Am 25. September 2020 kommt mit „ABOVE SUSPICION“ ein spannender True-Crime-Film auf DVD und Blu-ray in den Handel und hier gibt es das Review dazu:
Susan Smith träumt von einem besseren Leben, denn die alleinerziehende Mutter hat es nicht einfach in der Kleinstadt Pikeville. Aber auch ihre Drogenabhängigkeit und das fehlende Geld vereinfachen ihren Plan kaum, die Stadt zu verlassen und irgendwo neu zu beginnen. Der junge FBI-Agent Mark Putnam lernt infolge eines Auftrages Susan kennen und macht sie schnell zu seiner Informantin. Durch die finanzielle Entlohnung dafür, scheint es für sie aufwärtszugehen. Dank ihrer zunehmend intensiven Zusammenarbeit kommen sich beide näher, der glücklich verheiratete Mark lässt sich sogar auf eine Affäre mit Susan ein. Ein fataler Fehler, denn Susan möchte nun mit ihm ein neues Leben beginnen. Für Mark ist das undenkbar, das würde seine Ehe sowie Karriere ruinieren, doch Susan denkt nicht daran, Mark aufzugeben.
Eindruck:
Der Regisseur Phillip Noyce zeigt uns in „ABOVE SUSPICION“ einen Film, der auf wahre Begebenheiten beruht. Derartige Filme besitzen beim Betrachten immer ein eigenes Flair und vermitteln eine andere Wirkung beim Zuschauer gegenüber herkömmlich fiktiven Geschichten. Phillip Noyce kann schon auf eine langjährige Karriere zurückblicken und bescherte uns Filme wie „Blinde Wut“, „Die Stunde der Patrioten“, „Der Knochenjäger“ oder auch „Salt“. Nun, wie reiht sich „ABOVE SUSPICION“ in die Reihe seiner erfolgreichen Filme ein?
Beginne ich mal mit dem Cast. Emilia Clarke (Susan Smith) dürfte den meisten aus „Game of Thrones“ bekannt sein. Was mit „Terminator: Genisys“, „Solo: A Star Wars Story“ und „Last Christmas“ ja schon recht abwechslungsreich begonnen hat, führt sie mit „ABOVE SUSPICION“ nun weiter, um sich von dem übermächtigen Aushängeschild der erfolgreichen Serie zu lösen.
Und sie spielt ihren Part als drogensüchtige Informantin, die aus ihrem bisherigen Leben ausbrechen will, sehr eindrucksvoll. Mark Putnam wird von Jack Huston recht ordentlich präsentiert, seine Interpretation als Mann zwischen den Stühlen erscheint glaubwürdig. Daneben gibt unter anderem Sophie Lowe (Kathy Putnam) und auch Johnny Knoxville (Cash) zu sehen, insgesamt ein ausgeglichener Cast, der gut gewählt ist.
Phillip Noyce setzt Susan gelungen in Szene, schnell vermittelt er dem Zuschauer ihr tragisches Dasein, zeigt aber auch, dass sie gelernt hat, in ihrer Situation zu überleben. Sie lebt zwar noch mit ihrem Ex-Mann Cash, bei dem sie es alles andere als gut hat, unter einem Dach, doch ihre gemeinsamen Geschäfte bringen wenigstens etwas Geld. Der Regisseur zeigt uns in „ABOVE SUSPICION“ eine Kleinstadt, die kein lebenswürdiges Bild widerspiegelt, jeder scheint am Existenzminimum zu kratzen und versucht zu überleben. Auf der einen Seite rechtschaffende Bürger, die ihren Jobs nachgehen, auf der anderen Seite ein paar Kleinkriminelle, deren Lebensinhalt Drogen und Kneipenbesuche sind. Hier vermittelt er uns eine hoffnungslose Stimmung, aus Pikeville möchte man möglichst entfliehen, aber die Kleinstadt lässt einen nicht gehen.
