Sommer 2011. Das Wetter spielt mit und die Kulisse ist perfekt. Es warten 74.000 Zuschauer, um die deutschen Frauenfußballmannschaft im Berliner Olympiastadion mit ihrem ersten Spiel mitzureißen. Und damit geht für die Frauen ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Frauenfußball ist anerkannt und begeistert die Menschen. Jetzt heißt es nur noch: Beschere dem Publikum ein neues Sommermärchen! Doch leider kommt es anders, denn das Team scheitert im Viertelfinale an Japan.
„11 Freundinnen“ ist ein Dokumentarfilm von Sung-Hyung Cho (Full Metal Village) der den steinigen Weg der Mannschaft aufzeigt, um zu gewinnen. So bekommt der Zuschauer Einblicke in die monatelangen Vorbereitungen, dem harten Training, den unterschiedlichen Charakteren der Mannschaft und wie das Zusammenspiel funktioniert. Wir erfahren, wie Lira Bajramaj als Miss WM von den Medien gehandelt wurde oder lernen die etwas burschikosen Newcomerin Dszenifer Marozsán kennen. In der Dokumentation zeigt sich ein Bild von Frauen, die aus unterschiedlichen Branchen und mit verschiedensten Temperamenten ausgestattete sind kennen, die eine große gemeinsame Leidenschaft besitzen: Ihre Liebe zum Fußball.
Eindruck:
Es sollte das Sommermärchen der Frauen werden, ein Dokumentarfilm zum kommenden Titel, leider endete das Märchen viel zu früh. Dennoch ist es hoch anzurechnen, das dem Frauenfußball die Ehre zuteil wurde, ebenfalls ein filmisches Dokument zu bescheren.
Ein Vergleich mit Sönke Wortmann´s „Deutschland – Ein Sommermärchen“ stellt sich nicht. Sind die männlichen Kicker heute allgegenwärtig und präsent, so laufen die Damen eher in ihrem Schatten hinterher. Leider völlig zu Unrecht, der Dokumentarfilm zeigt das gestiegene Interesse an Frauenfußball, nicht nur durch die Medien, sondern auch an den wachsenden Fans, welches die vollen Stadien, wie das Eröffnungsspiel im Berliner Olympiastadion, eindrucksvoll belegen. Ich persönlich hatte das Vergnügen, bei der Frauenfußball Europameisterschaft 2017 in Holland, das Finale Live zu erleben. Und somit, wenn auch ohne deutsche Beteiligung, mal das Flair und die Atmosphäre zu genießen, es war ein Erlebnis.
Aber zurück zu den „11 Freundinnen“. Der Film zeigt alle Facetten der Spielerinnen, welche sich neben dem Fußball auch Gedanken um einen Job machen, sei es Polizistin zu werden oder Ernährungsberaterin. Das Ganze wird mit ehrlichen Aussagen in Interviews ungeschönt eingefangen, natürlich in ihrer privaten Umgebung. Es wird nichts hochglanzpoliert, nichts beschönigt und schon erst recht nicht vor eindrucksvoller Kulisse inszeniert.
Dieser intime Kontakt in ihrem heimischen Umfeld wirkt daher absolut glaubwürdig und die Statements der Spielerinnen erinnern nicht an die Standardphrasen ihrer männlichen Kollegen.
Auch die Einblicke in ihre Trainingswelt, sein es Team bildende Maßnahmen, ein Geburtstagsständchen für die Trainerin, beim Physiotherapeuten oder einfach beim eigentlichen Training. Hier wirkt alles natürlich, manchmal unfreiwillig komisch, aber aufrichtig. Damit kann man sich identifizieren, weil man vieles einfach nachvollziehen kann. Man merkt ihnen die Nervosität an, plötzlich im Mittelpunkt der Medien zu stehen genauso an, wie ihre Anspannung vor dem Spiel.
Somit ein Dokumentarfilm, der den Namen zu Recht trägt. Man bekommt einen unverstellten Einblick in die Welt des Frauenfußballs, natürlich gespickt mit Ausschnitten rund um die WM, sei es den Fans in und außerhalb des Stadions oder gut gewählte Szenen unserer 11 Freundinnen beim Spiel. Welche sich ebenso grundehrlich ins Gesamtbild einfügen, daher ein großartiger Dokumentarfilm für Fußballfans, nicht nur für weibliche!
Bild:
Das Bild ergänzt sich zum Tenor des Films, ohne Filtereinsatz und ausgewählter Location, wirkt es wie ein Blick aus dem Fenster. Alles ist natürlich und vermittelt bis auf die farbenprächtigen Szenen in den Stadien, eben das wahre Leben. Die Werte wie Schärfe, Kontrast und Schwarzwert liegen auf hohem Niveau, Ausreißer gibt es selten und sind nicht erwähnenswert.
Ton:
Der Ton vorliegend in Dolby Digital 5.1 wird ebenfalls unspektakulär eingesetzt. Bis auf das Jubeln der Zuschauer, welches imposant auf alle Boxen, eine raumfüllende Atmosphäre vermittelt und der vom Sub unterlegte Herzschlag, der Spielerinnen kurz vor Anpfiff des Spiels im Tunnel, sind das dominanteste. Die Interviews, Trainings, Freizeitlichen Aktivitäten fügen sich tonal sehr passend in das Ambiente ein, welches die Bilder vermitteln. Daher vieles recht Frontlastig, einzig die eingestreuten Musikschnipsel heben sich hervor, das aber sehr dezent.
Extras:
- Trailer
Testequipment:
JVC DLA-X35
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
(Hartmut Haake)
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