„Ein Airbus A319 Cockpit, ein Echtzeit-Thriller und ein Joseph Gordon-Levitt in Höchstform…“
Dass deutsche Filme ein wesentlich größeres Portfolio als lediglich romantische Komödien oder Kriegsfilme anzubieten haben, ist ja schon lange kein großes Geheimnis mehr – auch wenn es so manch einer immer noch nicht wahrhaben möchte. Der neueste Streich aus hiesigem Lande nennt sich schlicht und einfach „7500“ und feierte am 9. August 2019 seine Weltpremiere beim Locarno Film Festival in der Schweiz.
Aber warum nun „7500“? Ganz einfach, denn die Zahlenkombination 7500 ist in der internationalen Luftfahrt der Emergency Code für eine Flugzeugentführung und genau darum geht es hier. Im Vertrieb von LEONINE erschien der Thriller hierzulande nun als digitaler Download, auf DVD und auf Blu-ray. Filme.de nahm sich für seine Leser die DVD mal etwas genauer in Augenschein und klärt, ob sich der Film denn auch lohnt.
Story:
Wir befinden uns auf einem Passagier-Flug von Berlin nach Paris, als Terroristen sich wie aus dem Nichts unerlaubten Zugang zum Cockpit verschaffen. Bei der dortigen Rangelei wir der Co-Pilot Tobias Ellis (Joseph Gordon-Levitt) am Arm verletzt, sein Kollege erliegt seinen schweren Verletzungen, doch auch der Attentäter wird überwältigt. Das Cockpit ist vorerst wieder sicher. Doch es gibt noch zwei weitere Terroristen an Bord, die damit drohen, Passagiere und Stewardessen zu töten, sollten sie keinen Einlass in das Cockpit bekommen. Ein Rangeln um Leben und Tod lässt nicht nur den Co-Piloten an die Grenzen seiner Kräfte gehen, auch ein Terrorist scheint sich seiner Sache am Ende nicht mehr so sicher zu sein und überwältigt den anderen.
Regisseur Patrick Vollrath, der für den Kurzfilm “Alles wird gut” im Jahr 2015 mit zahlreichen internationalen Preisen und einer Oscar-Nominierung ausgezeichnet wurde, hat sich für sein Langfilmdebüt mit Senad Halilbasic zusammengetan, um zusätzlich auch noch das Drehbuch zum neuen Thriller “7500” zu schreiben.
Die Hauptrolle ist mit Joseph Gordon-Levitt („Looper“, „Snowden“) mehr als passend besetzt, da man ihm zu jedem Zeitpunkt seine Rolle des Co-Piloten abkauft. Er spielt gekonnt mit Gefühlen wie Angst, Zorn und auch Trauer. Das muss er auch, schließlich trägt er quasi den Film im Alleingang. Ja, der Film spielt fast durchgängig im Cockpit des Airbus A319 und die Kamera, die Gordon-Levitt ständig über die Schultern schaut, vermittelt dem Zuschauer ein emotionales und packendes Mittendrin-Gefühl. Das fängt schon beim sehr informativen Abarbeiten der Checklisten der Piloten an. Ja, richtig gehört, denn während gleich zu Beginn des Filmes diese Checkliste mit all ihren Codecs und Trivialbezeichnungen durchgegangen wird, bleibt genügend Zeit, einige Charaktere vorzustellen und ihnen so etwas Tiefe und Gefühl mit auf den Weg zu geben. So ist auch gleich von Anfang an klar, dass Co-Pilot Tobias eine Beziehung zur Stewardess Gökce pflegt, welche im späteren Verlauf des Filmes noch eine große Rolle spielen wird.
Der Thriller, der somit als 90-minütiges Kammerspiel fungieren soll, beginnt wirklich stark. Von der Vorbereitung der Piloten bis hin zum ersten Klopfgeräusch (und davon gibt es danach unzählige) der Terroristen an die Cockpittür, die in solchen Fällen nie geöffnet werden soll, erlebt man als Zuschauer allerlei Emotionen. Die Spannung wird auch konstant sehr hoch gehalten, da man ja nie weiß, was die Flugzeugentführer alles vorhaben und wie Co-Pilot Tobias auf ihre Anliegen, die sie per Bordtelefon und Monitor eindrucksvoll darlegen, reagieren wird.
Leider verliert “7500” gerade im letzten Drittel enorm an Spannung, da von den Luftpiraten so gut wie keine Gefahr mehr ausgeht und der Film ab diesem Zeitpunkt nicht mehr so richtig fesseln kann.
Schade, denn gerade nach so spannenden und gefühlsgeladenen 60 Minuten so abzubauen, kostet dem Film eine höhere Wertung.
Ebenfalls nicht hilfreich ist die zweidimensionale Darstellung der Terroristen, die (mal wieder) aus Rache an der westlichen Gesellschaft Allah als Grund für ihre Taten heranziehen. Na gut, im Thriller-Genre hat man schon schlimmere Feindbilder gesehen, besonders einfallsreich waren diese hier leider nicht. Immerhin hat man mit dem Österreicher Murathan Muslu („Vostadtweiber“, „Blutgletscher“) einen charismatischen und physisch enorm präsenten Schurken gewählt.
Wer auf kammerspielartige Thriller in toller Umgebung steht, Joseph Gordon-Levitt in emotionaler Höchstform erleben und einer deutsch-österreichischen Co-Produktion eine Chance geben will, liegt mit dem Kauf von “7500” genau richtig, auch wenn das schwache letzte Drittel den gelungenen Gesamteindruck etwas schmälert.
