Am heutigen 11. Dezember 2020 kommt „Akira“ als Limited Edition auf 4K UHD in den Handel und wir haben das Review dazu:
„Domo arigato Leonine!
Der Cyberpunk-Anime-Meilenstein erblickt nun auch in echtem 4K das Licht der Welt.“
Westliche Filmfans, die mit Anime (zumeist in Japan produzierte Zeichentrick bzw. Animationsfilme) nichts am Hut haben, sind irgendwie dennoch zumindest zwei Filme ein Begriff: zum einen „Ghost in the Shell“ und zum anderen „Akira“. Kein Wunder, gehören sie doch beide mit zum Besten ihrer Art und sind längst schon Kultfilme, die man irgendwo schon einmal gehört hat. Beide sind damals zumindest Türöffner zur westlichen Welt für japanische Animationsfilme geworden. Dieses Review widmet sich heute aber Katsuhiro Otomo´s „Akira“, welcher bereits 1988 uraufgeführt wurde und im selben Jahr im Land des Lächelns und der aufgehenden Sonne innerhalb kürzester Zeit zum Hit wurde. Der Anime Klassiker, der in Japan bereits seit April 2020 als 4K-UHD erhältlich ist, erscheint im Vertrieb von Leonine nun endlich auch bei uns ultrahochaufgelöst. Ob das über 30 Jahre alte Werk gut gealtert ist und ob sich ein „4K-Upgrade“ lohnt, konnte die filme.de Redaktion für ihre Leser bereits genauestens unter die Lupe nehmen.
STORY:
Neo-Tokio im Jahr 2019, genauer gesagt 31 Jahre nach dem 3. Weltkrieg. Die Freunde Tetsuo und Kaneda sind typische Neo-Tokio Jugendliche. Als Mitglieder einer Motorradgang, machen sie nachts die Straßen unsicher und liefern sich harte Kämpfe mit rivalisierenden Gangs. Bei einem dieser Konflikte stößt Tetsuo mit einer seltsamen Gestalt zusammen. Kurz darauf taucht das Militär auf, nimmt Tetsuo gefangen und führt an ihm Experimente durch, die unglaubliche psychische Kräfte in ihm wecken. Während Kaneda verzweifelt versucht Tetsuo zu befreien, geraten dessen neugewonnene Kräfte immer mehr außer Kontrolle und drohen nun ein zweites Mal Tokyo zu vernichten.
EINDRUCK:
Es gab mal eine Zeit, da waren Animes außerhalb von Japan nahezu komplett unbekannt. Dies änderte sich im Jahr 1988 aufgrund eines besonderen Films; „Akira“. Nachdem die Verfilmung des Mammut Mangas von Katsuhiro Otomo in Japan zum Hit wurde, kam dieser ein paar Jahre später in anderen Ländern in die Kinos und erschien auch auf VHS. Die Kinoaufführungen außerhalb Japans wurden zum Überraschungserfolg, die VHS ein Verkaufsschlager und der Film selbst gilt als einer der besten Animes aller Zeiten. Er hat bis heute nichts an seiner tollen Qualität verloren und bekam einen ähnlichen Stellenwert wie z. B. „Blade Runner“. Bis heute sorgte „Akira“ für Inspirationen vieler Filmmacher, die dann Klassiker wie „Ghost in the Shell“, „Matrix“ oder „Inception“ schufen. Sogar Videospiele, wie zum Beispiel Hideo Kojima´s „Metal Gear Solid“ Reihe, strotzten nur so vor lauter Anspielungen an diesen Anime-Hit.
Im japanischen Anime haben Realismus und Stil ein eigenwilliges Zusammenspiel entwickelt. Mit seinen Wurzeln im Manga beherrscht Regisseur und Anime-Künstler Otomo beide Elemente und behält bei der Fertigstellung seines (für damalige Verhältnisse) extrem aufwendigen Werkes obendrein die vollständige Kontrolle. Hier präsentiert sich sein Realismus in Form von malerischen Bildern, die das unglaubliche schillernde Stadtbild von Neo-Tokio bis ins kleinste Detail darstellen. In anderen Szenen verwendet Otomo eher eine Comic-Stilisierung, insbesondere in den weniger gewichtigen Szenen rund um Kaneda und Tetsuo.
