Alkohol – Der globale Rausch – Vorab Streaming Review | Tiberius Film | 04.03.2020

Dokumentarfilmer Richard Pichler wurde für seine Dokumentationen schon mit mehreren Preisen ausgestattet. Den meisten könnte sein Werk von 2017 bekannt sein – „Das System Milch“, welches erfolgreich im Kino lief und auf erschreckende Art und Weise den Leuten vor Augen führte, wie groß und unbarmherzig die Milchindustrie geworden ist. 2019 kam ein weiterer Film von ihm in die Kinos „Alkohol – Der globale Rausch“. Tiberius hat sich für Deutschland die Rechte gesichert. Am 02.04.2020 erscheint der Film bei uns auf DVD. Wir durften die Dokumentation vorab sichten und können euch sagen, ob Richard Pichler erneut seinem Ruf mehr als gerecht wurde.

Worum geht’s?

Alkohol ist allgegenwärtig. Das legale Rauschmittel ist Kulturgut und wird bei vielen Gelegenheiten zu sich genommen, doch wenige wollen wahrhaben, dass Alkohol eine Droge ist, der Konsum verursacht Schäden am menschlichen Körper und fordert jährlich jede Menge Tote. Doch all das wird ignoriert, schließlich lieben Milliarden von Menschen alkoholische Getränke und der Alkoholmarkt ist ein Milliardengeschäft.

Eindruck:

Diese Dokumentation ist eine sehr ausführliche Doku aber stellenweise auch eine sehr einseitige Doku. Pilchler zeigt hier viele Perspektiven, er lässt Wissenschaftler über die Wirkung des Alkohols auf den menschlichen Körper sprechen, dazu kommt Carlsberg als Bierindustrie zu Wort, was den wirtschaftlichen Faktor angeht, genauso wie Weinhändler. Auch Kneipenbesitzer kommen zu Wort, um über ihre Kundschaft zu sprechen. Dazu sprechen ehemalige Alkoholiker, wie Alkohol auf sie gewirkt hat und auch Jugendliche kommen zu Wort, wie sie in jungen Jahren schon zum Alkohol kamen. Dazu auch, wie Werbung den Alkoholkonsum beeinflusst.

Auch kulturelle Ereignisse wie Fußball und Oktoberfest werden erwähnt, um so den exzessiven Alkoholkonsum aufzuzeigen und wie das Sozialverhalten den Alkoholkonsum beeinflusst.

Aber nicht nur die westliche Welt wird gezeigt, sondern auch dritte Welt. All das absolut ungeschönt und stellenweise sehr heftig, was einen als Alkoholtrinker schon zum Nachdenken anregt. Dabei sind die Statistiken, wie hoch der Alkoholkonsum ist, noch der kleinste Schocker.Pilcher zeigt hier deutlich die unschöne Seite des Alkohols, klar, er zeigt die Leute, wie gelassen sie feiern, aber gleichzeitig auch wie sie durch Alkohol prollig und laut werden und wie Teenager schon in jungen Jahren dem Alkohol verfallen und auch regelmäßig abstürzen. Lässt aber auch Leute sprechen, die erklären wie es zum Absturz kommt, nicht nur, was die betroffenen Leute angeht, sondern auch wissenschaftlich, wobei man hier klar merkt, dass der Wissenschaftler, der hier zu Wort kommt, sehr negativ zum Thema Alkohol eingestellt ist.

Sehr interessant ist dann, wie sich die Industrie versucht herauszureden, was sie alles tun, um zu zeigen, dass Alkohol nicht gut ist, aber gleichzeitig auf anderer Sicht die Politik beeinflusst, um bloß keine Umsatzeinbußen zu haben. Teilweise zeigt er Beweise durch Schriftverkehr, aber manchmal zeigt Pilcher hier keine Beweise, da muss man den Leuten einfach glauben, dass Brauereien alle zwei Wochen Partys für Politiker sponsern, um diese bei Laune zu halten.

Auch sehr interessant, was sie alles machen, um möglichst cool zu wirken, vor allem, wie sie durch Werbung den Kunden beeinflussen. Sehr schockierend ist, wie dann in Sachen Mitarbeiter und Werbung diese bereit sind, „über Leichen“ zu gehen und entsprechend absolut rücksichtslos handeln und teilweise junge Frauen von der Bierindustrie angeheuert werden, um sich mehr oder weniger wortwörtlich zu prostituieren. Als Zuschauer habe ich nie so richtig über die Werbung nachgedacht und musste auch überlegen, ob mich selbst Alkoholwerbung in irgendeiner Form beeinflusst hat.

Hier ist es sehr interessant, dass vor allem kleine Händler und Kneipenbesitzer sich deutlich den Schäden, die sie anrichten, bewusst sind und ebenfalls bewusst, wenn auch schulterzuckend, ignorieren. Frei nach dem Motto: Der Kunde kann ja jederzeit aufhören zu trinken. Nicht mein Problem. Immerhin, damit nicht alles runterzieht zeigt Pilcher auch was Positives, nämlich wie Island dafür sorgte, dass der Alkoholkonsum der Bewohner merklich gesenkt wurde und auch, wie sich die Einstellung der Bevölkerung änderte, somit zieht diese Dokumentation einen nicht komplett runter.

Fazit:

In dieser Dokumentation werden ohne Rücksicht auf Verluste gezeigt, wie negativ der Alkohol ist, aber auch, dass das Geschäft rund ums Thema Alkohol nicht nur ein Milliardengeschäft ist, sondern die Leute knallhart manipuliert werden, um den Alkoholkonsum zu fördern, auch wenn nach außen hin gesagt wird, Alkohol nicht gut ist. Diese Doku ist zwar sehr negativ ausgerichtet, aber regt gleichzeitig jeden, der Alkohol konsumiert, zum Nachdenken an. Dabei ist es auch egal, wie viel Alkohol im Spiel ist. In Sachen Aufklärung muss ich sagen, es könnte von Vorteil sein, wenn man diese Doku auch an Schulen zeigen würde.

(Pierre Schulte)

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