Ende Februar 2022 kam der Film „Benedetta“ auf Blu-ray, DVD, Digital und in zwei Mediabook Varianten in den Handel und wir haben das Review dazu:
Story
Italien im 17. Jahrhundert, die neunjährige Benedetta Carlini wird von ihren Eltern in ein toskanisches Kloster gebracht. Benedetta scheint etwas Besonderes zu sein, ihre Visionen und Botschaften sorgen für Aufmerksamkeit in der Kirchengemeinde. Jedoch die Klostervorsteherin ist misstrauisch und behält Benedetta im Auge. Die junge Bartolomea entkommt ihren gewalttätigen Vater und findet Zuflucht im Kloster. Benedetta, mittlerweile eine junge Frau, ist fasziniert von Bartolomea, die weltlicher aufgewachsen und keiner christlichen Berufung gefolgt ist. Benedetta ist hin- und hergerissen zwischen ihrem Glauben und der aufkeimenden Begierde zu der aufmüpfigen Bartolomea. In einer Nacht, in der Benedetta eine Vision hat, erwacht sie plötzlich mit Stigmata. Ihre Mitschwestern sind skeptisch und beginnen Abstand von ihr zu nehmen. Als dann ihre Liebelei mit Bartolomea entdeckt wird, kommen Zweifel auf, am Wahrheitsgehalt ihrer christlichen Visionen.
Eindruck
Wenn der Regisseur Paul Verhoeven einen Film dreht, ist dieser meist provokant und viel diskutiert. Ob „Türkische Früchte“, „RoboCop“, „Basic Instinct“ oder auch „Starship Troopers“. Sei es die Gewalt, oder teils übertriebene Freizügigkeit in seinen Filmen, immer wurden seine Werke kritisch beäugt und lösten selbst Proteste aus. Nun, mit „Benedetta“ eckt er abermals an, hier verfilmte er die Biografie „Schändliche Leidenschaften: das Leben einer lesbischen Nonne“ von Judith Cora Brown. Ein nicht einfaches Thema, welches die Fleischeslust innerhalb der Klostermauern bringt.
Paul Verhoeven legt den Fokus auf Benedetta, ihrer Wunder und Visionen. Die Beziehung zu Bartolomea in dem Film mag für viele geschmacklos inszeniert sein, ist aber nur eine Facette des Filmes. Es geht um die Macht der Kirche, genauso wie um das Menschliche im Inneren des Klosters. Sind körperliche Beziehungen schlecht für die Seele, oder Gift für den göttlichen Glauben. Die Inszenierung ist vielfältiger wie manche vermuten werden, die Machtstrukturen der Kirche und die manipulative Wirkung der Religion bindet der Regisseur gekonnt ein. Die Ausstattung und Kulissen sind authentisch und versetzen den Zuschauer bestens in die damalige Zeit. Vieles spielt sich innerhalb der düsteren Klostermauern ab, mit spärlicher Beleuchtung und ruhig eingefangen Bildern, entsteht eine passende Atmosphäre.
Fazit
Die Einführung in die Story ist etwas holprig, denn weder die Figuren noch ihre Dialoge verhelfen dem Zuschauer einen leichten Zugang zu finden. Das mag auch an der eigenwilligen Inszenierung liegen, die knapp am B-Movie vorbeischrammt. So besitzen manche Szene eine satirische Wirkung, die nicht so recht in die kirchliche Institution passen und dazu ihr einen gesellschaftskritischen Spiegel vorhalten. Hat man sich mit der Zeit mit dem unkonventionellen Erzählstil arrangiert, entwickelt der Film durchaus seinen Reiz. Paul Verhoeven hätte die Geschichte reißerischer erzählen können, die Dialoge geschliffener aufbauen und den Film dadurch packender gestalten können. Doch die spezielle Herangehensweise passt recht gut zu der damaligen Zeit, wie auch zu der Thematik. Auch wenn die Erzählstruktur selten einen Faden durch die Geschichte zieht, einiges wirkt zu Episodenhaft. Hier muss der Zuschauer geduldig bleiben, denn nach rund zweidrittel des Filmes, wird er erlöst. Die zuvor gesehenen Bruchstücke, fließen recht spannend in das bevorstehende Finale ein. Zudem steht die Pest vor den Toren und sorgt zum Ende hin für zusätzliche Brisanz in „Benedetta“.
„Benedetta“ ist irgendwie kein typischer Verhoeven, aber irgendwie dann doch. Die Inszenierung ist unspektakulärer als man es vermutet, auch wenn es ein paar skandalöse Szenen gibt. Kein Film für jedermann, jedoch keineswegs ein uninteressanter Film, definitiv einer, der wieder für Gesprächsstoff sorgt.
Bild
Das Bild der Blu-ray ist recht ordentlich ausgefallen. Die Schärfe kann weitestgehend überzeugen und auch die Farbgebung weiß zu gefallen. Ob mal wärmer oder kühler gefiltert, erscheinen die Gesichter der Akteure recht authentisch. Der Schwarzwert ist solide, hat sehr gute Momente und auch ein paar Schwächen. In dunklen Szenen mangelt es hier und da an Durchzeichnung, welches auch der teils spärlichen Ausleuchtung geschuldet ist. Der Kontrast ist ausgewogen, insgesamt vermittelt das Bild aber eine passende Atmosphäre.
Ton
Die DTS-HD MA 5.1 Spur muss sich der dialoglastigen Inszenierung unterordnen. Selbstverständlich werden die Dialoge stets klar und akkurat abgebildet, die Abmischung gerät daher recht frontlastig. Der Sub oder die Rearspeaker werden sehr dosiert eingesetzt. Hier und da gibt es ein paar dynamischere Szenen, welche dann die restlichen Lautsprecher mit ins Geschehen einbinden. Ansonsten sorgt überwiegend der Score für ein räumliches Gefühl, aber auch hier, es passt gut zum Gezeigten.
Extras
- Der Weg ins Kloster
- Interview mit Paul Verhoeven
- Kinotrailer
- Filmtipps
Testequipment
JVC DLA-X35
SONY KD-77AG9
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
Hier erhältlich:
- Benedetta (Blu-ray)
- Benedetta (4K UHD + Blu-ray) Collectors Edition im Mediabook Cover A
- Benedetta (4K UHD + Blu-ray) Collectors Edition im Mediabook Cover B
- Benedetta (DVD)
- Benedetta (Digital)
(Hartmut Haake)
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