Basierend auf dem Manga Comic „Battle Angel Alita“ von Yukito Kishiro, erschufen Regisseur Robert Rodriguez („Spy Kids“, „From Dusk Till Dawn“, „Sin City“) und „Avatar“ Erfinder / Regisseur James Cameron, einen SciFi-Actionfilm, welcher im 26. Jahrhundert in einer Cyberpunk Welt spielt. Im Jahr 2003 erwähnte Cameron erstmals, dass er an einer Story feile, die er gerne noch in die Kinos bringen würde. Dennoch sollte nicht er es sein, der „Alita“ zum Leben erwecken würde. Wie bereits bekannt, arbeitet Cameron schon seit rund einem Jahrzehnt, an den Fortsetzungen zu seinem Film „Avatar“ Somit hatte er schlicht gesagt keine Zeit mehr, sich intensiver mit dem Projekt zu beschäftigen. So erhielt Robert Rodriguez die Möglichkeit, „Alita“ für die große Leinwand zu inszenieren. Mit Cameron und Rodriguez waren somit gleich zwei Regisseure an Bord, die ein enormes Faible für CGI-Blockbuster haben. Somit ist Alita Battle Angel eine wahre CGI-Orgie geworden. Ob „Alita Battle Angel“ darüber hinaus auch noch mit einer Story und Dramaturgie Punkten kann oder es sich nur um eine Hightech-Demo handelt, möchte ich euch in diesem Review erzählen.
Story:
Wir befinden uns im 26. Jahrhundert. Seit dem letzten großen Krieg sind 300 Jahre vergangen und die letzte der 12 Himmelsstädte Zalem schwebt über der letzten Zuflucht der Menschheit, Iron City. Um genau zu sein, ist Iron City nicht nur Zuflucht, sondern auch im wahrsten Sinne die Müllkippe von Zalem. Auf seiner immerwährenden Suche nach Ersatzteilen auf eben dieser Müllhalde, findet Dr. Dyson Ido die funktionierenden Überreste eines weiblichen Cyborgs. Um genau zu sein, nur noch den Kopf und Teil des Oberkörpers. Ido hat so eine Vorstellung, dass er da etwas Besonderes und auch Bekanntes gefunden hat. In seinem Labor gibt er ihr einen neuen Körper. Als sie erwacht, hat sie keine Erinnerung an ihr früheres Leben, noch nicht mal an ihren Namen und so gibt ihr Ido den Namen Alita. Der Name, den seine verstorbene Tochter einst trug.
Bei ihren ersten Schritten durch Iron City trifft sie auf Hugo, einen Schrottsammler, dessen größter Traum es ist, nach Zalem zu gelangen. Nach und nach kommen sich Hugo und Alita näher. Doch Iron City ist nicht nur Zuflucht, sondern auch die Stadt der dunklen Geheimnisse und jeder trägt eines mit sich, so auch Ido. Eines Nachts kommt Alita Ido auf die Schliche. Nebenher ist er Kopfgeldjäger und verdient damit das Geld für seine Cyber-Klinik. Während sie Ido verfolgt stellt sich, dass Ido in eine Falle gelockt wurde. Ido versucht Alita weg zu schicken, um sie zu schützen, doch instinktiv verfällt Alita in eine Art Kampfmodus und tötet zwei der drei Angreifer mit Leichtigkeit. Das bestätigt Doc Ido bei seinem Verdacht, das Alita ein Teil einer uralten, aber dennoch weit überlegenen Technologie sein muss. Auch Grewishka, der dritte Attentäter hat bemerkt, dass an Alita mehr dran sein muss, als man im ersten Moment sieht. So setzte sie doch die uralte Panzerkampftechnik ein, eine Technik, die nur die URM-Berserker beherrschten und die URM waren die Letzten, die vor 300 Jahren die Himmelstädte bekämpften. Das wiederum lässt Nova, den Herrn über Zalem, auf Alita aufmerksam werden. Während sich rausstellt, dass auch Doc Ido mehr über die kleine Alita weiß, als er bisher zugab, setzt Nova bereits Kopfgeldjäger auf Alita an. Doch umso mehr Alita über ihre Herkunft von Ido erfährt und ebenfalls Stück für Stück ihre Erinnerungen zurückkehren, desto mehr Fragen tun sich auf. Und welches Interesse hat Nova an Alita oder besser gesagt an ihrem Tod, war er es doch wohl, der ihre Überreste aus Zalem auf die Müllkippe von Iron City werfen ließ.
