Harte Cops gegen mörderische Gangster. Viel Action, wenig Handlung und eine geradlinige Storyline sowie Inszenierung. Diese Art von Cop-Thriller hatten in den 70ern und in den 80ern Hochkonjunktur in Hollywood. Doch in der heutigen Zeit will der Zuschauer mehr gefordert werden. Der Zuschauer will Spannung und eine durchdachte Story. Für Oldschool ist kein Platz mehr in Hollywood. Trotzdem schaffte es ein Film wie „21 Bridges“ in die Kinos und nun endlich von Concorde Home Entertainment / Leonine ins Heimkino. Ob mir der Old-School Cop-Thriller zusagte, dass erfahrt ihr wie immer in den folgenden Zeilen.
Story:
Der hartgesottene Cop Detective Andre Davis (Chadwick Boseman) hat gerade eine Tortur mit der Internen hinter sich, wegen einem erneuten tödlichen Waffengebrauch im Dienst. Schon muss er zu einem neuen grauenhaften Schlachtfeld. Die Kriegsveteranen und Kleingangster Michael Trujillo (Stephan James) und Ray Jackson (Taylor Kitsch) töteten bei einem schiefgelaufenen Drogenraub gleich ein halbes Dutzend Cops und erbeuteten dabei 50 Kilogramm ungestrecktes Kokain. Das Blutbad an Kollegen vor Augen, die wütenden Cops im Nacken und nur ein paar Stunden Zeit, um die Mörder zu fassen. Weil die Uhr gegen ihn läuft, trifft Andre eine tollkühne Entscheidung. Manhattan soll mit Hilfe des NYPDs komplett abgeriegelt werden. Doch dieses schwierige Unterfangen ist eine derart große Maßnahme, dass sie nur wenige Stunden bis zum Morgengrauen aufrechterhalten werden kann. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…
Meinung und Wertung:
Mit einer Beerdigung eröffnet „21 Bridges“ seine Geschichte um Detective Andre Davis als kleiner Junge. Gerade wurde sein Cop-Vater ermordet und ein Sohn ist plötzlich ohne Vater. Dieser Einstieg soll wohl zu einer Bindung zu dem Charakter und zum Verständnis dienen, warum Andre so geworden ist wie er jetzt als „ausgewachsener“ Cop ist. Dies und ein kleiner Hinweis, dass er den Finger am Abzug gegenüber den Gangstern immer sehr locker hat, sind auch schon die einzigen Informationen, die wir über die Hauptfigur bekommen.
Subtile Charakterzeichnung oder mehr als einen Ansatz von einem Background wird nicht geliefert. Vielmehr setzt Regisseur Brian Kirk („Hard Sun“) auf harte Baller-Action ohne Schnörkel und auf ein geradliniges Storytelling ohne zu viele Abzweigungen. Das führt dazu, dass man zwar an Glaubwürdigkeit und Substanz einbüßt, aber dafür den Unterhaltungswert hochschrauben kann. Das Pacing wird dabei kontinuierlich hochgehalten und die Atmosphäre ist auf Ernsthaftigkeit getrimmt. Die Story ist vorhersehbar und wandert auf den ausgelatschten Genrepfaden. Das geübte Thriller-Auge bemerkt schon sehr früh wohin die Reise geht und durchschaut den Plot auf Anhieb. Dadurch bleibt natürlich auch die Spannung größtenteils auf der Strecke. Somit ist auch der Thrill im Action-Thriller weg und was bleibt ist die Action. Von den im Titel angeteaserten 21 Bridges (Brücken), bekommt der Zuschauer auch nur sehr wenig zu sehen, denn obwohl Detective Andre Davis die komplette Insel abriegelt und somit lahmlegt, hat dies keine weiteren Konsequenzen. Man bekommt von diesem Szenario fast nichts mit und bietet auch keinen Mehrwert für den Film. Hier hätten sich die Macher mehr herauspicken müssen. Aufstände, Demos, Staus, Chaos oder irgendetwas anderes. Stattdessen bekommen wir diese „Ausnahmesituation“ nur am Rande geliefert, aber rein von der Atmosphäre spürt man nichts. Es hat für die Gangster keine Auswirkung und für den weiteren Verlauf keine Belange.