Auch über 30 Jahre nach seiner Veröffentlichung fühlt sich „Akira“ aktueller denn je an. Politische Unruhen sind so weit verbreitet wie nie zuvor und die Probleme eines selbst erschaffenen Gottes in Form einer stetig wachsenden künstlichen Intelligenz sind auch in greifbarer Nähe. Ja, die Themen von „Akira“ wirken frischer denn je. Auch die komplexe, vielschichtige Story, aus der man nach jeder Sichtung etwas Neues heraus interpretieren kann, braucht sich vor einem intellektuellen Hochkaräter wie „Inception“ nicht zu verstecken, da auch hier unter anderem Körperlosigkeiten geschaffen und neue Universen gegründet werden. Zu viel sei hier aus Spoilergründen natürlich nicht verraten…
Warum erhält dann der Film, zumindest vom Schreiber dieser Zeilen, nicht die volle Punktezahl? Ganz einfach, denn dadurch, dass ein über 2000 Seiten langer Manga auf einen 2h Film reduziert wurde, bleiben natürlich einige Handlungsstränge nur halb erzählt, einige Charaktere nicht ausgearbeitet und sogar der aufblitzende Humor der Vorlage bleibt auf der Strecke und wird allerhöchstens angedeutet. Natürlich sollte man nur das Produkt, respektive den Film für sich genommen bewerten, wenn aber manches nur oberflächlich angekratzt wird, der Film dadurch noch „runder“ wirken würde, kann man das schon mal als Kritikpunkt stehen lassen – „Akira“-Hardliner geben dem Anime-Meisterwerk ohnehin die volle Punktezahl.
BILD:
Das im Ansichtsverhältnis gehaltene 1,85:1 Bild der Blu-ray Disc dürfte, für mein Empfinden, nicht dem selben neuen 4K Scan entsprechen, wie die neue 4K UHD. Hier könnte es sich um dieselbe Version handeln, die identisch ist mit der 2016 Universum Veröffentlichung. (bitte korrigiert mich, falls ich falsch liege, denn genaueres ließ sich bis jetzt noch nicht im Internet recherchieren). Da bereits diese Blu-ray um einiges besser war als die alte DVD, ist das ja auch per se nichts Schlechtes. Die Farben kommen kräftig daher und auch der ausgewogene Kontrast sowie die Schärfe bewegen sich auf einem ordentlichen Gesamtniveau. Allerdings ist das Bild auch nicht frei von Schmutzpartikeln, welche allerdings bis jetzt auf jeder Veröffentlichung des Filmes zu finden waren.
BILD 4K:
Auch die 4K UHD erscheint im Vollbild-Ansichtsverhältnis 1,85:1 und kann die Blu-ray in so gut wie allen Bereichen toppen. Es hat zwar den Anschein, dass teilweise DNR-Filter zur Rauschunterdrückung eingesetzt wurde, aber das bleibt noch im Rahmen. Zu Beginn des Films ist leichtes Rauschen festzustellen gewesen, was aber die Ausnahme bleibt. Waren bei der Blu-ray noch so einige Schmutzpartikel auszumachen, sind diese auf der 4K-Disc komplett verschwunden. Auch wenn sich Puristen echauffieren könnten, finde ich persönlich diesen Schritt richtig. „Akira“ sah noch nie schöner, authentischer und noch mehr an den Manga angelehnt aus. Die Farben sind im Gegensatz zur Blu-ray nicht mehr ganz so warm und passen so noch besser ins futuristische Neo-Tokio.
Wer sich nicht sicher ist, ob die 4K UHD Fassung eine Anschaffung wert ist: Ja, sie ist es! Der Film sah noch nie besser aus, auch wenn da minimal noch etwas Luft nach oben bleibt. Neben einen erweiterten Farbraum integrierte man das statische HDR, das noch etwas mehr Punch beim Kontrast zulässt und vor allem die Farben neu erstrahlen lässt. Besonders Rot strahlt nun mehr heraus, als jemals zuvor – ohne aber irgendwie aufdringlich zu wirken. Wer aber, wie ich, auf herausstechende „HDR Spitzlichter“ gehofft hat, dürfte leider etwas enttäuscht sein. Die UHD kommt dafür in Sachen Laufruhe wesentlich stimmiger als die Blu-ray daher. Das Bild ist dabei, im Bereich der technischen Möglichkeiten, äußerst plastisch und zeigt einen ordentlichen Mehrwert im Vergleich zur regulären Full-HD Blu-ray. Wer den Film in bestmöglicher Bildqualität sehen möchte, muss zur 4K UHD Blu-ray greifen – Wunder erwarten sollte man sich aber bei einem über 30 Jahre alten Anime auch wieder nicht. Eine 4K UHD kann eben keine Details herbeizaubern, die nie da waren.
