Am 24. September 2020 erschein der Film „Bon Voyage: Ein Franzose in Korea“ auf DVD und hier gibt es das Review:
Das Treffen unterschiedlicher Kulturen ist immer wieder ein gern gesehenes Thema im Film und Fernsehen. Oft trifft hier der Westen auf den Osten, bei Letzteren meist auf China oder Japan. Titel wie die „Rush Hour Reihe“ oder „Wasabi“ haben gezeigt, dass dies wunderbar funktionieren und gleichzeitig erfolgreich kann. Knapp sechs Jahre, nachdem der französische Regisseur Éric Lartigau mit dem Film „Verstehen Sie die Béllers“ einen riesen Hit landete, nahm er sich dem Thema „Treffen unterschiedlicher Kulturen“ in seinem Film „#JeSuisLà“ an. In den Kinos war dieser nicht annähernd so erfolgreich wie „Verstehen Sie die Béllers“, vielleicht auch ein bisschen Corona bedingt, da Corona den weltweiten Release zunichtemachte. Aber Erfolg an den Kinokassen sagt nichts über die Qualität eines Films aus. Nun erscheint „#JeSuisLà“ bei uns unter dem Titel „Bon Voyage: Ein Franzose in Korea“ auf DVD und wir haben den Film für euch getestet, sodass wir euch sagen können, ob der Film zurecht an den Kinokassen unterging oder sich hier eine kleine Perle verbirgt.
Story:
Nach seiner Scheidung ist Koch Stéphane mit dem Leben frustriert, das wirkt sich auch auf sein Restaurant aus. Online wird das Restaurant nämlich alles andere als gut bewertet, sondern total depressiv. Neue Begeisterung bekommt er, als er über Instagram die koreanische Künstlerin Soo kennenlernt, nach wenigen Tagen texten reist er kurzentschlossen nach Korea, um Zeit mit ihr zu verbringen, jedoch holt sie ihn nicht wie geplant am Flughafen ab. Immer noch in der Erwartung, dass Soo ihn irgendwann abholt, wartet er am Flughafen und beginnt, diesen zu erforschen und seine Erlebnisse über Fotos auf Instagram festzuhalten. Tage vergehen und während er anfängt, sich wieder an den Kleinigkeiten des Lebens zu erfreuen, ahnt er nicht, dass er mehr und mehr zum Instagram Star wird.
Eindruck:
Dieser Film ist ein sehr ruhiger Dramedy Film, wobei der Comedy Anteil sehr dezent und zurückhaltend ist, sprich der Dramapart ist im Vordergrund. Trotz sehr ruhiger Erzählweise ist der Film aber während seiner 93 Minuten Laufzeit zu keiner Sekunde langweilig. Die Story selbst ist komplett aus der Sicht von Stéphane erzählt, der hier wirklich wunderbar von Alain Chabat gespielt wird. Sein Charakter wird ruhig eingeführt und man spürt seine Unzufriedenheit mit seiner Situation, ohne dass er unsympathisch wirkt. Dabei ist es wirklich schön zu sehen, wie er die Welt des Instagrams für sich entdeckt und es langsam mehr und mehr nutzt. Hier fühlt man sich direkt an die eigenen Eltern erinnert, die etwas unbeholfen ins Social Media einsteigen, nur, damit diese dann total in den Bann gezogen zu werden. Seine Online-Begegnung mit Soo wirkt sehr authentisch und man sieht regelrecht, wie Stéphane, wenn er mit ihr schreibt, so langsam wieder das Glitzern in den Augen bekommt. Soo, gespielt von Koreas Megastar Doona Bae, hat hier zwar nur eine kleine Rolle, aber auch hier wirkt sie authentisch, mysteriös und gleichzeitig auf eine gewisse Art liebreizend. Es dauert auch nicht lange, dann stürzt sich Stéphane Hals über Kopf ins Abenteuer Korea. Hier muss man sagen, dass man wirklich eine tolle melancholische Atmosphäre geschaffen hat, so, wie er unbeholfen wartet und teilweise auch mit einer gewissen Verzweiflung versucht, Kontakt zu Soo aufzunehmen und ihr immer wieder zeigt, dass er immer noch auf sie wartet, diese gesamte Situation sorgt dafür, dass man von Stéphane einfach nur gerührt ist und man sich auch als Zuschauer fragt, ob etwas mit Soo passiert ist. Auch hier schafft „Bon Voyage: Ein Franzose in Korea“ eine schöne kleine Mystery Atmosphäre, ohne jetzt aber direkt mit dem Zaunpfahl zu winken.
