In Zeiten, wo die meisten Streaming-Serien selten über eine dritte bis vierte Staffel hinauskommen, ist es schon ein Wunder eine Serie zu entdecken, die länger läuft. Einer diese Serien ist „Bosch“, deren Ende mit der siebten Staffel zwar besiegelt ist, nun aber erst mal mit der sechsten Staffel auf Amazon Prime an den Start geht. „Bosch“ gehört zu den Amazon Serien der ersten Stunde und während der Zeit kamen und gingen viele andere große Amazon Serien, einzig Außenseiter „Bosch“ blieb bestehen und ist aktuell die langlebigste Serie von Amazon Prime. Nachdem uns die bisherigen Staffeln von „Bosch“, basierend auf dem Charakter von Bestseller Autor Michael Connelly, begeistert haben, waren wir natürlich sehr gespannt, ob „Bosch“ auch in der sechsten Staffel das Level halten kann oder es vielleicht doch einbricht und haben die sechste Staffel für euch getestet.
Story:
Harry Bosch versucht immer noch herauszufinden, wer die junge Daisy Clayton getötet hat, doch seine Arbeit daran muss er unterbrechen, weil er zu einem neuen Fall gerufen wird. Ein Physiker wird ermordet und radioaktives Material, das eigentlich für medizinische Zwecke gedacht war, wird gestohlen. Während das FBI den Fall schnell abschließt, hinterfragt Bosch die Situation und findet heraus, dass nichts so ist, wie es scheint und schnell löst er eine gefährliche Kettenreaktion aus.
Eindruck:
Season 6 besteht aus zehn Folgen zwischen 42 und 48 Minuten Laufzeit und ist, wie die Staffeln davor, durchgängig erzählt. Vom Stil her hat man das Erfolgsrezept nicht verändert. Wie die Staffeln davor ist auch Staffel 6 sehr ruhig erzählt mit klassischer Crime-Film-Noir-Atmosphäre. Also wer hier auf jede Menge Action hofft, der ist hier falsch. Auch während der 6. Staffeln bleibt die Serie eine klassische Crime Serie alter Schule.
Hauptdarsteller Titus Welliver rockt wieder die Rolle des wortkargen griesgrämigen Detektiv, der sich wie ein Terrier in einen Fall verbeißt und nicht mehr loslässt, bis er den Täter hat. Definitiv die Rolle seines Lebens. Bosch ist kein braver Cop, aber auch kein böser Cop. Er macht weiterhin was getan werden muss und agiert stets in einer Grauzone auch, wenn klar ist, auf welcher Seite er steht. Vor allem, wenn er Verbrecher verhört kommt Bosch extrem cool rüber. Ebenfalls erneut sehr cool Madison Linz, die wieder die Rolle der Tochter spielt. Beide agieren wunderbar intelligent und man spürt die tolle Beziehung der beiden, ohne dass was gesagt werden muss oder es in irgendeiner Form übertrieben ist.
In Sachen Bösewichter hat mich sich hier im Gegensatz zu Season 5 gebessert. Hier gibt es auch mehrere Bösewichte und diese agieren intelligent, manipulativ und arrogant, sodass klasse gezeigt wird, wie das Gesetz zu ihren Gunsten manipuliert wird, was natürlich ein toller Kampf der Giganten mit Bosch ist. Auch wenn die Story durchgängig erzählt ist, gibt es hier direkt mehrere Fälle, in denen Bosch ermittelt und diese Ermittlungen laufen klassisch über Spurensuche und Befragungen und das Lesen von Menschen. Diese Art von Old School Ermittlungen ist natürlich sehr erfrischend in einer Zeit, wo in den meisten Crime Serien die Hälfte aus Action besteht. Bei der 6. Staffel von „Bosch“ gibt es auch Action, aber diese ist wohldosiert und man kann sie fast schon an einer Hand abzählen, und dann ist sie auch recht kurz und schmerzlos. Die Ermittlungen sind wirklich sehr spannend und wendungsreich, man ratet stets mit, wer der Täter ist und wenn man es dann endlich weiß, fiebert man mit Bosch mit, wie er alles dransetzt, um die Person zu fassen.
Optisch bleibt die Serie auf höchstem Niveau, auch wenn das Budget mit seinen ca. 50 Mio. für heutige Streaming Verhältnisse schon vergleichsweise harmlos ist. Die Kamera fängt Los Angeles als Kulisse wirklich klasse ein und nutzt hier nahezu alle Fassetten der Stadt aus. Das Ende der Staffel ist in sich abgeschlossen ohne Cliffhanger und ist sehr rund geraten, einzig mit einer kleinen offenen Frage, die aber kaum der Rede wert ist.
Was man bei all der Klasse der Serie ankreiden kann ist die Tatsache, dass die ruhige Erzählweise nicht jedermanns Sache ist und es tatsächlich passieren kann, dass es zu ein paar Längen kommt. Vielleicht wären hier 8–9 Folgen dann besser gewesen anstatt 10.
Fazit:
Auch in der 6. Staffel hält „Bosch“ das hohe Level. Die ruhige Art ist vielleicht nicht jedermann Sache aber in unserer Schnelllebigen Welt ist diese klassische Old School Film Noir Serie wirklich erfrischend, zumal der gesamte Cast wirklich hervorragend spielt und die Fälle inkl. Polizeiarbeit sehr spannend rüberkommen. Es mag zwar viele große Namen im Amazon Prime Portfolio geben, doch Bosch beweist weiterhin, dass er seinen Status als toller Geheimtipp mehr als gerecht wird.
Amazon bietet die Serie auch in 4k an und hat es tatsächlich auch ins TV geschafft. Bosch läuft nämlich auch auf TNT.
(Pierre Schulte)
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