Bild:
Tja, etwas ungewöhnlich, ein Bild zu bewerten, dessen Aufnahmen ausschließlich in der Flugkanzel eines Flugzeuges stattgefunden haben.
Das Gezeigte, das uns im Ansichtsverhältnis 2,40:1 präsentiert wird kann sich durchaus sehen lassen. Das DVD-Bild bietet einen ordentlichen Schwarzwert mit genügend Durchzeichnung und kühlen Farben. Auch die Schärfe kann sich sehen lassen, was im Grunde auch kein Wunder darstellt, wurde der Film doch unter Zuhilfenahme einer modernen Arri Alexa Kamera gedreht.
Alle Schalter, Instrumente und Anzeigen der Armaturen sind beleuchtet und strahlen gut saturiert in ihren (meist in Gelb gehaltenen) Farben. Auch das weiß der Pilotenhemden kommt recht neutral rüber.
Insgesamt leistet sich das Bild so gut wie keine Fehler und ist im gehobenen Mittelfeld angesiedelt. Über die vereinzelten weichen Abschnitte darf getrost hinweggesehen werden.
Ton:
- Deutsch Dolby Digital 5.1
- Englisch Dolby Digital 5.1
- Deutsch Dolby Digital 2.0
Wie bereits beim Bild, ist auch der Ton, der auf der DVD in Dolby Digital 5.1 bzw. in Dolby Digital 2.0 vorliegt als sehr ordentlich anzusehen.
Schüsse und Explosionen werden beim Thriller zwar keine geboten, daher hat auch der Subwoofer so gut wie nichts zu tun. Dafür erhält man aber so gut wie immer und über sämtliche Kanäle typische Bordgeräusche zu hören. Auch das penetrante Klopfen an die Sicherheitstür wird ein ums andere Mal sehr gut direktional hörbar in Szene gesetzt.
Da auf eine musikalische Untermalung vollständig verzichtet wurde, entsteht so eine noch stärkere Immersion und Mittendrin-Gefühl mit allen Geräuschen und dumpfen Klängen, die man als Pilot (und in diesem Fall auch als Zuschauer) so wahrnehmen kann. Ja, macht definitiv Spaß.
Extras:
- 6 Featurettes (insgesamt ca. 33 Minuten) (Regie, Drehbuch, Cast, Kamera, Szenenbild, VFX)
- Hörfilmfassung (Audiodeskription für Blinde und Sehbehinderte)
- Untertitel (Deutsch, Deutsch für Hörgeschädigte)
- “7500” Trailer
Trailershow:
- „Angel Has Fallen“
- „Knives Out – Mord ist Familiensache“
- „Midway – Für die Freiheit“
- „The Gentlemen“
- „Snowden“
Neben einigen hauseigenen Trailern bietet LEONINE noch sechs kleine Featurettes á fünf Minuten an, in denen oftmals Regisseur Patrick Vollrath selbst zu Wort kommt und dem Zuschauer etwas zum Entstehungsprozess, den Spezialeffekten und den Dreh an sich erklärt. Ja, kann man sich schon mal anschauen.
Da der Redaktion für ein Review lediglich die lose DVD zur Verfügung gestellt wurde, kann über ein etwaiges Wendecover ohne FSK 12 Siegel leider keine Auskunft gegeben werden.
Fazit:
Bild und Ton der DVD aus dem Hause LEONINE können sich durchaus sehen lassen und spielen in der gehobenen Liga mit. Auch an genügend Bonusmaterial in Form von kurzen Infohappen wurde gedacht.
“7500” beginnt so intensiv, spannend und emotional, kann diese Stärke aber leider nicht über die Gesamte Laufzeit von knapp 90 Minuten halten. Schade, denn das Langfilmdebüt von Regisseur Patrick Vollrath macht so vieles richtig und schlingert lediglich im letzten Drittel etwas aus der Spur.
Immerhin bekommen Thriller-Fans einen Joseph Gordon-Levitt in Höchstform geboten.
Testgeräte:
TV: LG OLED 55C8PLA
Player: Sony UBP X-700
AV-Receiver: Denon AVR X-1500 H
Center-Lautsprecher: Teufel Ultima UL 40 C Mk3
Front- und Surround-Lautsprecher: Teufel Motiv 6
Atmos-Lautsprecher: Teufel Reflekt (Front Height)
(Alexander Gabler)
©Bilder Concorde Filmverleih – Alle Rechte vorbehalten!
Schade, daß auch in diesem Review wieder zuviel gespoilert wurde – das solltet Ihr hier echt mal in den Griff kriegen!
Diese Reviews werden von Leuten gelesen, die den Film noch nicht kennen und wenn zuviel verraten wird, vergeht einem die Lust auf den Film und er wird dann gar nicht erst geguckt.
Ein Review sollte informativ sein und eventuell sogar neugierig machen, aber auf keinen Fall sollte es zuviel verraten!
Beispiele gefällig?
“ (…)auch ein Terrorist scheint sich seiner Sache am Ende nicht mehr so sicher zu sein und überwältigt den anderen.“
oder
„Leider verliert “7500” gerade im letzten Drittel enorm an Spannung, da von den Luftpiraten so gut wie keine Gefahr mehr ausgeht (…)“
Ansonsten gefällt mir das Review durch seine gut geordnete Strunktur und Übersicht sehr gut!