TON:
4K UHD:
- Deutsch DTS-HD MA 5.1 (Synchronisation 2004)
- Deutsch DTS-HD MA 2.0 (Synchronisation 1991)
- Japanisch DTS-HD MA 5.1
Blu-ray:
- Deutsch DTS-HD MA 5.1 (Synchronisation 2004)
- Deutsch DTS-HD MA 2.0 (Synchronisation 1991)
- Japanisch DTS-HD MA 5.1
Ja, bei den Themen „Akira“ und „Ton“ scheiden sich bereits seit dem DVD Zeitalter die Geister. Die einen bevorzugen die 1991er 2.0 Stereo Synchronisation, die anderen wiederum die moderne 2004er Fassung. Ich persönlich finde beide gut, da beide ordentliche Sprecher aufwarten können und die textlichen Unterschiede nicht so sehr ins Gewicht fielen. Dynamischer und lauter eingepegelt ist aber auf alle Fälle die 2004er Synchro, die durch DTS-HD MA 5.1 einfach mehr Druck und ein paar nette Surround-Effekte bietet. Frontlastig kommt auch diese Spur daher.
Immerhin lässt Leonine dem Zuseher die Wahl, welcher Ton es denn nun sein darf, so dass auch niemand zu kurz kommt. War bei älteren Veröffentlichungen noch die 1991er Mono-Spur drauf, kann hier Entwarnung gegeben werden. Auf den aktuellen Scheiben ist der von Fans liebgewonnene „originale“ 2.0 Stereoton der Kinofassung von 1991 enthalten – domo arigato auch dafür, Leonine. Sowohl auf der Blu-ray Disc als auch auf der 4K UHD befinden sich die selben Tonspuren.
„Akira“ wurde, wie weiter oben besprochen, bereits im April 2020 in Japan auf Ultra HD Blu-ray veröffentlicht. Diese verwendet einen neuen Dolby TrueHD-Mix, die mit einem „Ultraschall“ 24Bit 192Hz Upgrade punkten konnte. Leider hat es diese Version nicht auf die deutschen Discs geschafft, die immerhin die bekannte und ordentliche japanische DTS-HD MA 5.1 Spur mit an Bord hat.
EXTRAS:
- Making Of (43:12 Min.)
- Animation Library (32:00 Min.)
- End Credits (1988)
- Sound Making 2019
- Sound Clip by Geinoh Yamashirogumi
- Original Japanischer Trailer
- Teaser & TV Spots
- Bildergalerie (11:14 Min.)
- Storyboard Galerie
Die Akira – Limited Edition (4K UHD + Blu-ray) kommt in einem schicken, knallroten Karton-Schuber mit passender J-Card daher. Knallrot vielleicht daher, weil diese Farbe beim Bild der UHD einfach erstaunlich frisch heraussticht. Neben dem tollen „Making Of“ sei Fans des Films sowie „Sound-Gurus“ vor allem das neue Bonusmaterial „Sound Making 2019“ ans Herz gelegt. In diesem gut halbstündigem Extra bekommt man noch einmal einen tollen Einblick in die Entstehung des neu erstellten japanischen „Ultraschall“ 24Bit 192Hz Dolby TrueHD-Tons, der auf der japanischen und amerikanischen UHD enthalten ist.
An ein Wendecover ohne FSK 16 Flatschen wurde lobenswerterweise auch gedacht.
FAZIT:
Technisch ist bei den Scheiben aus dem Hause Leonine alles im grünen Bereich. Während die Blu-ray dem Alter entsprechend ordentliche Werte abliefert, hat die neu erstellte 4K UHD in allen Belangen die Nase vorn. Sattere Farben und ein schönerer Kontrast sind nur zwei der Dinge, die das mit DNR-Filtern bearbeitete, cleanere 4K Bild zur ersten Wahl für Fans des Films werden lässt. Frischer kann man den Kultfilm aus dem Jahre 1988 nicht mehr präsentieren – mit heutigen Produktionen darf man ihn aber dennoch nicht vergleichen.
Wer „Akira“ noch nicht gesehen hat sollte es unbedingt nachholen. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass dies kein seichter, schenkelklopfender Popcorn-Sommerfilm ist. Es ist ein zeitloses, hochkomplexes, metaphysisches und auch wegweisendes Cyberpunk-Anime-Meisterwerk, das jetzt liebevoll in 4K restauriert wurde.
Pflichtkauf für anspruchsvolle Anime-Fans!
Testgeräte:
TV: LG OLED 55C8PLA
Player: Sony UBP X-700
AV-Receiver: Denon AVR X-1500 H
Center-Lautsprecher: Teufel Ultima UL 40 C Mk3
Front- und Surround-Lautsprecher: Teufel Motiv 6
Atmos-Lautsprecher: Teufel Reflekt (Front Height)
Hier erhältlich:
- Akira – Limited Edition (4K UHD Blu-ray)
- Akira (Blu-ray)
- Akira (DVD im Steelbook)
- Akira (digital)
(Alexander Gabler)
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