Toll ist es dann auch, wie Stéphane nicht nur das kulturell total andere Korea für sich entdeckt, sondern auch nach und nach den Flughafen erforscht. Seien wir mal ehrlich, hat einer mal die Flughäfen genau beobachtet, was sich da für eine komplett eigene Welt dahinter verbringt? Hier werden viele wunderbare Details aufgezeigt, auf die man bisher selbst kaum geachtet hat und neben der melancholischen Atmosphäre sorgt Stéphane mit seiner recht angstfreien offenen Art dafür, dass man gleichzeitig eine gewisse Feel Good Atmosphäre kriegt, was definitiv ein gewisses Grinsen ins Gesicht zaubert. Als Zuschauer wird man hier wunderbar mit hineingezogen, erlebt jede Menge unterschiedliche Fassetten des Flughafens und findet gleichzeitig mit Stéphane jede Menge neue Freunde.
Der Großteil des Films spielt an diesem Flughafen und schaffte so eine wirklich tolle Atmosphäre. Die während des Films entstehenden Instagram Posts und Nachrichten an Soo sind wirklich klasse, zumal man auch sieht, wie Stéphane, auch wenn er verzweifelt auf Soo am Flughafen wartet, durch die komplett neue Welt auch wieder Spaß an allem was er entdeckt hat, aber auch die Welt um ihn herum sich mit ihm verändert und er sozusagen auch vorbereitet ist, sodass er über seinen Schatten springen kann, um den Flughafen zu verlassen und weiter nach Soo zu suchen.
Der Part in Seoul ist dann vergleichsweise kurz, dafür aber mit tollen Aufnahmen der Stadt und man darf nicht vergessen, den tollen Aufnahmen der Kirschblüten. Man sieht hier gleichzeitig wie Stéphane sich durch seinen Aufenthalt im Flughafen weiterentwickelt hat. Beim Ende muss man klar sagen, man bekommt hier kein typisches Hollywood Ende, aber jetzt auch keinen Schlag in den Magen. Das Ende ist authentisch und realistisch gehalten, sodass man als Zuschauer das Gefühl bekommt, dass man hier eine wirklich hochinteressante Reise miterlebt hat.
Bild:
Beim Bild merkt man, dass man „nur“ eine DVD guckt. Farblich ist es okay. Es gibt keine Pixelbildung und kein Rauschen und alles läuft flüssig, aber die Schärfe ist weit weg von Referenzniveau, sondern bewegt sich eher im mittelmäßigen soliden Bereich.
Ton:
Der deutsche und der französische Ton liegen in Dolby Digital 5.1 vor. Beide Tonspuren besitzen eine gute Kraft, wobei der französische Ton ein Ticken lauter abgemischt ist, wodurch auch minimal mehr Detail im Raumklang zu hören ist. Es gibt kein Rauschen und kein Knistern. Beide Tonspuren sind vom Klang her sehr sauber. Die deutsche Synchro ist stimmlich ganz ordentlich, die Klangfarbe ist ähnlich den Originalsprechern und auch wenn die Art zu sprechen sich vom O-Ton schon etwas unterscheidet, passt es aber ganz gut, wobei die Koreaner auch im deutschen Ton Koreanisch sprechen. Aber für Originalton Fans gibt es ein riesen Nachteil. Es gibt keine deutschen Untertitel. Wenn im Film Englisch oder Koreanisch gesprochen wird, dann werden Untertitel automatisch eingeblendet. Sobald aber Französisch gesprochen wird, gibt es keine Untertitel und sind auch nicht anwählbar. Somit ist nur der deutsche Ton zu gebrauchen, vorausgesetzt, man spricht nicht fließend Französisch.
Extras:
- Trailer
Als Bonusmaterial gibt es leider nicht viel, nur Trailer, dabei wären sicherlich ein paar Features hier interessant gewesen.
Fazit:
Ein sehr ruhiger melancholischer aber gleichzeitig faszinierender Film über die Reise eines Mannes, um Korea zu entdecken aber auch sich selbst. Alain Chabat trägt hier nicht nur alleine den ganzen Film, er spielt seine Rolle wirklich wunderbar, mit viel Gefühl und sehr authentisch, sodass man sich toll in ihn hineinversetzen kann. Dadurch, dass es auch nicht ein typisches Hollywood Ende hat, macht es diesen Film zu einem erfrischend anderen Erlebnis, welches unglaublich faszinierend und rührend zugleich ist.
(Pierre Schulte)
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