Fazit:
Nun, das war also Camerons Herzensprojekt, auf dessen Entstehung er rund 16 Jahre warten musste. Ich muss zugestehen, optisch ist der Film eine Wucht und die Action sieht toll aus und auch Waltz und Salazar spielen wirklich gut. Man erkennt durchaus, das vorhandene Budget von rund 170 Millionen Dollar. Umso erstaunlicher ist es, dass Alita in den Staaten nur 85 Millionen Dollar und weltweit nur rund 400 Millionen Dollar einspielen konnte. Auf den ersten Blick zwar eine stolze Summe, aber zieht man die Nebenkosten wie: auszuzahlende Beteiligungen, Werbekosten, Abzüge der Kinos, etc. ab, ist der Film nicht wirklich in die Gewinnzone gekommen. Doch woran lag es? Die Optik und die Action sind es wie gesagt nicht, denn die sind auf Top-Niveau. Meiner Meinung nach fehlt es dem Film an Tiefe und wie so oft mache ich die übermäßige CGI dafür verantwortlich. Bei all der Animation fällt es einfach schwer, sich den Figuren zu nähern, mit ihnen zu fühlen, mit ihnen zu leiden, eine Bindung aufzubauen. Kurzum, die emotionale Ebene wich der opulenten Optik. Besonders bei den Motorball-Rennen hat man eher das Gefühl, einem Computerspiel zu folgen, anstatt mit dem Protagonisten mit zu fiebern. Zumindest bei mir bauen sich da keine wirklichen Emotions- und Spannungsmomente auf.
Die Story selbst wirkt manchmal etwas verwirrend. Befindet sich Alita eigentlich in Gefahr, so rennt sie wie Kanonenfutter in der nächsten Szene wieder auf der Straße herum. Dies und einige andere Handlungen konnte ich nicht wirklich nachvollziehen. Der Spannungsaufbau kommt dadurch ebenfalls nicht richtig in die Gänge und wird zudem immer wieder unterbrochen. Der Rest der Story wirkt dann wieder recht einfach gestrickt: Das vermeintlich kleine schwache Entlein entwickelt sich zu einem starken, aufstrebenden Schwan, welcher sich letztendlich gegen das „Böse“ stellt. So ziemlich gegen Ende des Films versucht man der Dramaturgie dann nochmal einen, bzw. zwei Schübe, mithilfe des Verlustkniffs zu verpassen. Dieser Kniff hat aber keine Chance zu wirken, da ihn das abrupte Ende einfach die Luft raubt, diesen sogar im Keim erstickt. Und während man noch diese Szene vor Augen hat, vor dem TV sitzt, auf das Finale wartet und somit die Beantwortung seiner Fragen erhofft, gibt es einen Szenenwechsel. Es erscheint Alita in Kämpferpose auf der Tribüne der Motorball Arena, dann folgt der Abspann und der Zuschauer bleibt ratlos zurück.