Dann kommen wir mal zu den Figuren. Die Charaktere, bis auf die der Hauptfigur, kratzen leider nur an der Oberfläche und Figuren wie die von J. K. Simmons sind reine Abziehbilder ohne jegliche Substanz. So verhält es sich auch mit dem restlichen Cast, die alle ihr Bestes geben, aber ihre geschriebenen Charaktere einfach zu wenig hergeben.
Aber, ja jetzt kommt die große Wendung in meinem Review, der Streifen macht dennoch Laune. Vor allem wenn man mit den alten Cop- und Action-Thriller der 70er oder 80er Jahre sympathisiert, so wie ich, denn dann kann man „21 Bridges“ durchaus etwas abgewinnen. Denn die Geschichte über einen harten Großstadtcowboy gegen bewaffnete Killer macht vor allem dann Spaß, wenn man seine Erwartungen runterschraubt. In „21 Bridges“ gibt es einen knallharten Cop, viel handgemachte, wenn auch nicht originelle, Shootouts und eine permanente Hatz durch die Nacht. Das alles verpackt, in einem absolut humorlosen Grundgerüst, mit einer durchaus interessanten Ausgangslage. Die Action ist handgemacht und bisweilen auch mit wuchtiger Härte versehen. Die Kugeln fliegen hier einem nur so um die Ohren und die Leichen stapeln sich in den zweistelligen Bereich. Das Tempo ist immer auf Anschlag, so dass sich fast keine Längen einschleichen konnten. Bei „21 Bridges“ werden keine Verschnaufpausen oder Gefangene gemacht. Noch dazu wird dem Zuschauer, der harte Alltag, die Gefahr und die Undankbarkeit, die so ein Job als Polizist mit sich bringt, vor Augen gehalten. Dies wird zwar nur angerissen und mit Klischees überladen, sollte aber dennoch löblich erwähnt sein.
Dann kommen wir zum Herzstück des Films und das ist in diesem Fall ganz klar der Hauptdarsteller. Chadwick Boseman hat das nötige Charisma, um so einen kantigen Kerl, einen knallharten Großstadt-Cowboy zu performen. Doch leider lässt das Drehbuch nicht viel Platz für Entfaltung oder fordert eine große Bandbreite an Emotionen ein. Doch Boseman macht das Beste daraus und ist mit das Beste am ganzen Film. Seine ernste Mimik und seine schlagfertige Präsenz bewirken eine gewisse Bedrohlichkeit und unterstreichen seinen mürrischen Charakter.
Fazit:
Ein geradliniger Action-Thriller, der seine Schwerpunkte auf ein hohes Tempo und bleihaltige Szenen statt auf ausgefeilte Charaktere oder einem originellen Plot legt. Was bleibt ist ein solider Old-School-Actioner mit einem guten Hauptdarsteller und vollgepackt mit handgemachter sowie wuchtiger Action.
Bild:
Das Bildformat liegt im 1920x1080p (2.40:1) @23,976 Hz vor und ist gestochen scharf, aber mir persönlich des Öfteren etwas zu dunkel. Die Farbgebung ist gelungen und das Bild wird flüssig wiedergegeben. Alles in allem ein gelungenes Bild, dass den Standards der Zeit entspricht.
Ton:
Deutsch: DTS-HD MA 5.1
Englisch: DTS-HD MA 5.1
Der Sound erfüllt seinen Zweck und es rumpelt und scheppert, als wäre man mitten im Kugelhagel. Auch hier gibt es nichts zu bemängeln.
Extras:
- Interviews mit Cast & Crew
- B-Roll
- Deleted Scenes
- Trailer
Danke für Eure Aufmerksamkeit und danke für Eure Lesezeit.
(Thomas P. Groh)
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