Story:
Die vierte Season des hoch gelobten Dramas geht spannend weiter. Der Tod seines Bruders löst bei Jimmy die Transformation zu „Saul Goodman“ aus. Er bringt seine Zukunft in Gefahr, nachdem er sich in die Welt des Verbrechens begibt. Dadurch ist auch seine Beziehung zu Kim Wexler in Gefahr. Aber auch die Arbeit von Mike Ehrmantrauts für Gustavo Fring löst eine Katastrophe aus, denn das Kartell wird dadurch ins Choas gestürtzt und das Ganze nimmt einen tragischen Ausgang.
Eindruck:
Ich erinnere mich noch mit Freude an „Breaking Bad“ von Vince Gilligan. Eine Fernsehserie, die auch dank der ungewöhnlichen Inszenierung einen sofort in ihren Bann zog. Eine ausgefeilte Story, beeindruckende Darsteller und vieles mehr bot dieses Drama. Auch die Figur Saul Goodman war eines der vielen Highlights der Serie.
Als ich erfuhr, dass „Breaking Bad“ einen Ableger bekommt, der sich um Saul Goodman dreht, war ich erfreut und etwas skeptisch zugleich.
Kann man dem bekannten Charakter, dessen Ausgang man kennt, noch ein spannendes Gerüst bieten? Mit einem Ableger, der ein schweres Erbe Antritt, auch weil die Entwicklung von James McGill zu Saul Goodman der von Walter White ähnelt. Kurz gesagt, ja man kann, denn schon die erste Staffel von „Better Call Saul“, ebenfalls von Vince Gilligan, zeigt es bemerkenswert und das imponierte mir. Auch weil sie ihren eigenen Stil besitzt und kein Copy & Paste der „Breaking Bad“ Inszenierung wurde.
Man sagt, Fernsehserien seien heutzutage die besseren Kinofilme. Das stimmt durchaus, denn man besitzt mehr Raum, die Charaktere zu entfalten. Dafür vermissen vielleicht einige etwas Tempo und Dynamik bei Fernsehserien, doch „Better Call Saul“ gelingt der Mix bestens.
Ebenso wie „Breaking Bad“ kommt „Better Call Saul“ sehr innovativ daher, ein tolles Setting, eine überragende Bildkomposition, einem Score, der nicht passender sein könnte und dazu Songs, die man nicht ständig hört. Welche sich zudem so in die Szene einbetten, dass man sich gar keinen anderen Song dafür vorstellen kann.
Dazu die eindrucksvolle Kameraführung, die dem Drama zusätzlich Tiefe gibt, in der Kombination mit den überwältigend agierenden Darstellern und den geschliffenen Dialogen entsteht hier einfach ganz großes Kino.
Das liegt natürlich ebenso an der außergewöhnlichen Darstellung von Bob Odenkirk, der Jimmy / Saul hier Leben einhaucht, sein verschmitztes Lächeln, seine Mimik, überhaupt seine ganze Performance ist ein Genuss. Hier liefert er eine so facettenreiche Darstellung gepaart mit subtilem Humor ab, die man schon in „Breaking Bad“ liebte, jetzt eben in größerer Dosis bekommt und ohne, dass es sich abnutzt.
Aber auch die Darsteller / Figuren um ihn herum sind klasse gewählt und agieren auf hohem Niveau. Weil jeder seinen Handlungsstrang mit Leben füllt, nicht einfach nur Sidekick für Jimmy ist, sondern dank der ausgeklügelten Story einfach wichtig ist oder es wird. Ob nun Michael Ehrmantraut, Kimberley Wexler, Nacho Varga, Gus Fring oder Hector Salamanca, um nur ein paar zu nennen, alle haben einen spannenden Nebenstrang. Und mit jeder Staffel verdichtet sich die Story zunehmend, das ist große Kunst und fesselt den Zuschauer am Bildschirm.
Das Drama „Better Call Saul“ ist ähnlich ruhig angelegt wie „Breaking Bad“, einige Szenen wirken im ersten Moment vielleicht etwas belanglos, doch jede noch so unbedeutende Einstellung oder Moment, hat später irgendwie eine Auswirkung oder Daseinsberechtigung.
Man wird dadurch als Zuschauer natürlich auch etwas gefordert, allerdings mit einigen Überraschungen sowie Wendungen belohnt, die man so nicht erwartet hätte.
Neben der gemächlich wirkenden Inszenierung gibt es immer wieder ein paar dramatische Ausreißer, die nicht nur intensiv wirken, sondern es sind. Hier ist die Action kein Schauwert, sondern eine Notwendigkeit aus der Story heraus. Diese sind zudem so originell eingefangen und überraschen durch ihre überwiegende Unvorhersehbarkeit.
Die Bildersprache von „Better Call Saul“ ist, wie erwähnt, schon ein Highlight, sie erzeugt eine Atmosphäre, die ihresgleichen sucht. Belanglose Sachen, wie Zähne putzen, Karten schreiben, werden einfach bedeutender dadurch.