Fazit:
Auf dem Dorf ticken die Uhren anders, so dauert es auch etwas, bis Tempo in „ABOVE SUSPICION“ kommt. Der Regisseur vermittelt eine atmosphärische Stimmung im kleinen Pikeville, nimmt sich die nötige Zeit, seine Figuren und deren Umstände dem Zuschauer nahezubringen. Er skizziert die Menschen in Pikeville wie sie sind, hier gibt es dann auch keine besondere charakterliche Entwicklung. Einzig Susan Smith verpasst er etwas Veränderung, ihre Dienste und zwischenmenschliche Beziehung zu dem FBI-Agenten lassen hoffen, dass sie den Weg aus Pikeville findet.
Apropos zwischenmenschliche Beziehung, ab dem Seitensprung von Mark, kommt dann Fahrt auf in „ABOVE SUSPICION“. Susan versucht alles, Mark an sich zu Ketten, doch der verheiratete FBI-Agent denkt nicht daran, seine Frau zu verlassen. Es entwickelt sich eine interessante Dreiecksgeschichte, die für Spannung und Abwechslung sorgt. Allerdings vergisst der Regisseur, Mark Putnam und seiner Frau Sophie überwiegend die nötige Tiefe zu geben, Sophie bekommt einfach zu wenig Screentime und wirkt recht emotionslos. Dasselbe gilt fast für Mark, der zwar präsenter ist, dessen Figur jedoch zu glatt und unspektakulär erscheint. Beide entwickeln beim Zuschauer selten Emotionen, wodurch die Affäre wenig Zündstoff für den Zuschauer bietet.
Einzig Susan entwickelt sich zur tragenden Figur in der Inszenierung von Phillip Noyce, der Rest dagegen bleibt recht blass, selbst ihr brutaler Ex-Mann Cash wirkt in seinen wenigen Szenen intensiver als Mark im ganzen Film. Dadurch verliert der Film etwas an Intensität und Spannung, hier hätte der Regisseur seine Figuren rund um Susan durchaus interessantere Züge verabreichen können.
„ABOVE SUSPICION“ leidet etwas an der One-Woman Show von Emilia Clarke, die ihren Part sehr eindrücklich spielt, aber es gegen die übrigen Figuren zu leicht hat. So bleibt ein Thriller, der von seiner extrem stimmigen Kulisse lebt, der wahren Geschichte und einer toll aufspielenden Emilia Clarke.
Ein gemächlicher, aber solider Thriller, visuell packend inszeniert, der etwas an seinen Figuren krankt.
Bild:
In Pikeville sieht es kühl und trostlos aus, so zeigt sich auch das Stilmittel oder besser die Filterung der Bilder. Die Schärfe gefällt und zeigt häufig klasse Werte, trotz einer leichten Körnung, gibt es reichlich Details zu erblicken. Der Kontrast scheint bisweilen zurückgenommen und der Schwarzwert bietet solide Werte, das erzeugt zwar kein plastisch wirkendes Bild, allerdings ein passendes für die Story.
Ton:
Hier befindet sich eine DTS-HD MA 5.1 Spur auf der Disc. Und diese wird gut genutzt, auch wenn es kein Film ist, der von Dauer-Action oder ähnlichem lebt, so wird das komplette Boxenset gut gefüttert. Nicht nur der Score sorgt für räumliche Momente, gelungen werden diverse Nebengeräusche eingebunden und sorgen für ein ansprechendes Mittendrin-Gefühl. Daneben erklingt das alles recht dynamisch und entsprechende Szenen werden sehr druckvoll in den Raum gestellt. Eine Abmischung, die passt und vor allem gefällt, selbstverständlich gibt die Dialogverständlichkeit ebenfalls keinen Anlass zur Kritik.
Extras:
- Featurette
- Trailer
Testequipment:
JVC DLA-X35
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
(Hartmut Haake)
@Bilder und Trailer LEONINE – Alle Rechte vorbehalten!