Bei all den hervorgebrachten Punkten ist der Film jetzt per se jetzt nicht schlecht, der große Wurf wurde er aber auch nicht. So halten sich die Pros und Kontras die Waage. Handwerklich und optisch ist der Film auf einem Top-Niveau, darunter leidet aber die Story und die Charaktertiefe. Die Charaktere, Doc Ido (Christoph Waltz) und besonders Alita (Rosa Salazar) wissen zwar gut zu unterhalten, doch um zu glänzen, bedarf es ebenso guter Gegenspieler, diese aber bleiben ziemlich blass. Wirklich gefährlich wirken sie trotz ihres brachialen Auftretens nicht. Während die Action toll aussieht, tröpfelt die Dramaturgie so vor sich hin. Spannung wird eigentlich nicht wirklich aufgebaut, dafür wächst das Interesse um die Fragen nach den Hintergründen, doch diese werden mit der abrupten End-Szene im Keim erstickt. Man hat das Gefühl, man hätte das Ende einer Serienstaffel gesehen und bleibt nun mit dem Cliffhanger zurück, denn offener könnte ein Ende nicht sein. Auch wenn sich viele Filme eine Hintertür für einen weiteren Teil offen lassen, so ist Alita das beste Beispiel dafür, dass man sogar einen zweiten Teil braucht, um überhaupt auf einen Abschluss zu kommen.
Was bleibt ist ein Film, der aus technischer Sicht und der gebotenen Action zwar sehr gut daherkommt. Aber dafür einige Defizite bei Plot, Spannungsbogen und Dramaturgie aufweist. Ist man dann noch ehrlich zu sich selbst und lässt sich nicht von der eingesetzten Technik blenden, reicht es dann letztendlich nicht mehr für eine Bewertung im obersten Bereich. Was ebenfalls eine höhere Wertung verhinderte, ist das doch sehr offene Ende, welches den geneigten Zuschauer auch noch ziemlich unzufrieden zurücklässt.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Bei all der CGI-Orgie habe ich eigentlich ein besseres Bild erwartet. Dabei sind weder die Schärfe noch die Kontraste oder Schwarzwerte wirklich schlecht. Auch die Farben sind gut, dennoch wurde gerade bei Aufnahmen mit warmem Licht, ein gelblicher Ton als dominierende Farbe oder eventuell als Stilmittel eingesetzt. In Verbindung mit Gesichtern, wirken diese nicht mehr richtig scharf, auch weil der Kontrast untergeht. Allgemein finde ich, dass es den Farben an Knackigkeit fehlt und das Bild, wohl wegen dem Stilmittel etwas leidet. In dunkleren Szenen wiederum ist alles wieder in Ordnung, aber dieser Wechsel hat mich dann doch gestört. Auch wenn ich kein Freund der UHD bin, so bin ich der Meinung, dass das Kontraststärkere Bild der UHD, in diesem Fall der BD klar überlegen sein müsste und die fehlende Durchzeichnung der BD von Gesichtern, wieder auf den Bildschirm zurückholen könnte. Dies ist aber nur eine Vermutung, die ich nicht belegen kann, da mir die UHD zum Vergleich nicht vorlag.
Ton:
Beim deutschen Ton in DTS 5.1 spielen die Surround Effekte die erste Geige, bei Kämpfen kracht und rumst es nur so. Da hatte man das tatsächliche Gefühl, dass ein abgefeuertes Kettenband quer durch den Raum schießt. Die musikalische Untermalung wäre dann die zweite Geigenreihe und das Schlusslicht bilden im wahrsten Sinne des Wortes, die Dialoge. Diese gehen im Kampfgeschehen dann gerne etwas unter. Somit nahm ich dank Dialoganhebung und Surroundabsenkung die Effekte wieder etwas zurück. Erstens um die Dialoge wieder verstehen zu können und zweitens nicht die Nachbarn zu verärgern. Alles in allem überlagerten mir die Effekte leider zu oft die Dialoge. Wie ich noch nachträglich recherchiert habe, ist Dolby Atmos wieder nur der UHD und dort auch nur der englischen Tonspur vorenthalten. Daher reicht es auch dort nicht zur Top Wertung.
Extras:
- Alitas Welt
- Vom Manga auf die Leinwand
- Alitas Entwicklung
- Motorball
- Fragerunde in London
- 10-Minuten-Kochkurs: Schokolade
- Designkonzept von 2005 (Zusammenschnitt von 2019)
- Dekonstruktion einer Szene
Das Bonusmaterial ist mit einer Laufzeit von rund zwei Stunden sehr üppig und informativ ausgefallen.
(Marc Maurer)
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