Nun zu der 4. Staffel möchte ich von der Story her nichts groß verraten, das würde dem Zuschauer den Spaß rauben. Natürlich entwickeln sich die Figuren konsequent weiter, bleiben aber auch stets undurchsichtig und erleben unvorhersehbare Momente. Teilweise ist nichts, wie es scheint, unbedeutende Figuren überraschen plötzlich, hier gibt es einfach kein erkennbares Muster. Nur soviel, unter anderem bekommen die Figuren Michael Ehrmantraut, Gus Frings und Hector Salamanca mehr Gewicht. Das deutete sich ja schon im Finale der 3. Staffel an. Aber auch Jimmys Verlust, die Wartezeit auf seine Anwaltslizenz und die Transformation zu Saul sind ein Thema. Damit wird einem nun auch bewusst, dass man sich der Zeitlinie von „Breaking Bad“ nähert. Die 4. Staffel wirkt zudem auch vielschichtiger und düsterer als die letzte.
Ein kleiner Fan Service für deutsche Zuschauer sind ebensolche Darsteller, die teils mit einem BVB-Trikot oder das der Nationalmannschaft gezeigt werden. Schön, dass hier das Klischee mit der bayrischen Lederhose nicht verwendet wurde. Daneben haben die deutschen Darsteller natürlich auch inhaltlich eine Bedeutung, was sonst.
Fazit:
Natürlich ist es kein Nachteil, wenn man „Breaking Bad“ nicht kennt, die Serie funktioniert selbstverständlich eigenständig. Andersrum schadet es durchaus nicht, wenn man sie kennt. Jimmy, der wie ein Anwalt für Loser daherkommt, sich auch mal unlauteren Methoden bedient und dabei doch irgendwie liebenswürdig bleibt. Einer der jedem Schicksalsschlag trotzt und aus jeder Situation das Beste rausholt. Das Ganze serviert mit so köstlichen wie treffenden Dialogen, die einen erstaunen sowie schmunzeln lassen. Dazu perfekt eingerahmt mit Charakteren, die alle ihre Attribute eindrucksvoll darstellen und uns so ein echtes Highlight in der großen Seriewelt bescheren.
Mit jeder Folge kulminiert die Serie ihrem Finale entgegen, dazu ein Cliffhanger, der das Warten auf die nächste Staffel schier unerträglich macht. Ich kann daher nicht nur „Breaking Bad“ Fans die Serie ans Herz legen, ebenso Freunden von Dramen im Serienformat, hier in der etwas anderen Art. Denn sie macht langsam aber sicher süchtig und das ohne Nebenwirkungen. Die hier investierte Lebenszeit ist bestens genutzt, daher tauscht diese Worte nun gegen bewegte Bilder ein und besorgt euch „Better Call Saul“.
Bild:
Ein tolles Bild in 16:9 Widescreen (1.78:1) wird hier auf die Leinwand gezaubert. Dadurch bekommt die gelungene Bildkomposition noch mehr Wucht, eben ganz großes Kino. Farblich sehr stimmig, teils warm gefiltert, wirkt das gezeigte aber nie unnatürlich. Dazu eine sehr gute Schärfe, vereint mit tollen Schwarzwert und Kontrast. Somit steht das ganze optisch kaum hinter aktuellen Kinoproduktionen, welches die Anschaffung der Blu-ray definitiv rechtfertigen. Mir ist während des Schauens der Staffel nichts Negatives aufgefallen, was ich hier aufführen könnte.
Ton:
In Dolby Digital 5.1 beschert uns die Tonspur eine gelungene Bühne, der Score und die Songs verteilen sich gut im Raum. Auch wenn der Score mal eher leise oder in den Hintergrund rückt, so bleibt er stets präsent. Dazu werden die Nebengeräusche passend auf alle Speaker verteilt, der Sub schaltet sich eher selten zu, das habe ich aber auch nicht anders erwartet. Die Abmischung klingt dynamisch, auch wenn es hier überwiegend dialoglastig zu Werke geht. Somit nichts zu beanstanden, denn dem Genre entsprechend wird man hier fast verwöhnt.
Extras:
- Entfallene Szenen
- Vorausblende, Rückblende
- Der Bau des Superlabs Storyboard-Vergleiche und Kameraproben mit Einleitung von Peter Gould
- Gag Reel Slippin“ Kimmy
- Kommentare von Besetzung und Crew zu jeder Episode
- Trainingsvideos der Madrigal Security
- Kurzfilm: No Picnic
Leider gab es zu Testzwecken nur ein drei Disc Pressemuster, ob die im Handel erhältliche Staffel ein Wendecover besitzt, kann ich daher an dieser Stelle nicht sagen.
Testequipment:
JVC DLA-X35
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
(Hartmut Haake)
© Bild: Sony Pictures Entertainment – Alle Rechte vorbehalten!