Die Romane von Michael Connelly wurden schon mehrfach verfilmt. Unter anderem von Clint Eastwood mit dem Titel „Blood Work“. Auch wenn nicht in jedem Roman von ihm der selbe Hauptcharakter ist, so spielen alle doch in derselben Welt und sind mit jeder Menge Crossover miteinander verwoben und verbunden.
Doch in den vielen Büchern, die Connelly bereits geschrieben hat, ragt ein Charakter am meisten heraus: Harry Bosch. Der griesgrämige L.A. Cop spielt in den meisten von Connellys Büchern (in bisher 22 Romanen) die Hauptrolle. Die Harry Bosch Bücher wurden nun auf Amazon in Form einer Serie verfilmt.
Bosch gehört zu den Serien der ersten Stunde auf Amazon und auch wenn die Staffeln für Amazonverhältnisse mit durchschnittlich 47-53 Mio Dollar Budget pro Staffel ein recht moderates Budget haben, hat es Bosch tatsächlich geschafft, die langlebigste aller bisher gezeigten Amazon Prime Serien zu werden. Trotz guter Kritiken wurde die Serie nie mit Preisen überschüttet und wenn man an Amazon Prime denkt, fallen einem stets andere Serien ein, doch während andere Prestige Serien recht schnell abgesetzt wurden, hat Amazon bereits Staffel 6 von „Bosch“ bestellt.
Produziert von Michael Connelly selbst ging die Serie aber nun erstmal in die 5. Runde. Wie üblich werden hier mehrere der Harry Bosch Bücher als Vorlage genommen und dies unabhängig von der Romanreihenfolge.
Story:
Ein Apotheker wurde getötet. Bei den Ermittlungen findet Harry heraus, dass es sich um illegale Beschaffung von Oxicodin dreht. Harry muss alles riskieren um den Fall zu lösen. Während er undercover arbeitet, kann er sich nicht gegen die Staatsanwaltschaft verteidigen, die behauptet, er hätte falsche Beweise bei einem seiner alten Fälle gelegt. Der Fall wird nochmal aufgerollt und falls Bosch dies verlieren sollte, würden all seine bisherigen Fälle in Frage gestellt werden.
Auch die 5. Staffel hält das sehr gute Level der vorherigen. Wie die Staffeln davor, steht auch diese Staffel zum Großteil für sich. Sie spielt 15 Monate nach den Ereignisse von Staffel 4. Der Einstieg ist etwas heftig, da man nicht genau weiß, was Sache ist. Als man dann nach kurzer Zeit eine Rückblende von 2 Wochen gezeigt bekommt, erfährt man was genau passiert ist und wieso Bosch nun in diese brisante Lage gekommen ist.
Die Story wie üblich durchgängig und ruhig erzählt, mit feinster Film Noir Crime Atmosphäre. Action gibt es nicht viel, auch ist Bosch kein Sprücheklopfer. Vom Typ her klar von der alten Schule. Ruhig, grimmig, aber intelligent. Nicht der Typische Cop, den man heutzutage öfter im TV sieht, der sich ständig an Regeln hält und allen erklären muss, was sie falsch machen. Auch Bosch hält sich nicht unbedingt an Regeln, agiert in einer Grauzone und macht das, was getan werden muss, um die Verbrecher hinter Gitter zu bringen. Die 10 Folgen mit zwischen 43 und 49 Minuten Laufzeit sind zu keiner Sekunde langweilig und halten den Zuschauer stets neugierig. Denn wie in den Staffeln davor, tun sich nach und nach immer mehr Abgründe auf und man sich als Zuschauer fragt, wie es ausgehen wird. Und wenn man Fan von Crime Stories der alten Schule ist, geradlinig ohne großen Schnick Schnack, sondern indem es nur um den Fall und die Charaktere geht, für den ist die Serie genau das Richtige.
Die Storylines sind zwei parallel laufende Storylines. Einmal der aktuelle Fall und einmal die Sache mit der Staatsanwaltschaft. Erst gegen Ende treffen sie dann aufeinander. Beide sehr spannend gehalten, bieten sie im Verlauf eine sehr gute Dramatik, mit wirklich guten Wendungen. Beim zeigen der Leichen ist man aber nicht gerade zimperlich und hält die Kamera ganz ordentlich drauf.
Hauptdarsteller Titus Welliver, der bisher in gefühlt nahezu jeder Serie für 1-2 Folgen durchgereicht wurde, hat hier die Rolle seines Lebens gefunden. Er spielt Harry Bosch absolut souverän, intelligent und mit wirklich klasse Ausstrahlung.
Vom Rest des Casts, welcher gut gespielt ist, kann da nur noch Madison Lintz mit Titus Welliver mithalten. Sie spielt in der Serie die Tochter von Harry Bosch. Ihre Ausstrahlung ist herausragend und sie steht ihrem Vater in nichts nach. Auch wenn beide nicht die großen Sprücheklopfer sind, reicht ein Blick aus, um mehr zu sagen als 1000 Worte. Dies sorgt für klasse Momente, auch wenn beide in ihrer eigenen Storyline sind.
Als kleines Highlight erweist sich Ryan Hurst, vielen bekannt aus der Kultserie Sons of Anarchy. Er hat zwar nicht so viel Bildschirmzeit, aber spielt seine kleine Nebenrolle so gut, dass man sich als Zuschauer mehr von ihm wünscht. Einzig die Bösewichter bleiben etwas blass und wirken eher wie 08/15 Standart. Mit einigen Klischees belastet und vom Gefühl her aus anderen Crime Serien abgekupfert. Zumal ein Großteil aus Sicht von Bosch und seinen Kollegen spielt, haben die Bad Guys aber auch keine große Chance sich zu entfalten.
Das Ende hat zwar keinen großen Cliffhanger, sorgt aber für einige offene Fragen. Dadurch wird eine sehr gute Ausgangslage für die nächste Staffel geschaffen.
Fazit:
Insgesamt bietet die Staffel eine sehr gute Film Noir Crime Serie alter Schule. Für klassische Actionfans vielleicht zu ruhig, aber wer eine gute Atmosphäre und gute Detektivarbeit steht, mit einem sehr guten Hauptcharakter, für den ist die 5. Staffel von „Bosch“ genau richtig. Im Schatten vieler wirklich guter Amazon Prime Serien ist die Serie ein toller Geheimtipp.
Amazon bietet die Serie auch in 4K an und sie gehört zu den wenigen Amazonserien, die es auch ins TV geschafft haben. Der Sender TNT strahlt die Serie bei uns aus.
(Pierre Schulte)
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