UHD)
  • Candyman (2021) (DVD)

(Alexander Gabler)
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