Mary Nortons „Die Borger“ wurde schon sehr oft in Form von Filmen und Serien verfilmt. Die wohl bei uns bekannteste Verfilmung ist „Ein Fall für die Borger“ mit John Goodmann. Wir springen nun vom Jahr 2002, wo wir noch über „Das Königreich der Katzen“ gesprochen haben, ins Jahr 2010. Keine Sorge „Das wandelnde Schloss“ und „Ponyo“ lassen wir nicht aus, das besprechen wir während er dritten Releasewelle auf Netflix.
Im Jahr 2010 hat das Studio Ghibli sich auch von „Die Borger“ inspirieren lassen und daraus den Film „Arrietty – Die wundersame Welt der Borger“ geschaffen. Und erneut konnte der Film wieder alle Kritiker überzeugen und war ein weltweiter kommerzieller Hit. 2010 war es auch der erfolgreichste japanische Film. Auch wir von Filme.de stellen und natürlich die Frage, ob der Film diesen unglaublichen Hype gerecht wurde. Entsprechend haben wir den Film getestet, sodass wir selbstverständlich davon berichten können.
Story:
Die kleine Arrietty lebt mit ihren Eltern versteckt unter dem Boden eines Hauses. Sie sind nur wenige Zentimeter groß. Sie sind Borger. Alles was sie brauchen, „borgen“ sie von den Menschen im Haus. Dabei versuchen sie stets unentdeckt zu bleiben. Die Sache wird aber kompliziert, als der kranke Junge Sho ins Haus einzieht und die kleine Arrietty entdeckt. Schnell herrscht in der Familie der Borger Panik, dass sie nun ausziehen müssen, schließlich ist die Gefahr durch die Menschen nun doch zu groß. Aber Arrietty, von der Neugier gepackt, fängt vorsichtig den Kontakt mit Sho an. Bald entwickelt sich zwischen den beiden eine Freundschaft.
Eindruck:
Ähnlich wie „Chihiro’s Reise ins Zauberland“ ist auch „Arrietty – Die wundersame Welt der Borger“ ein Meisterwerk was seines Gleichen sucht. Schon von der ersten Sekunde an kann man nicht anders als fasziniert in diese unglaubliche Welt der Borger eintauchen. Dabei erzählen die Studio Ghibli den Film mit unglaublich viel Detail und Liebe.
Alleine das recht simple durchs Haus schleichen wird hier regelrecht zelebriert und zu einem Fest für die Augen, dabei werden Hilfsmittel benutzt, auf die ein normaler Mensch nie kommen würde und naja, auch aufgrund der Körpergröße natürlich nie funktionieren würde. Aber die Faszination bleibt stets auf hohem Niveau und als Zuschauer spürt man selbst den Drang, die Welt der Borger mehr und mehr zu entdecken und zu erforschen. Entsprechend vergisst man alles um sich herum. Dazu ist das Ganze noch unterlegt mit einem sensationellen Score, der binnen Sekunden zum Ohrwurm wird und absolut passend zu jeder Szene im Film ist und für regelrecht Gänsehaut sorgt.
Die kleine Arrietty und der Junge Sho geben zwei herausragende Hauptcharaktere aus unterschiedlichen Welten ab. Arrietty wunderbar neugierig und abenteuerlustig und Sho sensationell melancholisch. Man spürt perfekt, wie sich zwischen den beiden schnelle eine Freundschaft entwickelt.
Im letzten Drittel nimmt die Story auch gewaltig an Fahrt auf, als durch die Haushälterin eine neue „Gefahr“ entsteht. Die Spannung, die sich dann aufgebaut, ist wirklich klasse, sodass man sehr gut mitfiebert und das Schleichen durch das Haus auf ein ganz neues Level gehoben wird und man kaum noch wagt zu atmen.
Was dem Zuschauer aber aufstoßen kann ist das Ende des Films. Es ist zwar sehr konsequent gehalten, aber gleichzeitig auch mit vielen offenen Fragen, die nicht beantwortet werden und man vieles der Fantasie des Zuschauers überlässt. Man kann zwar damit leben, aber der Film und die Charaktere waren bis zu dem Zeitpunkt so genial, dass man schon wissen möchte, wie es mit Sho und mit Arrietty weiter ergangen ist und ob sich alles zum Positiven entwickelt hat. Da es hier aber auch keine Fortsetzung gibt, bleiben die Fragen natürlich unbeantwortet.
Fazit:
Der Film ist an sich ein absolutes Meisterwerk. Tolle Charaktere, ein sensationeller Score und eine liebevoll gestaltete Welt, in der man sofort eintaucht und jedes Detail erfassen will. Das Zusammenspiel zwischen den Charakteren ist perfekt und dazu ist die Story sehr gefühlvoll erzählt, dass man alles um sich herum vergisst. Leider zieht das offene Ende den Film schon einen Hauch runter, weil man als Zuschauer einfach noch mehr wollte. Also falls die Studio Ghibli zufällig bei uns mitlesen sollte, bitte macht eine Fortsetzung.
(Pierre Schulte)
©Bilder Ghibli Studio/Netflix – Alle Rechte vorbehalten!
Eine Fortsetzung wäre schön, ich kenn leider bislang auch nur die Filme (obwohl es auch Serien gibt). Dabei wurde ja nicht nur ein Borger-Buch geschrieben, sondern mehrere, was natürlich gerade für eine Fortsetzung reihe perfekt ist.